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Der Erbe Dschainas

Titel: Der Erbe Dschainas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
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freundlicherweise Molats elektromagnetisches Gewehr aufgehoben anstelle der Waffe, die er an den Outlinker verloren hatte, und dann dem Proktor befohlen, dem Verletzten zu helfen. Speelan war nicht übermäßig großzügig mit Dank für diesen Beistand; jedes Mal, wenn Molat stolperte, und jedes Mal, wenn er selbst stolperte, gab er Molat die Schuld, und außerdem verfluchte er ihn regelmäßig.
    »Halten Sie die Klappe!«, verlangte Aberil undeutlich, als die Flucherei allzu erfindungsreich wurde.
    Speelan wurde still und senkte den Kopf – wie Molat sah er dem Diakon nicht mehr gern ins Gesicht. Wer immer das war, der sich so unerwartet auf sie gestürzt hatte, Aberil hatte die Sache sicherlich vermurkst.
    Im Flüsterton fuhr Aberil fort, und der verwüstete Mund verzerrte seine Worte: »Dort hinten ist etwas, und falls Ihre Flucherei es anlockt, überlasse ich Sie ihm.«
    »Tut mir Leid«, sagte Speelan. »Tut mir Leid … es tut weh.«
    Molat wurde klar, dass der Mann offenkundig entsetzt war und an Aberils Drohung glaubte, sodass jedes Wort seiner Entschuldigung ernsthaft klang. Ein kurz aufbrandendes Zischen hinter ihm, wo die Bewegungslaute von vorher schon lange aufgehört hatten, erweckte sofort andere Sorgen in Molat.
    »Das ist ein Welsaran«, stellte er fest.
    »Ja, damit kennen Sie sich aus, nicht wahr?«, fragte Aberil und musterte ihn verächtlich von Kopf bis Fuß. »Kommen Sie schon, gehen Sie weiter; vielleicht finden wir da hinten noch ein unbeschädigtes Fahrzeug.«
    Sie stießen auf einen der allgegenwärtigen Kanäle, wo der Boden feuchter war und das Pflanzenleben deutlich anders. Molat fragte sich, ob es am feuchteren Boden lag, dass auf diesen Stellen kein Flötengras wuchs, oder ob der Boden feuchter war, weil hier kein Flötengras wuchs. Derartige Henne-oder-Ei-Rätsel waren das Spezialgebiet der religiösen Lehrer gewesen – die Antwort konnte immer falsch sein, und falsche Antworten waren stets strafwürdig.
    »Verdammt noch mal!«, fauchte Speelan, verlor das Gleichgewicht und sank knirschend mit vollem Gewicht auf das Bein, in das die Teicharbeiterin ein Loch geschossen hatte.
    Molat beherrschte die aufkeimende Wut über die Ungerechtigkeit all dessen. Er konnte es sich nicht erlauben, auf einen dieser beiden Männer wütend zu werden, da sie ihn mit einem einzigen Wort aufs Foltergerüst bringen konnten … falls sie je wieder in Sicherheit gelangten.
    »Halten Sie die Klappe!«, zischte Aberil.
    Molat spürte, wie die eigene Klappe eher auf- als zuging, während er weiter zum Himmel hinaufstarrte. Kalypse schien inzwischen die Breite einer imaginären Hand über dem Horizont einzunehmen, und die Sonne knabberte daneben am Rand der Wirklichkeit. Das war jedoch beides für Molat ein gewohnter Anblick und damit nicht das, was jetzt seine Aufmerksamkeit fand.
    »Was ist das?«, fragte er matt, unfähig, andere Worte zu finden.
    Speelan funkelte ihn an, ehe er seinem Blick folgte. Mit wässrigen Augen musterte Aberil aus seinem verwüsteten Gesicht heraus den Proktor, als hielte er das Ganze für einen Trick, der ihn ablenken sollte; dann jedoch hob er selbst den Blick. Molats fasziniertes Starren war nicht zu lösen. Er wurde Zeuge von etwas Fantastischem am Himmel. Es war titanisch, dieses goldene Schiff mit ganzen Städten aus Instrumenten, die seiner Außenwand entwuchsen, und es war überwuchert von etwas Grauem und Unpassendem, einer Art von riesigem undurchsichtigem Topas, der in den mumifizierten Kadaver eines Kopffüßers gewickelt war.
    »Er ist es«, brummte Aberil. »Er hat Glaube verbrannt, und jetzt ist er hier.«
    In genau diesem Augenblick stieß etwas, was keinerlei Ehrfurcht vor seltsamen Objekten am Himmel empfand, sondern vielmehr beim Anblick der drei Personen vor sich einen nagenden Hunger im Bauch, ein keuchendes Zischen hervor, um sie auf sich aufmerksam zu machen.
    »Oh nein! Nein!«, schrie Molat und ertappte sich dabei, wie er gegen Speelans entschlossenen Griff ankämpfte. Speelan wollte einfach nicht loslassen, also zerrte Molat ihn mit, während er dem hoch aufragenden Welsaran zu entkommen versuchte. Unterschwellig bemerkte er, wie Aberil Fersengeld gab – und nicht einmal versuchte, die Waffe einzusetzen, die er sich angeeignet hatte. Auch Speelan griff nicht nach seiner Waffe; so entschieden klammerte er sich an Molat, dass er nicht mal wagte, das Gewehr von der Schulter zu nehmen. Gegen die eigene Panik ankämpfend, wandte Molat den Blick vom

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