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Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Titel: Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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dieser Amerikaner inzwischen mit albernen Gartenzwergen verschandelt hat –, andere haben eingekauft und geputzt, ihr vorgelesen oder sind einfach bloß auf ein Schwätzchen vorbeigekommen. Sie war eine begnadete Erzählerin, das kannst du mir glauben. Und sie wusste so viel über Adrian.“
    Unvermittelt trat wieder dieser sehnsüchtige Ausdruck auf Suses Gesicht, bei dem Alicia sie am liebsten sofort tröstend in die Arme nehmen und ganz f est halten wollte.
    Aber da winkte Susanne schon ab und fuhr fort: „ Fiona hat ihn Aodhagán genannt und wenn sie von ihm erzählte, verwischten sich Dichtung und Wahrheit auf eine Weise, dass es sich zwar wie ein Märchen anhörte, man ihr nichtsdestotrotz jedes einzelne Wort geglaubt hat. Tja, das war Fiona Heneghan. Sie wollte mir nicht verraten, ob Adrian bei ihr aufgewachsen ist, weil seine Mutter doch kurz nach seiner Geburt ums Leben gekommen ist und Lord Tomás ihn erst zu sich holte, als er schon beinahe elf Jahre alt war. Irgendwann war mit das allerdings gar nicht mehr wichtig. Sie hat Adrian gekannt und geliebt und das hat mir sehr viel bedeutet.“
     
    I NDHIL CHUIMHNE AR
    Fiona Heneghan d’eag ar an 5 adh lá do Nollaig 2000
    Ar dheis dé go raibh h -anamacra
    Alicia las laut die gälische Inschrift auf dem weißen Stein, der im Schatten einer Eberesche stand. Ein friedlicher Ort, der zum Träumen verführte.
    „Matt’n hat ihr diesen Grabstein setzen lassen. Das hätte ihr gefallen.“
    Spielerisch folgte Alicias Finger den ineinander verschlungenen Linien, die so charakteristisch für die keltische Kultur waren, während Suse erklärte: „Nach außen hin tat er immer so furchtbar abgeklärt, distanziert und nüchtern, ganz nach dem Motto: Um Gottes Willen, wer glaubt denn schon an Märchen! Tief im Herzen allerdings war er ganz der typisch romantische Ire. Ich finde, er hat einen wunderschönen Stein für Fiona ausgesucht. Diese Ornamente, die sich scheinbar ungeordnet, plan- und ziellos verschlingen wie Nattern, symbolisieren den ewigen Kreislauf von Leben und Tod. Sie wiederholen sich, ändern ihre Form, gehen ineinander über ohne einen erkennbaren Anfang oder ein Ende. Holst du mir bitte noch etwas Gießwasser? Ich gehe derweil schon mal zu Matt’n.“
    Alicia ahnte, dass Susanne einen Moment allein sein wollte, und ließ sich deswegen Zeit, hinüber zum Wassertrog zu schlendern, die Gießkanne zu füllen und nebenbei zwei Bekannte aus Killenymore zu begrüßen, mit denen sie sich ein paar Minuten lang über das Wetter und die Erfolge der Pferdezucht auf Sean Garraí unterhielt.
    Erst, als sie bereits wieder auf dem Nachhauseweg waren, brach Susanne das andächtige Schweigen. „Alicia, ich sollte mich wahrscheinlich nicht in diese Angelegenheit einmischen …“ Sie verstummte, weil sie Alicias gerunzelte Stirn bemerkte, die genau diese Vermutung bestätigte.
    „ Du hast Manuel dabei erwischt, wie er am Morgen aus meinem Zimmer kam. Darum geht es dir sicher, oder? Das ist schon in Ordnung, wirklich. Wir beide haben es gewollt“, erklärte Alicia mit einem kaum hörbaren, jedoch eindeutig trotzigen Unterton.
    „Ich könnte es mir nie verzeihen, wenn Manuel dir wehtut.“
    „Suse, es ist lieb von dir, aber völlig unnötig, dich um mich zu sorgen. Warum sollte Manuel so etwas tun? Wir haben von Anfang an gewusst, dass es höchstens … es ist nichts von Dauer. Genau wie mein Besuch bei euch. Wunderschön und intensiv, dennoch ist ein Ende abzusehen. Das haben Urlaubsbekanntschaften nun mal so an sich.“
    „Es gehört nicht unbedingt zu Manuels Stärken, rücksichtsvoll und überlegt zu handeln, wenn es um … darum geht. Wenn Gefühle im Spiel sind, meine ich.“
    „Das erwarte ich gar nicht. Momentan genieße ich es, dass er mir seine Aufmerksamkeit schenkt.“
    „Und damit bist du zufrieden? Ein bisschen Aufmerksamkeit? Ein bisschen Sex – oder vielleicht auch eine ganze Menge Sex, so genau sollte ich das gar nicht wissen wollen – und das war’s?“
    „Ich glaube, es würde mir im Gegenteil sogar Angst machen, wenn er mir mehr anbieten würde.“
    „Weshalb?“
    „Ich habe nichts getan, womit ich es verdient hätte.“
    Mit einem Ruck kam Suse zum Stehen. „Oh, Alicia, was redest du da? Sieh mal, bisher hast du dein Selbstwertgefühl ausschließlich aus deiner Arbeit geschöpft. Widersprich mir nicht! Du bist eine herausragende und sogar international hoch geachtete Wissenschaftlerin, dennoch befürchte ich, du könntest auf diesem

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