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Der Erbe Dschainas

Titel: Der Erbe Dschainas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
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überlegen?«, fragte er sie.
    Mika drehte sich wieder zu ihm um, und ihre Miene entspannte sich zur behaglichen Überlegenheit des Lehrenden. »Mal abgesehen von der Tatsache, dass ihre Basis-Nanomaschinen unseren so weit überlegen sind wie der AGW einem Pferdekarren – ist auch die strukturelle Nanotechnologie so überaus … nützlich. Sie benutzt Nanomyzelien, was den Basismaschinen bei der eigentlichen Arbeit eine machtvolle Unterstützung bietet und eine fast augenblickliche Kommunikation zwischen ihnen ermöglicht. Im Wesentlichen liegt der Vorsprung an der Vernetzung verschiedener Maschinen, ihrer Organisation. Eine nützliche Analogie wäre der Bau einer Stadt: auf unserem technischen Entwicklungsstand muss man Tausend Steinmetze in Marsch setzen, jeder mit Bauplänen und Werkzeug für seine Aufgabe. Die Steinmetze erledigen zwar ihre Arbeit, kommen sich aber auch gegenseitig in die Quere, wiederholen Arbeitsgänge und machen auch richtige Fehler, alles aufgrund des sich entwickelnden Chaos. Dschaina-Nanotechnik arbeitet im Gegensatz dazu hierarchisch: jede Einheit kennt ihren Platz und ihre Arbeit, und damit ist jede Einbuße an Effizienz verhindert.«
    »Dschaina-Technik arbeitet also sozial«, stellte er fest.
    Mika betrachtete ihn erstaunt. »Ja, du hast Recht. Du hast vollkommen Recht.«
    Apis fuhr fort: »Vielleicht wäre ein besseres Bild von Ihren Steinmetzen in Dschaina-Begriffen so geschildert: Einer steht auf den Schultern der anderen, und alle reichen Werkzeug und Bausteine für die Burg nach oben weiter.«
    »Ja, so kann man tatsächlich die Myzeliumstrukturen, die sich derzeit in dir aufbauen, vereinfacht beschreiben.« Sie warf einen Blick auf ihren Laptop. »In zwei Solstan-Tagen brauchst du dieses Exoskelett nicht mehr. Bei Einsatz von Polis-Tech wäre ein vergleichbares Resultat erst in etwa einem Monat zu erreichen gewesen – und du hättest den größten Teil dieser Zeit zusammen mit den Naniten in einem Tank verbracht, überwacht von einer KI.«
    »Dann überwacht sich Dschaina-Technik selbst?«
    »Ja, das tut sie«, antwortete Mika leicht verdutzt.
    »Verfügt sie also über eingebaute KI?«
    Mika wusste darauf keine Antwort mehr, und Apis bemerkte, dass ihr Gesicht besorgte Faszination ausdrückte. Vielleicht lag es an ihrer früheren Unfähigkeit, Fragen zu stellen, dass sie die Möglichkeiten nicht vorhergesehen hatte. Dass keiner von der Gruppe verstanden hatte, was Drache mit den Worten meinte ›nicht mehr sie … es ist keine Rasse‹, schob er auf die Tatsache, dass sie alle in letzter Zeit eine Menge Stress gehabt hatten und die anderen das Dschaina nicht in sich wachsen fühlten.
    Skellor blickte auf den kleinen Schwefelmond hinab, und ihm wurde ein Fülle des Begreifens zuteil, die fast gottähnlich war, aber noch durchsetzt blieb von der Kleinlichkeit menschlicher Beweggründe – Zorn, Hass, Machtgier –, und er spürte einen Anflug von Enttäuschung, als sich die erste Rakete in die Oberfläche des Mondes bohrte. Es schien keinerlei Befriedigung zu bieten, das Unbelebte zu vernichten, etwas zu zerstören, das sein eigenes Schicksal nicht wahrnahm und weder Schmerz noch Angst spürte. Dann hämmerten die zweite, dritte und vierte Rakete in den Minimond, wobei die Einschlagspunkte gleichmäßig um den Äquator verteilt waren und so abgestimmt, dass sie auf die Rotation durchschlugen. Die sich anschließenden Explosionen brachten Tausende Quadratkilometer Oberfläche zum Einsturz und schleuderten riesige Staubwolken in gelben und schokoladenbraunen Schattierungen hervor, die wie Orbitalluftschlangen nachgezogen wurden und viel von den folgenden Ereignissen vor dem normalen menschlichen Auge verbargen. Skellors Sichtspektrum umfasste jedoch beinahe sämtliche Strahlungsemissionen, und so genoss er einen Tribünenblick auf die Verwüstung, die er angerichtet hatte.
    Jedes der Einsturzgebiete wurde durch sich rasch öffnende Fumarolen geflutet und verwandelte sich alsbald in einen See aus geschmolzenem Gestein. Ausgehend von diesen Seen öffneten sich riesige Spalten in der Oberfläche und verteilten sich, trennten Gebirge und verschluckten sie, verwandelten erstarrte Schwefelebenen in brodelnde Meere und liefen schließlich zu einem Netz zusammen, das den gesamten Mond umspannte. An diesem Punkt schlug die fünfte Rakete ein und riss den Mond auseinander: hier zog ein fünfzig Kilometer langer Asteroid Luftschlangen aus geschmolzenem Gestein nach, sein kaltes Gesicht

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