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Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Titel: Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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in die Magengrube. Plötzlich hatte er den Wunsch, es wieder gutzumachen. Er musste den leblosen Ausdruck aus ihren Augen verbannen, musste ihrer Stimme wieder diesen melodischen Klang zurückgeben. Er wollte sie lachen hören. Er wusste nicht genau, warum. Er wusste nur, dass er es einfach tun musste.
    „Warum? Ich war doch noch ein Kind. Ich konnte nichts tun. Ich wollte ihm helfen, aber ich habe es nicht gekonnt.“
    „Ist ja gut, es ist alles gut, mo leannán . Es wird dir nichts geschehen. Du bist in Sicherheit. Ich bin hier. Beruhige dich.“ Manuel setzte sich mit ihr zusammen in den breiten Sessel, zog sie enger an sich und wiegte sie zärtlich hin und her. Ihr kalter Angstschweiß auf seiner Brust brach ihm das Herz. „Ich werde dich nicht mehr allein lassen, das verspreche ich dir.“
    Sie versuchte sich aufzurichten, Manuel indes hielt sie sanft fest. Als er mit den Lippen ihre Stirn berührte, fielen seine Haare wie ein schützender Vorhang über ihr Gesicht. Unter ihrer Hand spürte sie die festen Muskeln seiner Brust. Sie schloss die Augen und ergab sich dem trügerischen Gefühl, in seinen Armen sicher zu sein. Noch immer sprach er leise mit ihr. Was er sagte, war ihr egal, denn der Klang seiner Stimme und seine Nähe, seine Berührung und Aufmerksamkeit bedeuteten ihr alles.
    „Es geht schon wie der“, murmelte sie. Es war ihr entsetzlich peinlich, wenn ein anderer mitbekam, wie sie in ihrem Albtraum gefangen war. „Ich bin in Ordnung.“
    „Ich aber nicht. Ganz und gar nicht. Ich bin davongerannt – blind und stur. Weil sich mein Ego verletzt gefühlt hat. Als du mir nicht alles über dich erzählt hast, habe ich geschmollt wie ein kleines Kind. Ich bin ein solches Rindvieh. Du hast viel zu oft diese Albträume.“
    Sie brauchte die Augen nicht zu öffnen, um zu wissen, dass er sie schuldbewusst und erschüttert anschaute. Sie hörte es bereits an seiner Stimme. „So schlimm sind sie auch wieder nicht.“
    „ Dein Gesicht war nass … von Tränen. Du hast geschrien und zitterst immer noch am ganzen Körper. Es war dein Vater, der dir das Herz gebrochen hat, nicht wahr? Weil er dich allein gelassen hat, als du noch ein Kind warst. Seitdem hast du panische Angst davor, erneut verlassen zu werden und mit gebrochenem Herz zurückzubleiben.“
    Sie seufzte leise und wollte schon abwiegeln, entschloss sich indes für die Wahrheit. „Es war fast unmöglich für mich zu ertragen, dass man ihn nach seiner Rückkehr regelrecht zum Helden machte. Ich wollte allen sagen, dass er ein Feigling war und es mir überlassen hatte, die Trümmer seines Lebens aufzusammeln. Ich musste an mich halten, dass ich nicht die Wahrheit herausschrie. Ich wollte nicht mehr hören, was für ein guter Vater er war. Denn das war er nicht. Alain konnte mir kein guter Vater sein, selbst wenn er es gewollt hätte. Ich stellte für ihn nichts anderes als eine Belastung dar. Er wollte lediglich meine Mama. Mich wollte er nicht. Bloß weil er es ihr versprochen hatte, kümmerte er sich um mich.“
    „Du weißt, dass das nicht die Wahrheit ist.“
    „Ich war noch so jung, ich hatte keine bessere Erklärung für das, was da passierte. Ist das nicht absurd? Man sollte meinen, Liebe sei etwas Schönes. Meinem Vater dagegen hat sie lediglich Kummer und schließlich den Tod gebracht.“
    „Liebe ist etwas Schönes, Alicia.“ Und Manuel meinte es in dieser Sekunde genau so, wie er es sagte. Mehr, als er es je für möglich gehalten hätte.
    Sie schüttelte müde den Kopf. „Meine Eltern liebten sich zu sehr. Für mich blieb einfach keine Liebe mehr übrig. Ich war nicht in der Lage, mir auch bloß einen winzigen Platz in Alains Herz zu erobern, geschweige denn den Platz von meiner Mama in seinem Herzen einnehmen.“
    „Das ist nicht deine Schuld“, konterte Manuel und sah Alicia fest in die Augen. „Wenn dein Vater ein richtiger Mann gewesen wäre, hätte er erkannt, dass du die wundervolle Konsequenz seiner Liebe zu Beate warst. Und dann hätte er die Kraft gefunden, ohne sie weiterzuleben und sich um dich zu kümmern, wie du es verdient hättest.“
    Sie ließ seine Worte langsam in ihr Herz sinken. Sie wusste, dass er Recht hatte, dass ihr Vater schwach gewesen war und nicht sie. Trotzdem war es schwer, das zu akzeptieren.
    „ Du weißt so gut wie ich, was passiert, wenn man zu sehr liebt. Wir beide sind uns verdammt ähnlich in dieser Beziehung. Versprich mir, bei mir zu bleiben. Wenigstens … in dieser Nacht.“
    „Ich

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