Der Erbe Dschainas
weitere zwei nördlich des Raumhafens. Sie schlugen sich besser als erwartet, stießen aber jetzt auf ernsten Widerstand seitens der alten Befestigungen rings um die Stadt. Lellan fluchte und stand auf.
Sie wandte sich an Polas. »Übernimm hier, Polas, und informiere mich laufend über die Konsole im Transporter.« Ehe Polas Einwände erheben konnte, fuhr sie fort: »Wie viel Zeit bleibt uns mindestens noch, bis ihre Landungsboote eintreffen?«
Polas blickte auf seine Bildschirme. »Falls die Flotte sofort startet – wozu sie keinerlei Anstalten trifft –, dann landen sie übermorgen. Ich würde trotzdem damit rechnen, denn ich denke nicht, dass sie noch lange zögern.«
Molat zerrte sich so langsam, wie er nur konnte, aus dem klebrigen Schlamm und fragte sich, ob er es wagen konnte, sich an den Hinterkopf zu fassen – bewegt von der Angst, dort mit den schmutzigen Fingerspitzen gebrochene Knochen und lebendiges Hirngewebe zu ertasten. Sogar die absichtliche Langsamkeit war noch zu schnell für ihn, und das Klingeln in den Ohren wälzte sich die Wirbelsäule abwärts und stampfte unterwegs auf jeden einzelnen Nerv. Er kotzte in die zerknitterte Atemmaske, würgte, während er sie sich vom Gesicht zerrte, und fummelte in dem Behälter an der Seite der Sauerstoffflasche nach einer Ersatzmaske. Als er diese schließlich auf der Nase sitzen hatte, rappelte er sich vorsichtig auf die Knie auf und probierte es dann mit den Füßen.
Was war inzwischen passiert? War die Schlacht vorbei? Umgeben von hohem Flötengras, während gleichzeitig das anhaltende Klingeln in den Ohren jeden anderen Laut übertönte, konnte er das nicht feststellen. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er etwa zwanzig Minuten lang bewusstlos gewesen war; er drehte sich in die, wie er hoffte, richtige Richtung und schleppte sich heimwärts. Den Panzer, der plötzlich vor ihm aufragte und das Flötengras platt walzte, konnte er nicht mehr als Freund oder Feind identifizieren, ehe er ihn umstieß und mit der Laufkette aus Schaumtitan in den Boden walzte. Vielleicht schrie er, aber er fand nicht mehr die Zeit, es zu hören.
Ein feiner grauer Nebel war zu sehen, der aus der Sprühmaschine strömte, bis die kreisrunde, luftdichte Tür dahinter zuging. Thorn hörte, wie die Maschine hinter der Tür weiter Kurs auf die Oberfläche nahm, begleitet vom dumpfen Stampfen der Komprimierer und dem Tosen der Plastonsprüher, um die Tunnel baulich zu stabilisieren; sie waren ursprünglich von den Panzern geöffnet worden, bislang jedoch einsturzgefährdet. Der Plastongeruch blieb beißend in der Luft hängen, während chemische Reaktionen im sich niederschlagenden Nebel auf Thorns Seite der Tür abliefen. Hätte er die Atemmaske nicht aufbehalten, dann, so wusste er, hätte er inzwischen gehustet und gewürgt, und seine Lunge wäre sauber mit grauem Epoxyd ausgekleidet gewesen – perfekt konserviert, aber vollkommen unfähig zur natürlichen Funktion.
Er stampfte wieder zum Tunnelausgang hinaus und betrachtete dabei die Infanterie, die dort saß, nach Korporalschaften getrennt, bereit, zur Oberfläche zu marschieren. Da es an schweren Panzerfahrzeugen und großen Transportern fehlte, benutzten diese Truppen grob zurechtgebastelte Antigravschlitten mit Impellern am Heck – und selbst davon waren nicht viele vorhanden. Thorn vermutete, dass diese Behelfsvehikel vor allem dazu dienten, die Soldaten und ihre Ausrüstung rasch zu einem Ziel zu befördern, worauf der Rest der Schlacht einen Fußmarsch nach sich zog.
Niemand kontrollierte mehr die eigenen Waffen, wie ihm auffiel – das war schon oft genug geschehen –, und die meisten hatten ihre Visiere ausgefahren und lasen die aktuellen Daten von der Schlacht, die derzeit über ihnen lief. Als sich die Soldaten schließlich aufrappelten und Gepäck und Waffen schulterten, kontrollierte Thorn das eigene Helmdisplay und stellte fest, dass Lellan den Befehl zum Aufbruch erteilt hatte. Er schulterte die eigenen Waffen und gesellte sich wieder zu Fethan und Eldene am Geländewagen.
»Sehen wir zu, dass wir in die Gänge kommen, ja?«, schlug er vor.
Das Mädchen hielt, wie er bemerkte, das Impulsgewehr weiter so fest umklammert, dass die Knöchel weiß hervortraten, und verfolgte den Aufbruch der Infanterie mit einer Art vager Entschlossenheit. Er legte ihr eine Hand auf die Schulter.
»Jemals so ein Ding gefahren?«, fragte er.
Sie starrte ihn an. »Nein.«
»Dann wird es Zeit, dass du es
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