Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)
hin, während sie sich im Kräutergarten seiner Mutter dem Unkraut widmete.
Wie blind musste er gewesen sein, dass ihm ihr verändertes Aussehen nicht schon früher aufgefallen war, dieses Leuchten in den Augen, diese Fröhlichkeit. Sie machte einen verdammt glücklichen Eindruck.
Und das bestimmt nicht seinetwegen.
Diese Erkenntnis brachte das Fass zum Überlaufen. Er wollte ihr wehtun, sie verletzen, sie dazu bringen, dass sie ihn nicht länger ignorierte. Sie sollte ihn niemals mehr aus ihrer Erinnerung verbannen können. Denn sie war es, die ihn auf eine Art und Weise verletzt hatte, die er sich nicht einmal hatte vorstellen können. Sie besaß eine Macht über ihn, wie er es nie für möglich gehalten hätte. Er liebte sie und das machte ihn verletzlich.
„Ist es nicht viel zu warm für eine solche Arbeit?“
Sie hörte den besorgten Ton, was ihre Stacheln daran hinderte, sich sofort abwehrbereit aufzustellen. Langsam ging sie aus der Hocke und streckte sich, während sie zufrieden ihr Werk begutachtete.
„Es macht mir Spaß, etwas Sinnvolles zu tun und dabei das schöne Wetter zu genießen.“
„Muss das unbedingt in der prallen Sonne sein?“
Da lächelte sie milde und beto nte mit nachsichtiger Stimme: „Wann hat es je pralle Sonne in Irland gegeben, Manuel?“
„Hättest du gern etwas zu trinken? Ich könnte dir eine Limonade holen.“
„Das ist nett, danke, aber Ray ist bereits auf dem Weg in die Küche.“ Sie betrachtete ihn mit einer gewissen Schärfe im Blick. „Wenn du mir also etwas zu sagen hast, tu es bitte jetzt gleich und streiche nicht wie die Katze um den heißen Brei herum.“
„Es ist …“ Ich liebe dich. „… nichts. Nichts von Bedeutung zumindest. Ich bin zufällig hier vorbeigekommen und habe dich gesehen.“
Zufällig! Dass er nicht lachte! Er suchte bereits den ganzen Morgen nach ihr. „Er ist also hier?“
„ Warum nicht? Ray und ich sind Freunde. Und daran ändert selbst die Tatsache nichts, dass ich von einem anderen schwanger bin.“
„Von einem anderen“, wiederholte er tonlos. Reduzierte sie ihn in Gedanken inzwischen auf einen namenlosen Irgendwer?
„Macht es ihm denn gar nichts aus?“
„Was? Was soll diese Frage? “ Sie rieb einige Erdkrumen von den Händen. „Manuel, ich habe nicht die geringste Ahnung, was du erwartest. Ich jedoch wüsste keinen Grund, weshalb ich meine Beziehung zu einem meiner besten Freunde abbrechen sollte. Weil du in ihm eine Konkurrenz witterst? Weil es dir nicht passt, dass ich gerne mit ihm zusammen bin? Dass wir uns gut verstehen und über alles reden können? Ich habe dich früher nicht um Erlaubnis gebeten, wenn ich mich mit einem Freund treffen wollte, und werde ganz bestimmt auch jetzt nicht damit anfangen.“
„Du wolltest niemandem wehtun“, sagte er mit seltsam tonloser Stimme.
Sie blickte auf und schaute in sein starres Gesicht. Doch seine Augen verrieten, wie sehr er litt. Sie trat zu ihm und streckte die Hand nach ihm aus. Mit festem Griff umschloss er ihre Oberarme und hielt sie auf Distanz. Sie spürte, wie er zitterte, derart schwer fiel es ihm, sich zu beherrschen.
„Hast du geglaubt, ich hätte nur behauptet, dass ich dich liebe, damit du mit mir ins Bett gehst?“
„Na ja … ja. Ja, Manuel, das habe ich in der Tat geglaubt. Und davon bin ich nach wie vor überzeugt. Vielleicht habe ich gehofft, du würdest es ernst meinen. Aber ich wusste nicht …“
„Wie konntest du annehmen, du würdest mir nicht wehtun, wenn du … Du hast zugelassen, dass ich … Verdammt, Alicia, es tut weh! Ich habe noch nie …“ Er unterbrach sich, als er sich des jammernden Untertons in seiner Stimme bewusst wurde.
Diese Frau machte ihn zu einem Menschen, den er nicht kannte und vor allem nicht sonderlich mochte. Er befürchtete, dass er sich nicht mehr lange würde kontrollieren können. Sie musterte ihn, wie sie es schon so oft getan hatte, seine breiten Schultern, die muskulösen Beine und schmalen Hüften, über denen sich seine Hose spannte – an einer Stelle besonders.
Abrupt ließ er sie los und wich zurück. Seine Miene wurde ausdruckslos. „Glaubst du mir jetzt?“
„Willst du behaupten, so würdest du nicht auf jede andere reagieren? Auf jede, die sich willig zeigt, deine sexuellen Wünsche zu erfüllen?“
Alles Blut w ich aus seinen Wangen und für einen Moment befürchtete sie, er würde explodieren. Stattdessen wirbelte er herum und hinkte mit schwerem Schritt davon.
„Übrigens“, hielt
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