Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)
köstlich duftende Stew für die nicht abreißende Schlange Hungriger in Keramikschüsselchen zu füllen, und begrüßte die noch immer auf Sean Garraí eintreffenden Gäste. Eine Horde Kinder tobte um sie herum und nachdem sie zwei Hände voll Bonbons aus ihren Hosentaschen gekramt hatte, auf die sich die Kleinen mit Gebrüll stürzten, gab sie jedem einzelnen einen liebevollen Klaps aufs Hinterteil, bis sie erneut davonstoben.
Nur selten sah man ihr die zweiundfünfzig Jahre an, die sie inzwischen auf dem Buckel hatte. Die vielen jungen Leute um sie herum hielten sie frisch, behauptete sie, wobei sie stets voller Stolz von ihren Söhnen zu ihrer kleinen Tochter und von dieser zu Lisa und Shawn, Noel und den beiden Hausmädchen schaute.
Man musste die Dowager Countess schon sehr gut kennen, wollte man bemerken, dass ihre Schritte heute müder und ihre Schultern gebeugter wirkten als an anderen Tagen. Nie ließ sich Susanne anmerken, wenn sie aus heiterem Himmel von Erinnerungen eingeholt wurde und sich am liebsten in der dunkelsten Ecke ihres Hauses verkrochen hätte, um sich ihren Gedanken an vergangene Zeiten zu ergeben und den Tränen freien Lauf zu lassen. Manchmal flüsterte sie seinen Namen in Gedanken, manchmal auch laut, wie ein Hilferuf, wenn der Kummer besonders groß war. Doch niemand antwortete. Es kam nicht mehr so oft vor und Ablenkung war die beste Medizin, nach der sie in diesem Moment suchte.
Es bedurfte lediglich eines kurzen Blickes von Ean in die Augen seines älteren Bruders, damit der verstand. Fearghais nickte Áine zu, die ihrem Mann in schweigendem Einverständnis die Hand drückte, während er sich erhob und langsam, wie unbeabsichtigt, den gleichen Weg wie Suse einschlug.
An Abenden wie diesen war sie stets aufs Neue überrascht von der Menge an Leuten, die wie aus dem Nichts auftauchte und einem Urinstinkt folgend sich an dem Ort versammelte, wo das Kreischen ausgelassener Kinder, das schallende Gelächter gestandener Mannsbilder und das Gekicher verliebter Mädchen die Luft vibrieren ließen. Killenymore erschien meist wie ausgestorben, das nahezu baumlose Land ringsum trostlos und verlassen, Musik allerdings und gutes Essen und in der Hauptsache Getränke, die in Strömen flossen, förderten einen Massenauflauf zutage, der das Herz eines jeden geselligen Menschen höher schlagen ließ.
Wie sehr hatte sie es vermisst! Und wie viel mehr noch vermisste sie Matthias, der sie ungeachtet ihrer Begeisterung für Musik und Tanz zu fortgeschrittener Stunde an die Hand genommen hatte, um sie von dem übermütiger werdenden Treiben fort zu führen und ganz allein ihr seine Aufmerksamkeit zu schenken.
„Wie gefällt dir das Fest? Amüsierst du dich ordentlich?“ Fearghais zog Susanne zu sich und drehte sie in seinen Armen so, dass sie mit dem Rücken an seiner Brust lehnte. Sie seufzte leise und spürte eine Sehnsucht in sich, die so viel mehr schmerzte als körperliche Wunden. Fearghais spürte ihre Anspannung und rieb ihr behutsam über die Oberarme.
„Mat hätte es nicht besser ausrichten können. Er wäre sehr stolz auf dich. Guck sie dir an. Alle glücklich und zufrieden, satt und abgefüllt.“
„Ja .“ Suse ließ ihren Blick über die an den Tischen Sitzenden und hinüber zur Tanzfläche schweifen. „Ja, den geröteten Wangen, heiseren Kehlen und glasigen Augen unserer Gäste nach zu urteilen, ist es ein voller Erfolg geworden. Ich muss immerzu daran denken, wie sehr sich Matt’n gefreut hätte, dass Manuel wieder zu Hause ist. Es hat ihm so viel bedeutet, ihn noch einmal sehen, mit ihm reden zu können. Mussten sich diese Dickschädel unbedingt im Streit trennen? Erst sein Vater, Lord Tomás, dann Adrian und schließlich Manuel! Als würde ein Fluch über den Männern dieser Familie liegen.“
Es gab keine Worte, die Susanne den Schmerz genommen hätten, also schwiegen sie eine ganze Weile in gegenseitigem Verstehen.
„ Ich habe mich ein wenig umgehört. Die Leute sind ziemlich geteilter Meinung zu Manuels Anwesenheit auf Sean Garraí . Deswegen, so denke ich, war es eine gute Idee, sie mit einem céilí davon zu überzeugen, dass er nicht das Monster ist, welches sie offenbar erwartet haben.“
„Ich mag es nicht, wenn er ständig daran erinnert wird, was vor zehn Jahren passierte. Und er schon gar nicht.“
„ Damit hat er rechnen müssen, bevor er hierher kam, meinst du nicht? Bislang hat er nichts geleistet, worüber die Leute sonst reden könnten. Hat er sich
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