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Der Erbe Dschainas

Titel: Der Erbe Dschainas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
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Wolke brennender Splitter; wenig später sanken die Tortürme zu staubigen Geröllhaufen zusammen. Carl fuhr seinen Panzer auf einen dieser Haufen und blickte von dort, sobald sich der Staub verzogen hatte, in die Stadt hinunter. Vor ihm lagen die versiegelten Komplexe und Türme, die unterirdischen Tunnel und überdachten Parks und Treibhäuser, aus denen diese Ansiedlung bestand – ein Ort, den man einfach ›die Stadt‹ nannte und von dem man zuzeiten vergaß, dass er einmal ›Heldenmut‹ geheißen hatte; andererseits war es nicht schwierig, so einen Namen an einem Ort zu vergessen, an dem ein einziger falscher Schritt den Tod bedeuten konnte und wo Leute schon Schulden machten, indem sie nur Luft holten.
    »Ich wünschte, wir könnten dort einfach schnurstracks hinein«, sagte Beckle.
    »Damit würden wir Tausende töten«, warnte Targon und wurde damit erneut als ihr kollektives Gewissen tätig. »So geht das nicht.«
    Carl beobachtete die Soldaten der Theokratie, die zwischen den Häusern verschwanden, und schwenkte dann den Blickwinkel über sie hinaus. Über dem Schachbrett aus Teichen rückte jetzt die eigene Infanterie auf ihren Gravoschlitten an, deren Impeller hinter ihnen Gischt aufpeitschten und hektische Betriebsamkeit der Squerme in ihren Teichen hinterließen. Carl lauschte dem, was über die Komverbindung hereinkam, und blickte zu Uris hinüber, der die gleichen Instruktionen in Form von Text und logistischen Diagrammen erhielt; dann fuhr Carl den Panzer wieder rückwärts vom Schutthaufen herunter.
    »Ich hätte ein paar erwischen können«, sagte Beckle. »Ich bin nicht so unpräzise.«
    »Zu viel Kollateralschaden«, wandte Carl ein. »Außerdem kommt Lellan jetzt mit ein paar Transportern heraus, und wir schließen uns dem Angriff auf den Raumhafen an.«
    Er drehte den Panzer auf seinen Ketten ganz herum und fuhr mit vollem Tempo um die Stadt – weg von wild gewordenen Raketenwerfern, ob nun handbedienten oder auf Stativen montierten. Seiner Crew gegenüber erwähnte er nicht, dass sie einer von nur drei verbliebenen Panzern waren, die jetzt beim Angriff auf den Raumhafen mitwirken würden. Er fand nicht, dass diese Information hilfreich oder ermutigend gewesen wäre.
    Während Stanton dem Funkverkehr auf Lellans Gefechtskanälen zuhörte, hielt er sich das Proktorenfernglas vor die Augen und sah sich die ersten Explosionen an, als eine schwere Impulskanone das Feuer auf die Kräne des Raumhafens eröffnete. Die Antwort erfolgte augenblicklich: Panzerwagen jagten brüllend über die riesigen Platten aus geschäumtem Plaston, um sich den Angreifern entgegenzustellen; Transporter der Theokratie stiegen auf, umgeben von ganzen Schwärmen aus Aerofans; Feuer und Raketen und Explosionen beherrschten die Szenerie einfach zur Gänze. Stanton senkte das Fernglas und blickte auf den Mann hinab, dem er es abgenommen hatte: jung, unerfahren, arrogant in seiner frisch errungenen Machtposition, und Stanton hatte weniger Spaß daran gehabt, ihm das Genick zu brechen, als bei dem Separatisten Lutz. Nichtsdestoweniger war Aberil Dorth vor all den Jahren diesem jungen Mann sehr ähnlich gewesen, und man musste sich nur mal betrachten, was aus ihm geworden war.
    Stanton bückte sich, zerrte den Mann an die Reling des Aerofans und kippte ihn hinüber, sodass er auf den feuchten Boden zwischen großen Blättern des einheimischen Rhabarbers platschte – und die nackte Haut von Spritzern aus schwarzem Schlamm übersät wurde. Wäre er kleiner oder dünner gewesen, hätte Stanton einen anderen Proktor von ausreichendem Leibesumfang suchen müssen, da es ihm vor allem um die Uniform ging, obwohl er sich auch über den Aerofan freute, der ihn rascher zum Raumhafen bringen würde. Sein Opfer wäre besser weniger sorglos gewesen in der Verfolgung einer Person, die es für einen flüchtigen Arbeiter gehalten haben musste. Die Dinge hätten sich dann womöglich anders entwickelt – seltsam waren die Wege der glücklichen Fügungen!
    Keinerlei Anfragen gingen ein, während Stanton den Aerofan über die Zäune und Elektromag-Geschütztürme auf dieser Seite des Raumhafens steuerte, und auch nicht, als er neben einem großen Bettgestell von Shuttle landete, das gerade gewartet wurde – wenn auch derzeit nichts von der Wartungsmannschaft zu sehen war. Stanton packte seinen Rucksack, stieg aus dem Aerofan und machte sich auf den Weg über die Morgen aus Plaston, wobei er seine Umgebung mit einem Gefühl betrachtete,

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