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Der Erbe Dschainas

Titel: Der Erbe Dschainas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
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Wassertor nannte. Er blickte an dem Fluss entlang, der sich zwischen den Säulenstädten und Teichen, den Getreidefeldern und Lagerbunkern entlangschlängelte. Dort musste sie sein: eine dieser Tunnelmündungen neben der Stelle, wo der Fluss in die große Höhle strömte. Dort musste er das Wassertor finden.
    Cormac ging los, vorbei an einem großen, antiken Elektromag-Geschütz, das gerade mit Bolzen am Felsengrund befestigt wurde, vorbei an Soldaten, die eine Barrikade errichteten – etwas ganz schön Sinnloses, wenn man bedachte, dass die Angreifer fliegen konnten. Cormac folgte einem Weg zwischen zwei großen Lagerhäusern hindurch zu einer freien Fläche, wo diverse Militärfahrzeuge verlassen herumstanden. Während er dahinging, empfand er es als Erleichterung, mal wieder ohne Maske auf dem Gesicht zu atmen. Als er die leeren Fahrzeuge erreicht hatte, stieg er in etwas, was der uneheliche Nachkomme eines Jeeps und eines Golfplatzwagens zu sein schien, schaltete den simplen Elektromotor ein und fuhr los. Jemand schrie ihm nach, aber er kümmerte sich nicht darum. Er hätte jeden niedergeschossen, der ihn aufzuhalten versuchte.
    Jetzt, wo er wieder in Fahrt war, fand er ein wenig Zeit, um die Umgebung zu betrachten. Genau wie Blegg gesagt hatte: die Unterwelt war größer als die Oberflächenkolonie, und soweit er sehen konnte, gut organisiert. Ob sie in dieser Hinsicht dem überlegen war, was er kurz auf der Oberfläche erblickt hatte, das konnte er nicht beurteilen, denn da oben war alles, was er sah, vom Krieg verwüstet gewesen, und von der einzigen Stadt hatte er nur einen kurzen Eindruck erwischt. Die Felder und Teiche hier unten verrieten ihm, dass die Einwohner der Höhlen landwirtschaftlich den gleichen Weg eingeschlagen hatten wie die Theokratie und so viele weitere planetare Kolonien: die üblichen Getreide- und Gemüseformen, aber auch Protein aus schnell wachsenden Krustentieren und Bandasseln, die kein Produkt der natürlichen Evolution darstellten, sondern schon vor Jahrhunderten für genau diesen Zweck genetisch manipuliert worden waren. Er fragte sich, wie die Theokratie die Nutzung dieser unnatürlichen Kreaturen mit den eigenen starren Glaubensvorstellungen vereinbaren konnte, aber dann erinnerte er sich daran, dass die Religionen auf eine lange Geschichte des ›Vereinbarens‹ zurückblickten, damit die oberen Ränge behaglich leben konnten, während die niederen Schichten für die Plackerei und das Leid zuständig waren.
    Die Steinstraße, der er folgte, lag ein gutes Stück über den Teichen und Feldern, die in Stufen zum zentralen Fluss abfielen. Er entdeckte Spuren von Schneidwerkzeug an dem Gestein, und ihm wurde klar, dass man jedes Feld und jeden Teich aus dem Felsen herausgeschnitten hatte. Er blickte sich im gewaltigen Raum der Höhle um, betrachtete die gitterüberzogene Decke und die Säulenstädte und fragte sich, wie viel von all dem ausgegraben war und wie viel natürlichen Ursprungs. Aber andererseits konnte man über ein paar Jahrhunderte hinweg eine Menge Gestein transportieren.
    Schließlich führte die Straße im Bogen direkt am Plastonufer des Flusses vorbei, unweit der Stelle, wo ein paar Wasserräder von vielleicht fünfzig Metern Durchmesser von der Strömung in ständiger Drehung gehalten wurden. Cormac fragte sich, ob der Fluss hier die einzige Energiequelle darstellte für Heizung und Licht, während die unter diesen Lampen wachsenden Pflanzen den Sauerstoff bereitstellten. Oder fand man hier irgendwo ein verstecktes Fusionskraftwerk oder eine geothermische Zapfstelle? Er vermutete, dass es so war, denn diese Kolonie war nicht irgendein ländliches Idyll. Hier musste es eine Industrie geben, um die Säulenstädte zu errichten und all das Werkzeug und die Waffen herzustellen. Diese unterirdische Welt war in technischer Hinsicht eindeutig nicht rückständig.
    Hinter den Wasserrädern ragte ein Schleusentor bis auf halbe Höhe der Höhlenmündung auf, aus der der Fluss strömte. Die Torhälften waren in Angeln auf beiden Seiten eingehängt und angetrieben von riesigen hydraulischen Widdern, und sie standen gerade offen. Cormac konnte nicht erkennen, welchem Zweck das Schleusentor diente, bis er näher heran war und sah, dass direkt hinter der Höhlenmündung ein weiterer Tunnel zur Seite abzweigte, direkt über dem Fluss. Wenn man das Schleusentor schloss, hob man damit den Pegelstand dahinter und trieb das Wasser in diesen anderen Tunnel. Vielleicht diente das dazu,

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