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Der Erbe Dschainas

Titel: Der Erbe Dschainas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
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flachen Rumpf aus und gab ihm mit einer ungeduldigen Geste zu verstehen, er solle ihr folgen. Er tat wie geheißen; es hieß, wie er sich erinnerte, dass Kriegsschiff-KIs und ihre diversen Sub-KIs verrückt waren. Es hatte etwas damit zu tun, dass sie es mies erwischt hatten, was ihre Aufgabenstellung anbetraf. Ein Schiff wie die Occam Razor war effektiv der Körper der sie steuernden Intelligenz, und sie war nur für gewaltige Zerstörungen und Gemetzel konstruiert. Occam, die KI, verbrachte die meiste Zeit damit, metaphorische Däumchen zu drehen.
    Die Drohne führte Cormac zu einem Schwebeschacht, in dem er mit mehr als der üblichen Geschwindigkeit aufwärts getragen wurde. Die Drohne schwebte wie eine Krabbenpanzerung neben ihm, die Metallarme unter sich gefaltet. Obwohl sie nur schwarze Knopfaugen aufwies, die gleichmäßig auf der Umrandung verteilt waren, schien sie ihn missbilligend anzufunkeln. Das irisförmige Schwerkraftfeld bremste ihn auf der Zielhöhe ab, und die Drohne führte ihn hinaus in Tomalons Behausung.
    Die wie ein Distelkopf seitlich aus dem Schiff ragende Brücke war völlig mit Kettenglas überdacht und gesäumt mit Konsolen, die an komprimierte Massen von Wunderlampen erinnerten. Montiert auf Säulen, die in den schwarzen Glasboden eingelassen waren und in denen dicke Bündel optischer Kabel wie Synapsen flackerten, breitete sich ein Bogen aus Kommandositzen gegenüber den Kettenglasfenstern links von Cormac aus. Nur der Sitz in der Mitte war besetzt.
    Tomalon saß dort wie irgendein König aus alter Zeit auf seinem Thron, nur waren König und Thron eins. Tomalon war ein dunkelhäutiger, gedrungener Mann ohne jede Behaarung – wahrscheinlich weil Haare ein störendes Element für die vielen metallischen und kristallinen Verbindungen gewesen wären, die seinen ganzen Körper bedeckten und den Eindruck erweckten, er litte an irgendeiner exotischen Hautkrankheit. Tomalons Körperoberfläche war ein Stecker, und der Kristall- und Keramo-Kompositstuhl, auf dem er saß, bildete die Steckdose. Sie verband ihn – so eng, wie ohne Gefahr möglich – mit der KI der Occam Razor. Aus dem Zentrum seiner Gehäuse und Stränge von optischen Kabeln heraus sah der Kommandant Cormac an.
    »Diese Nachricht«, erinnerte ihn Cormac.
    »Die Drohne«, sagte Tomalon und legte den Kopf schief, »wird Sie hinführen.«
    »Was meinen Sie mit hinführen?«
    Tomalon erklärte: »Die für Sie bestimmte Nachricht ist ein Total-VR-Paket. Darüber hinaus weiß ich nichts, außer dass sie von Earth Central stammt. Occam weiß mehr, aber mir ist nicht gestattet, Ihnen zu sagen, was er weiß.«
    Cormac starrte den Kommandanten kurz an, während sich der Mann zurücklehnte und seine Augen langsam trübweiß wurden – eine Art Reaktion auf die optische Direktverkabelung –, und blickte dann finster durch die Kettenglasfenster auf den Planeten hinunter. Weitere sinnlose Verzögerungen – wozu das ganze überflüssige Drama?
    »Dann bringen wir es hinter uns«, brummte er und wandte sich ab.
    Cormac nahm eine stehende Haltung ein, die Hände in der Haltung eines Pharaos und die Augen geschlossen. Er wahrte diese Haltung, bis er einmal gleichmäßig ausgeatmet hatte, und ging dann zu einer Folge von Fausthieben, Tritten und Kopfstößen über, um fünf Gegner auszuschalten. Er beendete die Kata wieder in der Pharaonenhaltung, holte einmal ruhig Luft, entspannte sich.
    »Sie sind sehr schnell«, sagte jemand.
    Oh Scheiße!
    Die Turnhalle sollte eigentlich nur Narbengesicht und ihm Zutritt gewähren, also musste dieser Mann irgendwie an dem Drachenmann vorbeigekommen sein. Er wirkte jung und sehr fit, was nicht unbedingt hieß, dass auch nur eins davon zutraf, und er trug ein Gi, sodass er eindeutig nicht als Zuschauer hier war. Cormac sah ihm entgegen, während er näher kam, und entdeckte ausgeprägte japanische Züge an dem Fremden sowie etwas Vertrautes. Fünf Schritte vor Cormac verneigte sich der Japaner nach Kämpferart – das heißt, er wandte nicht ein einziges Mal den Blick von Cormac –, und Cormac erwiderte den Gruß.
    »Wer sind Sie?«, wollte Cormac wissen.
    Der Mann lächelte und glitt in eine Kampfhaltung. Cormac folgte seinem Beispiel. Er reagierte gelassen auf die Herausforderung; er wusste, dass er gut war, und hatte sich auch schon aufgewärmt, während sein Gegner womöglich nur den erstgenannten Vorzug genoss. Sie attackierten einander und tauschten ein paar prüfende Schläge aus, die alle

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