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Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Titel: Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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ihre Stimme ihn zurück, „Doktor Ray hat mich gebeten, seine Frau zu werden.“
    Wie vom Donner gerührt, blieb er stehen. Er drehte sich nicht um, aber sie merkte, wie er zusammenzuckte und die Fäuste ballte. Der Gedanke, sie könnte nach all dem, was zwischen ihnen vorgefallen war, beabsichtigen, irgendeinen anderen Mann zu heiraten, versetzte ihn in rasende Wut.
    „Nur über meine Leiche“, stieß er gepresst hervor , ein militantes Blitzen im Blick.
    Dann jedoch schüttelte er den Kopf und lachte leise. Er musste sie falsch verstanden haben. Niemals würde es dieser kleine Landarzt wagen, sich mit ihm anzulegen.
    „ Du scheinst mich ganz durcheinander gebracht zu haben. Ich könnte schwören, du hättest eben verkündet, du würdest … Was hast du gesagt?“
    S ie musste ihre Worte nicht wiederholen. Das Schweigen dehnte sich in die Länge – und seine Nerven dehnten sich mit. Er hatte sie sehr wohl verstanden, wie seine verkrampfte Haltung verriet.
    „ Wenn das so ist … dann … ich wünsche euch viel Glück.“
    Sie wusste nicht, welche Reaktion sie von ihm erwartet hatte. War es Enttäuschung, weil er sie nicht gebeten hatte, diesen Schritt noch einmal zu überdenken? Hatte sie gehofft, er würde sie bitten, Ray nicht zu heiraten, sondern ihn? Nun, er hatte ihr bereits einen Antrag gemacht und nachdem sie abgelehnt hatte, konnte sie wohl kaum erwarten, dass er sich ein zweites Mal einen Korb verpassen ließ.
    Endlich wandte er sich Alicia zu und starrte sie aus großen Augen anklagend an, die Zähne fest aufeinandergebissen, sodass ein Muskel seiner Wange zuckte. Irgendetwas geschah mit ihm. Die Gefühle und Empfindungen, die in ihm erwacht waren, seit er diese Frau zum ersten Mal gesehen hatte, verwirrten ihn. Er hatte sich stets für einen Mann gehalten, der nichts mehr zu verlieren hatte, und musste am Ende ausgerechnet das eine Ding verlieren, von dessen Existenz er nicht einmal etwas geahnt hatte.
    Sein Herz.
    Er räusperte sich und es hatte den Anschein, als würde er einen Erstickungsanfall bekommen. Sein Mund öffnete sich und ein mehr als peinliches Rosa überflutete sein Gesicht. Noch immer kämpfte er um sein Gleichgewicht. Es erschütterte ihn, dass er sich nicht mehr unter Kontrolle hatte.
    Und sie spürte, dass ihm eine Entschuldigung für all seine unbedachten Worte auf der Zunge lag, die Bitte, sie möge ihm die unerfreulichen Szenen vergeben, die er ihr gemacht hatte, und die Unterstellung, es könnte das Kind eines anderen sein, mit der er sie so beleidigt hatte. Er brachte sie nicht über die Lippen. Sie beobachtete, wie er sich quälte, wie er seinen Stolz zu überwinden versuchte. In diesem Moment, da er sprechen wollte und nicht konnte, fühlte sie sich ihm so nah wie nie. Es rührte sie tief in ihrem Inneren. Vergebung ist zuerst ein Werk der Gedanken.
    Er wagte ein reumütiges Lächeln. Sie schien abzuwägen und erwiderte schließlich sein Lächeln. Erleichtert atmete er auf und endlich begriff er: Ich werde diese Frau mein Leben lang lieben. Sie bekommt mein Kind, doch ich würde sie auch lieben, wenn es nicht meines wäre. Ich liebe sie so sehr, dass ich sie gehen lassen werde, weil sie es sich mehr als alles andere wünscht.
    Er riss die Ha ustür auf – und prallte mit voller Wucht gegen Ray Gaughan und zwei Gläser Limonade, die wie sein Herz in tausend Stücke zersprangen.
     

42. Kapitel
     
    Am Tag darauf war er noch immer wie betäubt von ihrer Ankündigung. Er ließ das Frühstück unangetastet stehen. Müde und erschöpft von einer weiteren schlaflosen Nacht wankte er durch die Eingangshalle und hinaus in die grelle Sonne.
    Doktor Ray will meine Frau heiraten , geisterte es ihm zum millionsten Mal durch den Kopf und alle Wut war grenzenloser Wehmut gewichen. Was bildete sich dieser ehrenhafte, liebenswerte und von allen geschätzte Landarzt bloß ein? Dass er, der Graf von Sean Garraí , seelenruhig zusehen würde, wie sein Widersacher den Vater für den Erben dieses Landes spielte? Dieser Langweiler würde ihm ins Gesicht lachen und es würde wie eine Ohrfeige für ihn sein.
    Wie hatte er bloß so verdammt stolz sein können! Zu stolz, um Alicia seine Liebe zu gestehen. Und viel zu sehr von sich und seiner Wirkung auf Frauen überzeugt, um Zweifel daran aufkommen zu lassen, dass sie ihm hinterherlaufen würde.
    Den halben Tag verbrachte er damit , ziellos durch die Gegend zu streifen. Vor den Gräbern von Nóirín und Deirdre schwor er sich und seinen beiden

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