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Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Titel: Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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mir. Was musst du wissen?“
     

31. Kapitel
     
    Wenngleich er während der nächsten Tage lächelte, sobald er sich in Gesellschaft befand, und den Eindruck erweckte, alles wäre in bester Ordnung, kreisten seine Gedanken unentwegt um Alicia und ihren Verrat an ihm. Immer wieder kam ihm in Erinnerung, wie sie ihn enttäuscht, belogen und zum Narren gehalten hatte. Nein, er konnte ihr nicht vergeben. Er würde ihr beweisen, wie wenig sie ihm bedeutete.
    B is er allerdings innerlich genügend Abstand gewonnen hatte, blieb ihm nichts anderes übrig, als ihr aus dem Weg zu gehen. Er fand es erstaunlich, dass sich zwei Menschen an demselben Ort aufhalten und sich trotzdem aus dem Weg gehen konnten. Man musste sich nur etwas Mühe geben.
    Und er gab sich mächtig Mühe.
    Stundenlang streifte er allein über die Hügel oder ritt mit Éamonn aus. Schweigend und mit abweisender Miene. Dann wieder verschanzte er sich in der Bibliothek, um sich in die Bücher zu vertiefen. Natürlich vermisste ihn niemand wirklich, da seine Mutter mit bemerkenswerter Ausdauer wie die Erde um die Sonne um Karo und Danilo kreiselte und versuchte, deren Ehe zu retten.
    Allerdings dauerte es nicht lange, bis Manuel klar wurde, dass sich dieses Ausweichen nicht mit seinem Stolz vertrug. Es grenzte ja schon an Feigheit, wie er sich vor Alicia versteckte! Er musste sich ihr stellen. Er würde eine Aussprache mit ihr erzwingen und Antworten verlangen, bis sich die Fronten geklärt hätten. Und dann … dann …
    Tja, d ann würde er vermutlich noch immer nicht wissen, wie es weitergehen sollte. Denn Tatsache war, dass sie weiterhin seine Gedanken besetzte und sein Herz schneller klopfen ließ, dass er sie begehrte und sich nach ihr sehnte. Warum konnte er nicht einfach seinen Koffer packen und das Weite suchen wie schon einmal, vor zehn Jahren?
    Wie von einer magischen Kraft angezogen lenkte er seine Schritte hinauf zu dem Zauberhügel von Sean Garraí . Der Lieblingsplatz seiner Mutter. Und auch Alicia war er hier oben zum ersten Mal begegnet. Zur Hölle mit ihr! Er wünschte sich, sie würde verschwinden. Für immer!
    Und was, wenn sie es tat? Ob er danach glücklicher wäre?
    Sie hatte ihn nicht bloß verletzt, sondern ebenso einen Charakterzug in seinem Wesen zutage gebracht, für den er sich verachtete. Er hatte die Kontrolle über sich verloren. Es erschreckte ihn, dass er innerhalb von Sekunden von einem abgeklärten und ausgeglichenen Menschen zu einem unbeherrschten, tobenden Etwas geworden war. Er hasste sich dafür, all seine Grundsätze über Bord geworfen zu haben und nun wie ein Kind vor sich hin zu schmollen, weil er sich eine Niederlage eingestehen musste. Und damit einfach nicht umzugehen wusste.
    Auf dem Hügel angekommen , blieb er unvermittelt stehen und neigte den Kopf leicht zur Seite. Er horchte angestrengt in sich hinein. Er hatte ein forsches Tempo angeschlagen, doch er war weder außer Atem, noch schmerzte sein Bein. Eigenartig, dass ihm das erst jetzt auffiel. Vorsichtig beugte er die Knie und ging schließlich langsam in die Hocke, ohne dass es ihm größere Mühe bereitete. Erst beim Aufstehen machte sich das ramponierte Gelenk bemerkbar. Sein Herz schlug schneller. Sollte er tatsächlich eines Tages gesundheitlich wieder völlig hergestellt sein? Hatte er seinen Traum von einem Leben auf See zu früh begraben?
    Er richtete sich zu voller Größe auf, stemmte die Fäuste in die Hüften und atmete durch, das Gesicht dem Himmel entgegen gereckt. Er fühlte sich derart beflügelt von dieser Entdeckung, dass es ihn nicht einmal gewundert hätte, wenn er bloß die Arme hätte ausbreiten müssen, um auf und davon zu fliegen.
    Sein Blick schweifte über das satte Grün der Weiden und Felder, die sich zu seinen Füßen erstreckten. Niedrige Trockenmauern teilten das Land in unregelmäßige Vierecke und ließen es wie einen Flickenteppich in den unterschiedlichsten Braun- und Grüntönen erscheinen. Auf der anderen Seite des Hügels lagen die Gräber einiger Vorfahren von Matthias Clausing, hatte ihm Alicia erzählt. Er konnte sich nicht einmal an deren Namen erinnern. Seinen nächsten Spaziergang sollte er dorthin unternehmen, um in den Augen seiner Familie nicht als vollkommener Ignorant zu erscheinen. Alicia kam jeden Tag hierher.
    Cat.
    Er zwang sich, seine Gedanken in eine andere Richtung zu lenken, auf Dinge, die nicht sein Gefühl ansprachen, sondern einzig und allein kühlen Verstand erforderten. Damien wollte ihn

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