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Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Titel: Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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natürlich.“
    „Du selber auch nicht?“, fragte der Schwarzhaarige mit lauerndem Unterton. „Kannst nicht allein du entscheiden, was dich glücklich macht?“
    „Ich bin glücklich.“
    „Oh nein! Du bist verzweifelt. Verwirrt und zornig. Vollkommen ratlos.“
    „Nein, bin ich nicht. “
    „Aber ja doch.“
    „Nein!“
    „ Mmmh, wir drehen uns wohl ein wenig im Kreis. Und es gibt etwas, das dir das Herz bricht.“
    „ Noch einer, den meine Mutter vollgelabert hat? Vermutlich hat sie halb Irland mit ihrer Sorge angesteckt, mir ginge es schlecht.“
    „Liebst du sie?“
    Nach einem langen Augenblick der Stille – offenbar war ihm klar, dass Manuel ganz genau wusste, von wem er redete – fuhr der Fremde schließlich fort: „Meine Tochter. Alicia Katrin.“
    Manuel blinzelte verwirrt , kniff die Augen zusammen und riss sie wieder auf. Dann blickte er dem Fremden ganz tief in die Augen.
    Der starrte schweigend zurück.
    Sehr vorsichtig und sehr leise sagte Manuel schließlich: „Alicias Vater ist tot. Seit vielen Jahren schon.“
    Der Hüne wiegte abschätzig den Kopf hin und her. „Ich bevorzuge die fantasievolle Art und Weise der Iren, die es ‚über den Regenbogen gehen’ nennen“, korrigierte er behutsam Manuels Worte. „Es ist richtig, ich bin diesen Weg gegangen, da mich an seinem Ende die Frau erwartete, nach der ich mein Leben lang gesucht habe.“
    „ Aber es ist kompletter Schwachsinn, was Sie da erzählen! Ich glaube nicht an Märchen.“
    „ Komm schon, Junge, stell dich nicht so an! Es gibt keinen Iren, der die alten Mythen nicht kennt und liebt. Und daran glaubt. Zumindest ein wenig. Dir bricht kein Zacken aus deiner gräflichen Krone, wenn du mir darin zustimmst.“
    „ Niemals! Ich glaube nicht an Geister“, sprach Manuel zu sich selbst. „Auch nicht an Reinkarnation oder ein Leben nach dem Tod.“ Mit einem flüchtigen Blick streifte er sein Gegenüber. „Oder Astralwesen.“
    De r Fremde lachte leise und sogar die Luft schien vor Belustigung zu summen und zu giggeln. „Siehst du mich oder siehst du mich nicht? Streitest du mit mir oder nicht? Träumst du oder bist du hellwach?“
    „Ich bin ein mit Vernunft und Intelligenz gesegneter Realist, der in der letzten Nacht schlecht geschlafen hat. Und in der davor. Und überhaupt kann es sich nur um ein Trugbild handeln. Jawohl. Ein Hirngespinst. Ich hatte in den vergangenen Tagen einfach zu viel um die Ohren. Die Buchhaltung beschert mir Albträume und das ganze Getue um die …“
    „ All that blarney! Genug Unsinn gelabert, Junge! Ich werde dir etwas zeigen, das dich überzeugt. Komm mit!“ Er winkte Manuel gut gelaunt mit einem Finger. „Nun komm schon! Wir haben ein Stück Weg vor uns, also setz dich in Bewegung.“

32 . Kapitel
     
    Widerwillig folgte Manuel dem Langhaarigen und blieb nach mehreren hundert Metern wie zur Salzsäule erstarrt stehen. Er fing an zu zwinkern und rieb sich mit beiden Fäusten über die Augen. Dann atmete er mehrmals tief durch und riss die Augen weit auf.
    Wie ein vergessener Ries enpilz erhob sich mitten auf der Wiese ein gigantisches Gebilde aus Stein.
    „ Großer Gott, was ist denn das? Wo sind wir hier?“
    „ Mmmh, Sean Garraí “, erwiderte der Franzose voller Ernst und schob die Zunge in die Backe. Wie um sich zu vergewissern, schaute er sich mit übertriebenem Eifer um. „Ja. Killenymore. Munster.“
    „Ich bin hier aufgewachsen“, giftete Manuel. „Aber d as … diesen Steinhaufen gab es damals nicht! Hat es nie gegeben!“
    „Es hat ihn gegebe n und es wird ihn immer geben. Glücklicherweise wissen die Menschen das Erbe der Alten inzwischen wieder zu schätzen und zerstören nicht mehr blindwütig, was ihnen fremd ist und sie nicht verstehen.“
    „An diesem Platz … war … nichts! Es muss erst später ausgegraben worden sein, zu der Zeit, als ich schon nicht mehr zu Hause war.“
    „Oh, Junge!“ Der Langhaarige verzog schmerzlich das Gesicht. „Oftmals sehen wir nur, was wir sehen wollen, wenn wir nicht gleichzeitig glauben, dass da mehr sein könnte.“
    „Ich kenne dieses Land, den Hügel und die Wiese. Auch diese. Ich lebe hier. Es. Gehört. Mir. Als Kind bin ich ständig darüber geritten. Das kann nicht mal ein Blinder übersehen.“
    „ Es nennt sich Dolmen, was so viel wie Steintisch bedeutet, und ist von den ersten Farmern auf irischem Boden als Begräbnisstätte angelegt worden. Das war in der Jungsteinzeit und diese Steine wurden um das Jahr 3000 vor

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