Der Erbe Dschainas
von etwas gebildet, das einmal ein Gebirge gewesen war; dort spaltete sich eine riesige Scheibe aus Schwefelfeuer in kleinere Kugeln auf, die zu einem Material ähnlich schwarzem Glas abkühlten; eine leuchtende Gaswolke breitete sich aus, drehte sich, zog sich dann durch die Schwerkraft wieder zu einer Scheibe zusammen.
Skellor betrachtete all das mit dem Auge des Physikers, ehe er die Schlepper der Occam losschickte, um nach geeigneten Trümmerstücken zu suchen. Wie Wölfe, die sich ihre Bahn durch Herden großer brauner Büffel bahnten, verteilten sich die Schlepper und wählten die Kalbsbrocken aus, um sie zu packen und zum Mutterschiff zu schleppen. Während dieses Vorgangs konzentrierte sich Skellor nach innen.
Er war allumfassend geworden, aber noch arbeiteten nicht alle seine Systeme perfekt – noch blieb viel zu tun, und bald hatte er das Rohmaterial, das er brauchte, um die Dschaina-Architektur durch das ganze Schiff auszubauen. Mit Hilfe dieser Architektur würde er die absolute Kontrolle über alle Anlagen an Bord erhalten, und vielleicht konnte er dann das vertraute Murmeln dessen zum Verstummen bringen, was vom Bewusstsein der Kommandocrew übrig geblieben war, oder zumindest ausreichende Kontrolle erhalten, damit ihm solche Dinge nicht mehr zur Last fielen. Auf einmal überwältigte ihn jedoch die Neugier auf die Funktionsweisen des Denkens, dem er sich so rasch entfremdete, und so studierte er das, was seine Leute … absonderten.
Dannys Bewusstsein verriet nur ein leises Brummen der Instinkte, die mit Sex und Fortpflanzungstrieb zu tun hatten – etwas, das meist dann die stärkste Kraft erlangte, wenn die Auslöschung drohte. Der Mann, der die Subraumtriebwerke steuerte – Skellor kannte den Namen nicht, hatte er diese Information doch als irrelevant eingestuft und gelöscht – lauschte einer Musik wie von einem Endlosband. Skellor griff auf die Datenbank der Occam zu, die er erst kürzlich absorbiert hatte, und identifizierte die Melodie als ein Klarinettenkonzert von Mozart – nicht die übliche leicht verdauliche Musik, die sich ein separatistischer Kämpfer auf Cheyne III reinzog. Das Gemurmel von Aphrans Verstand war so etwas wie ein Zwiegespräch – die Parodie einer Verrückten, die mit sich selbst redete.
»Es hat Grenzen, alles hat Grenzen! Gehe darüber hinaus, und die Technologie, die du vom Feind erbeutest, fickt dich, und du wirst selbst zum Feind.«
»Aber sie wurde nicht vom Feind erbeutet, sondern von dem wunderbaren Skellor, den ich liebe und der sie seinerseits aus den Artefakten einer toten Lebensform gewann.«
»Ist egal, es hat trotzdem Grenzen: elektromagnetische Gewehre sind okay, aber alles, was selbst zu denken beginnt, ist zweifelhaft. KIs sind die Grenze. Dschaina-Zeug ist KI – fast lebendig. Nein, nicht weiter als bis hier!«
»Was ist mit Mr. Crane? Er hat auch aus eigener Kraft gedacht, und er hätte dieses Arschloch Cormac beinahe in die Pfanne gehauen. «
»Er war instabil und gefährlich. Wie viele unserer eigenen Leute hat er umgebracht?«
Skellors Neugier war weiter angestachelt, und er durchsuchte augenblicklich Aphrans Verstand nach allen Informationen über diesen Mr. Crane. Eine halbe Sekunde später war er auf dem gleichen Informationsstand wie sie. Umschlossen von der Dschaina-Architektur schnaubte er geringschätzig. »Ein Metallhaut-Golem aus Messing – eine so simple Maschine!«, sagte er laut.
» Yeah, und wie viel besser warst du mit Dschaina-Tech und einem verdammten Schlachtschiff der Deltaklasse?«, hielt ihm eine der beiden Aphrans entgegen.
Die andere versuchte das mit den Worten zu überbieten: »Ich liebe dich ich liebe dich ich liebe dich Skellor!«
Das hinderte ihn aber nicht daran, den besten Weg zu finden, wie er ihr wehtun konnte … ihnen beiden, und es war befriedigender für ihn als die Vernichtung eines Minimondes.
Kapitel 14
» Und so geschah es, dass im fünfzigsten Jahr der Kolonie der Welsaran seine Behausung unter der Brücke der Psalmen bezog und das niedere Volk der Farmen arg plagte; und am fünfzigsten Tag des fünfzigsten Jahres kamen zwei Teicharbeiter zu dieser Brücke, Sober und seine Frau Judge.«
Das Bild im Buch zeigte ein ungeheuer fettes Paar, das noch grotesker wirkte durch die riesigen grünen und roten Skoles, die fast mit den nackten Brüsten verschmolzen schienen. Sober und Judge trugen nur Kniehosen und offene Hemden und wirkten beide so forsch und hässlich, dass es schwierig war,
Weitere Kostenlose Bücher