Der Erbe Dschainas
Monster und blickte in Speelans entsetzte Augen, ehe er ihm die Finger hineinrammte.
Molat rannte schon, als er Speelan kreischen hörte: »Nein, bitte nicht!« Das sich anschließende Kiefermahlen war durchsetzt von weiterem »Nein, bitte nicht! Nein!« und endete schließlich in einem scheußlichen blubbernden Klagelaut. Flucht war alles, was Molat denken konnte, um dann entsetzt zu hören, wie ihm das Monster nachsetzte, offenkundig mit nur einem menschlichen Wesen als Mahlzeit nicht zufrieden.
Oh nein … oh nein ..!
Vielleicht, weil sein Entsetzen noch größer war, oder womöglich aufgrund der Verletzungen Aberils, hatte Molat den Diakon bald im Blickfeld und holte rasch auf.
»Warten Sie auf mich!«, schrie er.
Aberil blickte zurück, wurde aber nicht langsamer. Molat hörte hinter sich das grunzende Knurren des nachsetzenden Welsarans. Er blickte zurück und sah, wie das Tier über einen Stand hohen Flötengrases hinwegsetzte und mit Unheil verkündender Eleganz landete. Dieser kurze Eindruck reichte schon, damit Molat erkannte, dass sich die Kreatur nicht mal anstrengte. Er empfand sich selbst als etwas Bleiernes und Ungeschicktes, das sich bis an die Grenzen der eigenen Kraft verausgabte, während sich der Welsaran in kurzen Schüben bewegte, um seine Beute im Blick zu behalten, und zwischendurch immer wieder auf ein sachteres Tempo zurückfiel, um sie forschend zu betrachten. Im Albtraumgesicht der Kreatur glaubte Molat Erheiterung zu erkennen, aber womöglich bildete er sich das nur ein.
»Schießen Sie darauf! Schießen Sie auf das Scheißding!«, schrie Molat den Diakon an, als er ihm näher kam. Aberil sah sich um und schnappte nach Luft, war offensichtlich kurz vor dem Ende seiner Kräfte. Molat mobilisierte letzte Reserven und griff nach dem Gewehr, das Aberil am Riemen über der Schulter trug. Im letzten Augenblick drehte sich Aberil leicht und zielte mit dem Elektromag-Gewehr nach unten. Ein knatterndes Prasseln ertönte, und Molat spürte, wie der Boden unter ihm wegbrach. Seine Beine gaben nach, und als er stürzte, erwischte er einen kurzen Eindruck von zerschmetterten Knochen und aufgeplatztem Fleisch. Von irgendwo vernahm er ein entsetzliches Wehklagen und Wimmern, und als er sich vergeblich aufzurappeln versuchte, spürte er, dass es von ihm selbst kam. Ein Schatten fiel auf ihn.
»Bitte … nein …!«, flehte er.
Aber die Kreatur hatte kein Mitleid – nichts, das ihm in irgendeiner Form irdisch erschienen wäre, war ihren Zügen zu entnehmen, und Molat wusste jetzt, dass er sich zuvor getäuscht hatte, was den erheiterten Ausdruck anging. Zwischen den Zähnen, die an blaue Beile erinnerten, hingen die blutigen Fetzen einer Uniformhose. Die dreifingrigen Klauen von den Ausmaßen von Gartenrechen, in denen die doppelten Unterarme endeten, schlossen sich um seinen Rumpf und hoben ihn an, bis er kopfunter in ihrem Griff hing. Durch die eigenen schrillen Schreie hörte Molat das elektromagnetische Gewehr losfeuern und das ganze Magazin entleeren, aber bis dahin hatte der Welsaran seine Beine gefressen und mampfte sich in sein Becken hinein.
»Falls ich je irgendeine Neigung zur Religiosität empfinden könnte, dann jetzt, denke ich«, sagte Gant und schirmte die Augen vor dem strahlenden Sonnenlicht ab, als er in den Himmel starrte.
»Dann ignorieren Sie sie«, sagte Cormac. »Wir müssen uns auf unser Ziel konzentrieren und nichts anderes.« Aber sogar er selbst empfand keinen besonderen Trost dabei. Was Skellor schon äußerlich mit der Occam Razor angestellt hatte, war eine unverblümte Demonstration der Macht, und dass er sie so mühelos auf einem niedrigen Orbit halten konnte, unterstrich das Ganze noch. Die Occam hing dort wie ein riesiger Aufseher, der ein gigantisches Schachspiel am Boden dirigierte, jeden Augenblick dazu bereit, das Schachbrett und die Spielsteine und überhaupt alles wegzufegen. Cormac bemühte sich um Konzentration auf das Spiel und besonders eine Figur, deren Fähigkeit er nicht mit Sicherheit kannte.
Alles, was Narbengesicht von den übrigen Drachenmännern unterschied, waren seine Waffengurte, die lose sitzende Uniformhose und die Gesichtsnarbe, der er seinen Namen verdankte. Cormac erinnerte sich, dass Mika ihm erklärt hatte, der Drachenmann könnte diese Narbe mühelos abheilen lassen, würde sie jedoch aus irgendeinem Gefühl des Stolzes heraus behalten und inzwischen vielleicht auch als Erkennungszeichen. Wie Cormac dort auf dem ausgebrannten
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