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Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Titel: Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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unbedingt mit zum Pferdemarkt zerren und sich nach weiteren Zuchtstuten umsehen. Unterdessen stapelten sich auf seinem Schreibtisch die Beschwerdebriefe von Pächtern, mit denen er Termine vor Ort vereinbaren musste. Durch das Stalldach tropfte nach wie vor das Wasser, weil er einen schlampigen Dachdecker mit der Reparatur beauftragt hatte. Und auch die zahlreichen Anfragen zur Verfügbarkeit der Deckhengste hatte er noch nicht beantwortet.
    Er musste sich endlich für einen passenden Kandidaten unter den Bewerbern um die Stelle des Verwalters entscheiden, damit er sich nicht länger allein mit diesen Problemen herumärgern musste. Die Wahrscheinlichkeit, dass er sich für immer auf Sean Garraí niederließ, war mit den jüngsten Enthüllungen noch geringer geworden. Er würde die Erinnerungen nie loswerden, die Erinnerung an Verluste und Schmerz, an Verrat und zerstörerische Liebe.
    Er schlug seine Hand durch das hohe Gras und stapfte einigermaßen verärgert den schmalen Pfad entlang.
    Nur wenige hundert Meter weiter, auf der dem Herrenhaus abgewandten Seite des Hügels, begann das Hochmoor. An einer solchen Stelle zu graben bedeutete, durch die Zeit zu reisen und Geschichte zu erleben. Immer wieder wurden konservierte Körper von Menschen und Tieren gefunden, Waffen und Alltagsgeschirr, die von längst vergangenen Zeiten erzählten. Doch die Iren wussten genauso gut, dass Moore die bevorzugten Heimstätten der Wasser-Sheerie waren, welche dort in grauen Vorzeiten Zuflucht vor den Menschen gefunden hatten. Er stellte sich vor, wie die Urbewohner diese Landschaft gesehen haben mochten, die für sie der Mittelpunkt ihrer Welt gewesen war, ein geheiligter Ort, an dem sie den Göttern opferten, ihre Schätze verbargen und schließlich eine letzte Ruhestätte fanden.
    Ein Reich der Geister.
    Die Schatzkammer unserer Vergangenheit und ein Ort kollektiver Erinnerung, hatte sein Vater das Moor genannt, nuair a mhair m’athair .
    Manuel vernahm den weichen Bariton seines Vaters derart deutlich in seinen Gedanken, als würde er neben ihm stehen. Adrian Ossmann hatte nie die Stimme erhoben, nicht einmal, wenn er ärgerlich gewesen war, sondern hatte leise und bestimmt seine Meinung oder seinen Unmut geäußert, Anweisungen gegeben oder eine Bitte vorgebracht. Und sogar Susanne, seine streitbare, impulsive Mutter, hatte dann ohne nennenswerte Widerrede getan, worum ihr Gatte sie bat. Weil Adrian nie etwas geäußert hätte, ohne vorher alles Für und Wider abzuwägen und sich seiner Sache sicher zu sein.
    Manuel ließ sich auf einem Stein nieder, wobei er sich auf eine mögliche Reaktion seines Knies konzentrierte. Nichts. Er schüttelte den Kopf und ein siegreiches Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit.
    Als e r den Kopf hob, streifte sein Blick eine hoch gewachsene Gestalt auf der anderen Seite des Hügels. Obwohl sich der Fremde diskret abseits hielt, ließ er keinerlei Zweifel daran, dass er ihn beobachtete. Wollte er etwas von ihm? Es hatte ganz den Anschein, als würde er lediglich auf ein Wort von ihm warten, eine Reaktion oder was auch immer. Die langen, schwarzen Haare des Fremden flatterten in der leichten Brise wie Rabenflügel um ein klingengleiches Gesicht, seine Augen leuchteten in einem durchdringenden, geradezu übernatürlichen Blau und die vollen Lippen wurden von einem verruchten Lächeln umspielt.
    Manuel spürte die Ungeduld, die in ihm wuchs, während er den makellosen Körper des Fremden musterte. Oh ja, dieser Beau konnte es sich leisten, wie ein aufgeblasener Pfau auf und ab zu stolzieren! Er überragte ihn knapp um Haupteslänge und würde es vermutlich auskosten, voller Mitleid auf ihn, den Krüppel, herabzusehen.
    Ha! D ieses Vergnügen würde er ihm gewiss nicht gönnen.
    Trotzig blieb er sitzen, die Lippen zu einem dünnen Strich zusammengepresst.
    Mit den sicheren Bewegungen eines Mannes, der sich in seinem Körper wohlfühlt, kam der Fremde auf ihn zu. Seine Füße schienen die Erde kaum zu berühren. Die Konturen seiner Gestalt wirkten eigenartig verschwommen.
    „Was …“
    „Ichweißichweiß, dieses Grundstück ist das Eigentum deiner Familie. Ich habe es bereits einige Male aus deinem Mund gehört. Und sei versichert, mein Freund, ich bin weder taub, noch beabsichtige ich, dir dieses wunderschöne Fleckchen Erde streitig zu machen, da selbstverständlich Platz für uns alle darauf ist. Und einen schönen Tag wünsche ich auch.“
    Damit war ihm schon einmal der Wind aus den

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