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Der Erbe Dschainas

Titel: Der Erbe Dschainas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
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Wasserflasche – sein Mund war ein bisschen trocken geworden. »Wie schnell?«, hakte er nach.
    »Stanton behauptet, dass sie so schnell laufen wie terranische Raubtiere. Ich habe das bei der KI der Lyric II nachgeprüft. Kapuzler sind auf einem Gelände wie hier natürlich noch schneller und erreichen etwa hundert Stundenkilometer.«
    »Fantastisch«, fand Cormac, dessen bisherige Theorie über die Benennung des Grauens nun in Trümmern vor ihm lag. »Sollen wir weitergehen?«

Kapitel 17
    Die Frau nickte vor sich hin und las weiter: »Als Erster kam Bruder Stenophalis in die Berge und suchte dort überall nach diesem Feind der Gläubigen, und schließlich fand er ihn im Tal der Schatten und des Flüsterns.«
    Das Bild zeigte den Bruder als eine Art riesiger göttlicher Inkarnation, wie er in schimmernder Rüstung breitbeinig über dem Tal aufragte – ein elektromagnetisches Gewehr von unmöglichen Ausmaßen in den Panzerhandschuhen, über ein geripptes Stromkabel mit einem klobigen Energiepack am Gürtel verbunden. Unter ihm zeichnete sich im Tal etwas Schattenhaftes und Insektenhaftes ab, und allein beim Anblick richteten sich der Frau schon die Nackenhaare auf.
    Sie las: »Wie er dort über dem Tal stand und die Sonne auf seiner glänzenden Rüstung schimmerte, forderte er das Monster auf: ›Tritt hervor und stelle dich mir!‹«
    Auf einmal bemerkte die Frau, was ihr eine Gänsehaut machte: das Bild hatte eine Tiefendimension angenommen, einen dreidimensionalen Effekt. Sie drückte einen Finger auf die Seite, und sie fühlte sich kalt an.
    »Der Kapuzenträger trat vor, und Stenophalis schlug ihn mit gutem Eisen, bis das Tal unter dem Lärm des Kampfes dröhnte und hallte und Felsrutsche von den Höhen herabdonnerten.«
    Der Kapuzenträger war entsetzlich anzusehen, als er hervortrat: er bestand aus einer Chitinkapuze, unter der nur Schatten und eine Andeutung von Augen zu sehen waren. Bruder Stenophalis wandte sich um, und sein elektromagnetisches Gewehr spie schwarze Linien, die sich einfach im Schatten der Kreatur auflösten.
    »Aber Eisen nützte nichts gegen dieses Monster; und letzten Endes zerrte es ihn hinab ins Tal der Schatten und des Flüsterns, und des Bruders Rüstung teilte sich wie Butter unter dem Messer des Kapuzenträgers. «
    Die Frau starrte auf die abgebildete Szene und entschied, dass es richtig gewesen war, erst einen prüfenden Blick auf diese Geschichte zu werfen, ehe sie zuließ, dass ihr Sohn sie … miterlebte.
    Hierarch Epthirieth Loman Dorth stand in seinem bevorzugten Aussichtsraum im Turm des Glaubens und dachte über das nach, was er getan hatte. Der Rat hatte ihm aus schierer Angst immer mehr Macht zugestanden und damit die eigene Effektivität im Amt nahezu beseitigt. Aber so war es von jeher: als Amoloran Hierarch geworden war, hatte der Rat das Gleiche getan, um dann in den vierzig Jahren seiner Herrschaft die alten Rechte wieder übertragen zu erhalten, weil ein Einzelner letztlich nicht die gesamte Theokratie effektiv steuern konnte. Im vollen Bewusstsein dieser Tatsache lächelte Loman, als er an die Bürokraten dachte, die dieser natürlichen Entwicklung auf die Sprünge hatten helfen wollen, indem sie ihm endlose Details aufhalsten. Sogar jetzt konnte er noch ihre Überreste sehen, die hinter der Wölbung des Oberen Spiegels im All trieben. Was keiner von ihnen erkannt hatte: da ihm nun die oberen Kanäle offen standen, er sie jetzt kontrollierte, konnte er tatsächlich den Platz einnehmen, den Behemoth für sich vorbereitet hatte.
    Der Hierarch schloss die Augen und spürte das gewaltige Potenzial der Gabe, wie es sich durch die drei Zylinderwelten ausbreitete und bis hinab zu seinen Streitkräften auf dem Planeten reichte. Der arme Aberil! Sogar mit all seinen Fähigkeiten und all seiner Ausbildung hatte er sich nie gefragt, wie Leute vom Schlage Broms auf ihren jeweiligen Heimatwelten so rasch eine derartige Statur erlangen konnten. Er hatte nicht begriffen, dass die Gabe so hierarchisch funktionierte wie die Organisationen, die sie im allgemeinen nutzten, wie die Theokratie – und während er, Loman, sich in der physischen Welt an die Macht kämpfte, sprang die Vormachtstellung in der Welt der Gabe auf ihn über, sobald die Machtergreifung anerkannt war. Im Augenblick von Amolorans Tod hatte Loman die erste Woge an zusätzlicher Macht gespürt, als sich ihm die Kommandokanäle öffneten – außer denen, die von den Mönchen der Septarchie belegt waren. Und

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