Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Erbe Dschainas

Titel: Der Erbe Dschainas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
Vom Netzwerk:
wissen? Warum drängte er so darauf, die Formulierung masadanischer Gebete zu erfahren?
    Als Cormac schließlich ging, fühlte sich Apis müde und frustriert, aber als er auf dem Weg zu seiner Null-g-Hängematte das Gespräch noch einmal im Kopf durchging, wurde ihm klar, dass dem Agenten nur wenig entgangen war – dass es ein ausgesprochen gründliches Verhör gewesen war.
    Stanton nippte ganz vorsichtig an seinem Getränk, denn er verfügte nicht über Dreydens Toleranz für Scotch mit dicken Würfeln von halluzinogenem Cips-Eis. Dreydens Sammlung tropischer Pflanzen hatte für Stanton bereits einen leichten, bläulichen Schimmer angenommen, und er machte an den Rändern des Blickfelds Spuren verdächtiger Bewegungen aus.
    »Je mehr ich mir diese Dinge ansehe, desto mehr sympathisiere ich mit der Sache der Separatisten«, sagte Dreyden, während er sich wieder mal eine neue Zigarette anzündete. Stanton musterte ihn hier in der Wohnung in der Tragluftkuppel, wo auch die Pflanzensammlung untergebracht war. Die Füße auf das Geländer hochgelegt, bemühte sich der Mann darum, mit seiner entspannten weltmännischen Art Eindruck zu schinden. Stanton blieb jedoch unbeeindruckt. In Wirklichkeit war Dreyden ausgezehrt von Sorgen und zerfressen von Drogen und der konstanten medizinischen Behandlung, die verhinderte, dass die Drogen ihn gleich ganz umbrachten. Obwohl er hier in Elysium bis ganz an die Spitze aufgestiegen war, schien es ihm schwer zu fallen, seine Position zu wahren. Stanton wandte sich von ihm ab und blickte zu dem hinauf, was die Sympathien Dreydens geweckt hatte.
    Draußen vor der Kuppel schwebten die beiden Kriegsdrohnen an der Stelle, wo sie ihre kurze Demonstration beendet hatten – wonach sämtliche Ziele nur noch aus Metalldämpfen bestanden. Dreyden drückte die beiden vergilbten Finger, in denen er die Zigarette hielt, an den teuren Verstärker, als müsste er sich wirklich konzentrieren, um ihn zu benutzen. Eines der Kuppelsegmente glitt zur Seite und öffnete die Kuppel zum Vakuum, zog dabei jedoch den wie Perlmutt schimmernden Halbmond eines Schimmerfeldes nach, das die Öffnung versiegelte. Die Drohnen stießen kleine Schubflammen aus, manövrierten sich auf die Öffnung zu und sickerten eine nach der anderen in die Kuppel hinein, um dort über den Zyanideen und Plasodermen in der Luft schweben zu bleiben.
    »Der Separatismus wird letzten Endes verlieren, es sei denn, er ringt sich dazu durch, KIs zu akzeptieren und einzusetzen«, gab Jarvellis zu bedenken. »Ein gewisses Wettrüsten hat es schon immer gegeben, aber derzeit steht die Polis im Begriff zu siegen.«
    »Ja«, sagte Dreyden, »die Polis gewinnt.«
    Stanton warf ihm einen Blick zu und erkannte in seinem Gesicht einen Ausdruck, wie er ihn zuvor nur im Gesicht Arian Pelters erblickt hatte – von dem Augenblick an, als Ian Cormac ihn beinahe umgebracht hätte, bis zu dem Zeitpunkt, an dem Cormac ihn tatsächlich umbrachte. Stanton blickte zu Jarvellis hinüber, die auf der anderen Seite Dreydens in einem Sessel saß, und konnte ihre Miene deuten: sie hatte die Ansicht zum Ausdruck gebracht, dass dieser Mann, wie sie es ausdrückte, ›ins Märchenland abgetaucht‹ war, und sie hatte das schon einige Zeit vorher erkannt, ehe Stanton selbst es feststellte. Bei Pelter hatte er auch so lange gebraucht, bis er es entdeckte.
    »Hängt davon ab, was Sie mit ›gewinnen‹ meinen«, erwiderte er. »Die Polis unterdrückt jeden Aufstand gegen ihre Macht und expandiert ihr Territorium, aber da draußen findet man eine riesige Menge an Weltraum, die nicht von der Polis beherrscht wird.«
    »Alles gut und schön, solange Sie in Bewegung bleiben möchten«, sagte Dreyden und zog kräftig an der Zigarette, ehe er den glimmenden Stummel übers Balkongeländer schnippte. »Kommen wir jetzt zum Finanziellen.«
    Gelassen lächelnd, als wäre er sich der Sprunghaftigkeit Dreydens gar nicht bewusst, stellte Stanton die Aktentasche auf den Tisch zwischen ihnen. Er öffnete sie und holte einen Kasten mit zehn geschliffenen blauen Edelsteinen hervor; jeder Stein war groß wie ein menschlicher Augapfel und enthielt eckige Wolken, die bei näherem Hinsehen komplizierte Muster aufwiesen wie von alten integrierten Schaltkreisen. Stanton klappte die Aktentasche wieder zu und warf den Kasten mit den Edelsteinen auf den Deckel, damit Dreyden sie inspizieren konnte.
    Dreyden drehte den Kasten in den Fingern. »Matt geschliffene Saphire … interessant.« Er

Weitere Kostenlose Bücher