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Der Erbe Dschainas

Titel: Der Erbe Dschainas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
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um Polas' Worte zu benutzen.«
    Carl gab diese Informationen in knappen Worten an seine Crew weiter.
    »Scheint mir immer noch zu einfach«, bemerkte Beckle, der die Maske der Zielerfassung wegschob und müde Carl anblickte.
    »Ist es auch«, bestätigte Carl mit ausdruckslosem Gesicht. »Alle Karten sind neu gemischt, seit die Lasersatelliten nicht mehr existieren.« Er starrte jetzt auf den Bildschirm, auf den Uris sämtliche Kommandosignale weiterleitete. »Falls ihr euch dann besser fühlt: Polas hält mich über die Lage da oben auf dem Laufenden. Die Flotte ist inzwischen unterwegs mit den Truppen aus Barmherzigkeit, sodass wir wahrscheinlich jetzt jeden Tag mit einem ganzen Schwall neuer Truppen der Theokratie zu rechnen haben, die uns auf die Pelle rücken.«
    Nachdem diese Bekanntmachung kurz Stille herbeigeführt hatte, mischte sich Uris mit den Worten ein: »Dann müssen wir den Raumhafen so schnell wie möglich einnehmen.«
    »Ja«, pflichtete ihm Carl bei. »Falls sie mit den Schiffen der My-Klasse landen können, haben sie die Chance, schwere Panzerfahrzeuge auszuladen. Ohne den Raumhafen müssen sie Landungsboote und Infanterie einsetzen und damit draußen auf den Ebenen landen, da man hier in der Gegend nicht genug freie Flächen findet.«
    »Das wird blutig«, meinte Paul.
    Carl musste an das Blutbad zurückdenken, das sie eben erst angerichtet hatten, und fragte: »Was meinst du mit wird?«
    Die Sonne ging gleich nach Kalypse unter; ihr Licht wurde vom Gasriesen zu einer kurzen Flut reflektiert, unter der sich die Landschaft golden färbte. In weniger als einer halben Stunde verblasste dieses seltsame Licht, und die Wolken über dem Horizont hinter dem Riesenplanet und Sonne versanken, erinnerten an ausgewalzte Marshmallows in Pastellschattierungen von Grün, Blau und Rot vor dem Hintergrund eines rostorangenen Himmels.
    »Das liegt an Staub und Rauch«, bemerkte Cormac. »Luftverschmutzung erzeugt die schönsten Sonnenuntergänge.«
    Apis hörte kaum, was der Agent sagte, da Schmerz und Zorn in ihm brodelten und sich wie eine Faust um seine Eingeweide schlossen – oder vielleicht lagen die körperlichen Schmerzen auch am ständigen Zug der Schwerkraft, an der Einsperrung in diesem dunklen Gravitationsschacht. Letzten Endes schienen die Worte ›meine Mutter ist tot‹ keine echte Bedeutung zu haben, ebenso wenig wie Wendungen der Art: »Miranda wurde zerstört … ich bin der einzige Überlebende des angeblichen Rettungsschiffes, das seinerseits von Drache vernichtet wurde … ich habe dreiundzwanzig Mitüberlebende umgebracht, weil sie mich töten wollten … das KI-Schlachtschiff, das mich dann rettete, wurde wiederum von einem verrückten Separatisten gekapert, der dafür die Technologie einer seit fünf Millionen Jahren ausgestorbenen Lebensform benutzte – dieselbe Technologie, die mich jetzt unter einer Schwerkraft am Leben hält, die mich sonst umbringen würde.«
    »Wie geht es dir?«, fragte ihn Mika plötzlich.
    Apis sah sie an. Cormac und Gant hatten ihm gesagt, dass ihre Fähigkeit, Fragen zu stellen, eine neue Errungenschaft war, und er konnte erkennen, dass es ihr schon reichte, einfach nur die Frage gestellt zu haben. Nicht, dass sie noch eine spezielle Antwort benötigt hätte – das in seinem Körpergewebe wachsende Nanomyzelium, das ihn von innen her neu aufbaute, überwachte ihn mit einer Intensität, die sogar über die Fähigkeit eines Autodoks hinausging, und soweit Apis verstand, lieferte es Meldungen an die CPU seines Exoskeletts, die sie dann an Mikas Laptop weitersendete.
    »Ich lebe noch«, antwortete Apis.
    Mikas Gesicht verriet kurz Verwirrung; dann wandte sie sich ab und betrachtete die übrigen Mitglieder ihrer Gruppe, wie sie sich durch Flötengras schleppten, das bis auf Knöchelhöhe niedergemäht worden war. Apis kam der Gedanke, dass Mika zwar gelernt hatte, Fragen zu stellen, aber erst noch herausfinden musste, was sie mit den Antworten anfangen sollte – wie es schien, breiteten sich gänzlich neue Landschaften der Konversation vor ihr aus, und sie litt in dieser Hinsicht noch an Platzangst.
    Er beschloss, selbst eine Frage zu stellen, mehr um ihr Unbehagen zu lindern, als um eine Antwort zu erhalten. Obschon er auf intellektueller Ebene wusste, dass er Kenntnisse über all das, was geschah, haben sollte, war es ihm auf Gefühlsebene einfach gleichgültig.
    »In welcher Hinsicht ist die Dschaina-Nanotechnik, die Sie benutzen, der Polis-Version

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