Der Erbe Dschainas
den Drachenmann. »Keine Spiele, Agent Cormac! Dafür haben wir jetzt keine Zeit.« Und damit ging Blegg zur Tür des Dojos. Cormac zögerte einen Augenblick lang, ehe er ihm folgte. Es stellten sich noch mehr Fragen; das war immer so. Als er auf den Korridor hinaustrat, war Blegg verschwunden – eine echte Mischung aus Cheshire-Kater und verrücktem Hutmacher. Cormac kehrte in den Dojo zurück und schloss die Augen.
»Programm beenden«, sagte er knapp.
Jetzt spürte er, wie er wieder die Ursprungshaltung einnahm: die Pharaonenhaltung wie in der Kata. Die Temperatur wechselte abrupt, und er spürte ein kribbelndes Stechen an den Kopfseiten. Als diese Empfindung aufhörte – was verriet, dass die Nanofasern aus der Hirnrinde zurückgewichen waren –, hob er die Hand und entfernte die Verstärkerklammer. Als er die Augen öffnete, sah er die Schiffsdrohne vor sich schweben, und weitere Blicke zeigten, dass er wieder in der VR-Kammer der Occam Razor war.
»Wir fahren nach Elysium, und nach dem zu urteilen, was ich darüber weiß, ist das wirklich ein höchst unpassender Name«, sagte er und stieg aus dem Haltegerüst.
Die Drohne hüpfte in der Luft, während sie zweifellos diese Information an Tomalon weitergab.
Die gesamte Separatistenbasis lag verpackt und festgezurrt in einem der riesigen Laderäume und nahm nur einen kleinen Teil davon ein. Ein von der Decke bis zum Boden reichendes Schimmerfeld trennte diesen Teil vom restlichen Laderaum, zweifellos um jede Vergeudung des Edelgases zu vermeiden, das gerade hineingepumpt wurde. Skellor betrachtete die Sicherheitsdrohne, die wie eine Artdeco-Lampe an der Decke hing, und während er in seinem Schutzanzug schwitzte und panisch die dahintickende Luftvorratsanzeige in einer der unteren Ecken des Visiers verfolgte, rief er ein bestimmtes Viren-Unterprogramm in seinem Verstärker auf. Inzwischen fiel ihm das leichter. Er empfand die Kristallmatrix-KI nicht mehr als von ihm selbst getrennt – inzwischen war er selbst es, der sich an das Programm erinnerte, und er war es, der die Softverbindung zur Sicherheitsdrohne öffnete.
Die Verbindung etablierte sich mit einem für ihn fast hörbaren Klicken. Er spürte, wie sich das Unterprogramm dadurch hinauflud, und er verfolgte mit, wie das Programm aus dem temporären Speicher seines Kristallmatrix-Verstärkers lief wie Säure aus einer unverkorkten Glasflasche. Mit dem geistigen Auge folgte er dem Programm und sah die internen Abwehrvorkehrungen der Drohne wie Informationsrauch hervorquellen, und im virtuellen Raum löschte er sie. Dann tötete er die Drohne, zog sich zurück und verfälschte ihre Aufwärtsverbindung zu Occam; nur ein Programm reagierte jetzt noch auf das ständige Abfragesignal der Schiffs-KI und gaukelte ihr vor, die Drohne wäre weiter einsatzfähig.
Skellor stieß keuchend die Luft hervor, senkte die Hand und tastete nach dem Ausschalter. Um ihn flackerte die Luft, und er wurde sichtbar, wie er dort neben einem Stapel Kisten unterhalb der Drohne stand. Er warf einen Blick auf den Chamäleonware- Generator an seinem Gürtel – ein Gegenstand, der einem großen weißen Schneckenhaus mit einer Sensorkonsole in der Öffnung ähnelte – und stellte fest, dass sich die Chamäleonware nur Minuten später von selbst abgeschaltet hätte. Er legte die Hand auf die glänzende Oberfläche des Apparats und spürte, wie heiß er war – bislang hatte er keine Möglichkeit gefunden, einen persönlichen Generator länger als ein paar Stunden in Betrieb zu halten, ohne ihn zu überlasten, dieweil die Energieanforderung eines solchen Geräts enorm war.
Er entfernte sich von den Kisten und trat ans Schimmerfeld, wobei er die Luftvorratsanzeige im Auge behielt. Er sondierte die Wände des Laderaums, stellte eine Software-Verbindung her und war erfreut zu sehen, dass das Feld die Schiffs-KI nur darüber informierte, ob es lief, und nicht, wenn es von jemandem durchquert wurde. Skellor stieg hindurch, wobei das Feld an ihm zupfte und auf ihn drückte, als drängte er sich durch dicken Gelee. Sobald er auf der anderen Seite war, verriet ihm ein weiteres Display in einem Winkel seines Visiers, wo bislang nur ›Argon‹ angezeigt worden war, dass ihn die übliche Mischung aus atembaren Gasen umgab. Er setzte die Atemmaske ab und atmete tief ein in einer Luft, die nach Metallen und warmer Elektronik duftete – das typische Aroma von Schiffsluft. Er ging zur Wand hinüber, setzte sich und schloss die Augen, um
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