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Der Erbe Dschainas

Titel: Der Erbe Dschainas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
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mühelos abgewehrt wurden. Im Augenwinkel sah Cormac, dass Narbengesicht die Turnhalle betrat und den Kampf mit verschränkten Armen betrachtete wie irgendein väterlicher Sensei. Seltsamer und immer seltsamer!
    »Hat Narbengesicht Sie hereingelassen?«, fragte Cormac und zielte mit einem blitzschnellen Tritt seitlich auf den Kopf des Gegners, als wollte er seinen Punkt unterstreichen.
    »Er weiß, dass ich nur die besten Absichten verfolge«, sagte der Fremde, nachdem er dem Angriff erfolgreich ausgewichen war. Er konterte nun mit drei rasch aufeinander folgenden Tritten, deren letzter – ein Vorstoß, der im letzten Augenblick durch Drehung in einen Angriffsbogen umgewandelt wurde – Cormac beinahe den Kopf von den Schultern riss. Cormac sprang zurück und erwiderte den rasch nachfolgenden Schlag mit einem Halbmondtritt. Dann ging er selbst zum Angriff über – und das ernsthaft. Jener letzte Tritt von eben hätte ihn wirklich verletzen können. Das sollte also wohl kein Spiel sein. Sie wechselten jetzt Schläge mit einer solchen Geschwindigkeit, dass ein beiläufiger Zuschauer ihnen nicht mehr hätte folgen können. Cormac spürte, wie eine Rippe des Gegners unter einem seiner Angriffe nachgab, wenig später geschah dasselbe mit einer seiner eigenen Rippen. Kaum, dass er sich versah, krachte ihm nun ein Fuß an die Schläfe, und plötzlich wurden ihm die Beine weggezogen. Er fand sich auf dem Rücken wieder, und die zum Angriff gestreckten Finger des Gegners schwebten über seinem Hals.
    »Sie sind schnell«, räumte er schwer atmend ein.
    Der ›Japaner‹ wich zurück, zuckte die Achseln und wirkte auf einmal viel älter. Cormac erkannte ihn sofort.
    »Sie sind selbst gar nicht so langsam, Ian Cormac. Sie sind der Erste seit langem, der sich so gehalten hat.« Der Mann drückte sich eine Hand auf den Brustkorb, und ein Klicken ertönte. Er zuckte erneut die Achseln und richtete sich kerzengerade auf. Die angeknackste Rippe schlug sich nirgendwo in seiner Haltung nieder. Cormac rappelte sich mühselig auf. Seine kaputte Rippe tat erst jetzt allmählich weh.
    »Hier, lassen Sie mich mal ran«, sagte Blegg, streckte die Hand aus und drückte Cormac die Handfläche auf die Brust. Wärme strömte hinein, und die Schmerzen legten sich.
    »Wie zum Teufel haben Sie das gemacht?«, wollte Cormac wissen.
    Blegg lächelte und deutete mit einem Wink auf ihre Umgebung. »Hier drin kann ich alles tun – wie Sie auch, falls Sie das wollten«, sagte er.
    Cormac ging zu einer Seite des Raums, griff nach einem Handtuch und wischte sich das Gesicht ab.
    Er bedachte den Drachenmann mit berechnendem Blick. »Irgendwas Interessantes gelernt?«
    Narbengesicht zeigte die Zähne.
    Cormac wandte sich wieder Blegg zu, der ihm gefolgt war und kein bisschen zu schwitzen schien. Was meinte er mit ›kann ich alles tun‹? Dann wurde Cormac plötzlich klar, was diese Bemerkung womöglich implizierte. Er streckte das Handtuch aus und ließ es fallen, und mit nur leiser Willensanstrengung fing er es mitten in der Luft wieder auf.
    »Total-VR?«
    Blegg nickte einmal.
    »Wie viele meiner Erinnerungen werden unterdrückt?«, wollte Cormac wissen.
    »Genug für die höflichen Floskeln, aber jetzt werden Sie sich an Ort und Zeit erinnern.«
    Und so geschah es. Cormac erinnerte sich an seinen Einsatz auf Samarkand – jenem Planeten, verwüstet von dem außerirdischen Wesen, das sich ›Drache‹ nannte –, dann den langen Aufenthalt auf der Erde, nachdem er viel zu viel Zeit mit dem Versuch verbracht hatte, die Quelle eines Mordvertrages gegen ihn zu finden – nur um zu erfahren, dass es Drache war, der seinen Tod wünschte. Ob dieser Vertrag jedoch von der Kugel abgeschlossen worden war, die er getötet hatte, oder einer anderen, das wusste er nicht – denn Drache bestand inzwischen im Prinzip aus vier Wesen, jedes eine lebendige Kugel von einem Kilometer Durchmesser. Während dieses Aufenthalts hatte er, nicht zum ersten Mal, darüber nachgedacht, ob er in den Ruhestand treten sollte, die Idee aber rasch wieder verworfen. Darauf schloss sich die rasche Lösung eines Problems an, bei dem es um eine kleine Gruppe Amphibienadaptierter Separatisten auf Europa ging, was dann zur Hetzjagd auf einen Biophysiker namens Skellor führte, den die Earth Central Security damals schon eine ganze Weile im Auge hatte. Die Hetzjagd hatte lange gedauert, war aber nicht besonders schwierig gewesen – denn Skellor strahlte ein Leitsignal aus einem

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