Der Erbe Dschainas
wir da sind! Gott schütze die Gläubigen! «
Aberil zuckte zusammen über Cobans beiläufig hingeworfene Bemerkung »Gott schütze …« – dieser Mann empfand wie so viele Armeeoffiziere nicht genug Angst vor seinen Vorgesetzten, um sich der nötigen Aufrichtigkeit im Ton zu befleißigen. Das war etwas, womit sich Aberil würde befassen müssen, sobald die aktuelle Krise überstanden war. Derzeit war General Coban zu erfahren und zu nützlich, um es sich mit ihm zu verderben.
Nun wandte sich Aberil ganz seinem ausgewählten Stab zu und sagte laut: »Wir müssen unseren Streitern für die kommende Schlacht ihren Willen lassen, aber künftig wird nötig sein, sie wieder mehr an die Kandare zu legen. Zu lange sind sie, denke ich, in den Grenzen von Barmherzigkeit eigene Wege gegangen.«
Es wurde viel genickt und mit grimmiger Miene Zustimmung ausgedrückt – er hatte diese Leute schließlich selbst ausgesucht und wusste, dass sie mit ihm auf einer Linie lagen. Er genoss ihre Gesellschaft, und bei ihnen wusste er genau, wo er stand: an der Spitze.
»Jetzt wird es Zeit, dass wir von Bord gehen. Unser Landeplatz liegt in der Wildnis, hundert Kilometer südlich von Heldenmut, und von dort aus werden wir mit unüberwindlicher Schlachtreihe über den Feind hereinbrechen!«
»Erster Commander Dorth, was machen wir, wenn Rebellen zu den Höhlen flüchten?«, fragte Speelan – ein schmales und engagiertes Individuum, über das Aberil zuzeiten auch Zweifel hegte.
»Letztlich haben wir immer noch Ragnarök, aber das weiß Lellan auch, und so wird sie ihren Truppen nicht gestatten, sich zurückzuziehen. Ihr wird klar sein, dass Gnade weder gewährt noch erwartet wird.«
»Sollen wir ihnen unter die Erde folgen, wenn sie doch fliehen?«, wollte Speelan wissen.
»Nein, wir schließen nur die Zugänge und schnitzen RUHT IN FRIEDEN in das Gestein über ihnen.«
Nach dem pflichtschuldigen Gelächter zog sich Aberil an den Seilen entlang zur Ausstiegsröhre der Brücke, dicht gefolgt von seinen Offizieren und Burschen. Bald erreichten sie auf den verschlungenen Wegen dieses Schiffes der My-Klasse die chaotische Welt der Hangars für die Landungsboote, wo Männer in weißen und blassblauen Uniformen, bedeckt mit Zitaten aus den Schriften, ein wenig Erleichterung von den beengten Verhältnissen an Bord der Boote fanden, in denen sie so dicht gepackt untergebracht waren wie Kugeln in einem Magazin. Viele dieser Männer beteten, wie Aberil feststellte, während andere mehr Trost darin fanden, ihre Waffen und Körperpanzerungen zu kontrollieren. Ihn ärgerte, dass keiner von ihnen angesichts seines Erscheinens still und aufmerksam genug wurde, und dass diejenigen, die sich verneigten oder salutierten, dies mit lässigem Mangel an Respekt taten.
Das Führungsboot war doppelt so groß wie die anderen, dieweil es die Kommunikationsanlagen mitführte, schwere Impulskanonen von Polis-Bauart und den Luxus von Gravoplatten sowie ein zivilisiertes Maß an Freiraum. Aberil war froh, wieder an Bord zu sein, und sobald er sich neben den Piloten vor all die Monitore und Logistikdisplays gesetzt hatte, genoss er wieder das Gefühl, alles unter Kontrolle zu haben. Jeder Person von außerhalb der Theokratie wäre sofort das Fehlen eines Funkgeräts vor Aberil aufgefallen, denn eine solche Person hätte einer Gesellschaft entstammt, in der man die freie Entscheidung hatte, ob man einen Verstärker trug oder nicht.
» General Coban, wie sieht es aus?«
Der General raunzte über den Äther zurück: »Landung in zwei Stunden. Lellans Truppen scheinen in Auflösung begriffen; manche sind auf dem Rückzug nach Heldenmut, und manche fahren einfach wieder in die Wildnis hinaus.«
Aberil warf einen prüfenden Blick auf seine Bildschirme und fand diese Angaben bestätigt. Er wandte sich seiner Kommandocrew zu, die sich gerade vor die diversen Konsolen setzte.
»Wie lautet Ihre Einschätzung?«, fragte er einen fetten Maulwurf von Mann, der sich Torthic nannte und der Logistikoffizier dieser Gruppe war.
»Sieht aus wie ein Streit unter Dieben«, antwortete der Mann, während er die eingehenden Daten sichtete. »Oder der Kopf wurde abgeschlagen. Wir wissen, dass ein Transporter bei ihrem einleitenden Angriff zerstört wurde.«
Aberil öffnete den Rundspruchkanal seines Verstärkers: »Alle Mann zurück in die Landungsboote. Wir leiten den Landeanflug in einer halben Stunde ein.« Dann lehnte er sich zurück und dachte über die bevorstehende
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