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Der Erbe Dschainas

Titel: Der Erbe Dschainas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
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dass sie sie auch hätte haben wollen.
    »Das Kältelager«, sagte sie, betrat den Raum hinter der Tür und musterte die Reihen von Kälteschlafsärgen beiderseits eines einzelnen Gangs.
    »Hier schlafen nur fünfzig Personen«, sagte Skellor, »aber das System, das diese Kabine überwacht, ist auch für alle anderen Schlafkammern an Bord zuständig, sodass ich hier Zugriff darauf nehmen kann.« Noch während er das erklärte, folgte er dem Gang zu einer Lücke in einer der Sargreihen und fand dort eine Instrumentenkonsole vor. Er klatschte die Handfläche auf die Sensortafel. Diesmal schien die Aufgabe viel schwieriger für ihn, denn nach wenigen Sekunden schloss er die Augen und neigte den Kopf. Aphran verfolgte mit, wie das Blut in seinem Verstärker schneller pulsierte, und ihr fiel auf, dass sich die grauen Adern in seinem Gesicht wie Eidechsenschwänze unter der Haut zu bewegen schienen.
    Als eine Folge saugender, dumpfer Schläge ertönte, ging Aphran in die Hocke, das Impulsgewehr im Anschlag, aber dann bemerkte sie, dass es die Kältesärge waren, die aufklappten – allesamt. In jedem Sarg lag der nackte Körper eines Mannes oder einer Frau, konkav in den Deckeln gespiegelt.
    Skellor öffnete die Augen, sah sich um und stellte ausdruckslos fest: »Verdammt.«
    »Was ist passiert?«, wollte Aphran wissen und richtete sich wieder auf. Sie stellte fest, dass sich Danny überhaupt nicht gerührt hatte.
    »Die vaskuläre Steuerung«, erklärte Skellor. »Ich habe versucht, die Leute vom System trockenpumpen zu lassen und das Blut dann wieder zuzuführen, ehe die Auftautemperatur erreicht war, was sie alle ganz sauber umgebracht hätte. Leider habe ich eine Subroutine übersehen, die die Truhen isoliert, welche dann wiederum ihre Insassen wiederbeleben. Aber mach dir keine Sorgen, das war nur ein Testlauf, sodass wir dieses Problem nur hier drin haben.«
    »Sie wachen auf?«, fragte Aphran.
    Skellor nahm die Umgebung in Augenschein, als wäre ihm dieser Gedanke gar nicht gekommen. »Oh ja«, sagte er. »Du hast noch etwa sechs Minuten, sodass du dich lieber beeilst und sie alle tötest.«
    Aphran starrte ihn entsetzt an und spürte sofort, wie sich die Klaue in ihrem Kopf schloss, als sie nicht sofort Anstalten traf zu gehorchen. Plötzlich ertappte sie sich dabei, wie sie zum Ende einer Truhenreihe ging. Nicht, dass sie dazu gezwungen wurde, sie ging ja aus eigener Kraft; sie hatte vielmehr das Gefühl, als hätte sie auf einer gänzlich tierischen Ebene den Entschluss gefasst, am Leben zu bleiben, denn Gehorsam war der einzige Weg dazu.
    »Du übernimmst die andere Reihe«, wies sie Danny an, und die Worte schmeckten ekelhaft auf ihrer Zunge.
    Als sie den Kältesarg am Ende ihrer Reihe erreicht hatte, hielt sie dem Insassen die Mündung des Impulsgewehrs an die Schläfe und drückte ab. Der Kopf des Mannes sprang seitlich hoch und öffnete sich wie eine Blume auf dem blauen Energieblitz. Als er zurückfiel, war es jedoch nicht Blut, was aus der scheußlichen Wunde lief, sondern die komplexe Schutzflüssigkeit, die man ihm in den Körper gepumpt hatte, während das Blut abgesaugt wurde. In der nächsten Truhe lag eine Frau mit einer Tätowierung am Arm, die sie als Angehörige der Earth Central Security auswies. Dies tröstete Aphran auch nicht. Es war ein blutiges Werk. Aphran war Soldatin der separatistischen Sache, keine Mörderin. Ihr zehntes Opfer verlor Blut, und das fünfzehnte verspritzte es auf dem Metallfußboden. Der Letzte ihrer fünfundzwanzig öffnete die Augen und setzte sich auf, ehe sie ihm zweimal in die Brust schoss, was ihn aus dem Behälter schleuderte. Vielleicht hätte sie nicht so trödeln sollen; Danny hatte seine Gruppe lange vorher umgebracht.
    Mit dem Laptop in der Hand betrat Mika die Kälteschlafzone und sah sich um. Alles sah so aus, wie es sollte; hätte irgendetwas in einer der zehn oder mehr Sektionen dieser Art nicht gestimmt, hätte die KI der Occam das sofort registriert. Obschon diese Zone Platz für viel mehr Personen bot, waren nur acht Särge belegt. Sieben davon enthielten Techniker der Occam – Personen aus einer anderen Zone einen Viertelkilometer weiter backbord, die dort keinen Platz mehr gefunden hatten –, und der achte Behälter barg die Mutter von Apis Coolant.
    Mika hatte ursprünglich vorgehabt, sie im Kälteschlaf zu belassen, bis man sie einer medizinischen Einrichtung für Outlinker übergeben konnte, denn ihre Verletzungen wären zwar bei einem

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