Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)
inzwischen irgendwie geäußert?“
„Worüber?“
„Seine Zukunft. Wo sieht er sich selber? Hier auf Sean Garraí ? Oder wird er wieder bei dem kleinsten Problem, das sich vor ihm auftut – und das wird es über kurz oder lang –, davonrennen?“
„Glaubst du nicht, wir sollten ihn erst einmal nach Hause kommen lassen? So richtig. Momentan fühlt er sich wie der absolute Außenseiter. Gerade dein Bruder macht es ihm nicht leicht. Wäre es da nicht etwas verfrüht, von ihm eine Entscheidung zu verlangen?“
„Du kannst ihn nicht ewig in Watte packen , Suse. Manuel ist kein Baby mehr.“
„Er wird immer mein Baby sein.“
„Das ist wieder typisch für dich“, bemerkte er mit einem Stöhnen.
Suse lächelte, denn sie hörte d en Unterton in seiner Stimme, der seine Bewunderung für ihre uneingeschränkte Liebe zu ihrem Sorgenkind deutlich machte.
„ Du warst von jeher viel zu weichherzig und nachsichtig. Gerade mit ihm.“ Fearghais hob die Hand, um ihren Einwand abzuwehren. „Natürlich habe ich nicht vergessen, was du stets als Grund dafür angeführt hast. Das sollte ihm allerdings kein Freibrief sein, sich ein Leben lang vor der Verantwortung zu drücken.“
„Das wird er nicht. Als Schiffsoffizier weiß er sehr wohl, was es bedeutet, Verantwortung zu tragen. Und er ist doch nicht ohne Grund hier aufgetaucht. Gib ihm etwas Zeit und er wird uns sagen, wie es weitergehen wird.“
„Na, ihr Turteltäubchen? Fearghais, hast du keine Angst, dass dich Áine zum Teufel jagt, wenn du hier in aller Öffentlichkeit mit einer anderen Frau flirtest?“ Alicia drängte sich kichernd näher an ihn, indem sie Susanne mit gespieltem Eifer beiseite schubste.
„Hauptsache, ich lasse ihr die Kreditkarten und das Haus. Den Rest kann ihre Nachfolgerin haben, sagt sie immer.“
„ Ach ja? Dabei habe ich euch noch nie streiten sehen.“
Fearghais schwieg zu dieser Behauptung mit höflicher Zurückhaltung und lächelte weise.
„ Es ist ein wunderbarer Abend geworden, Susanne. Ist dir bewusst, dass du damit rechnen musst, in spätestens einer Woche die ersten Anfragen zu erhalten, wann das nächste event auf Sean Garraí stattfindet?“
„Dann sollten wir uns schon mal an die Planung machen“, bemerkte Fearghais voller Ernst , zog einen imaginären Schreibblock aus der Gesäßtasche und leckte an einem unsichtbaren Bleistift. „ Céilí oder seisiún ? Picknick oder vielleicht zur Abwechslung mal einen etwas größeren Empfang? Was meinst du?“
„Jeden Monat solch eine Aufregung?“, klagte Suse und riss entsetzt die Hände in die Höhe, als müsste sie einen Kometen abwehren, der auf sie zugeschossen kam. „Ich weiß nicht, ob das meine Nerven aushalten. Bin jetzt schon fix und alle. Ich denke, für die Kinder wird es ebenfalls allmählich Zeit, zu Bett zu gehen. Sie sollten nicht unbedingt zusehen, wenn die ersten über den Durst trinken und jeden Sinn für Anstand und Moral verlieren.“
„Wenn ich sie finde, werde ich sie fragen, was sie von deinem Vorsc hlag halten“, erwiderte Alicia schmunzelnd. „Wo hast du sie das letzte Mal gesichtet?“
„Das letzte Mal …“ Susanne schaute auf ihr Handgelenk, das noch nie eine Uhr gesehen hatte. „Das war vor mindestens einer Stunde.“
„Ich finde sie schon. Irgendwo.“
Fröhlich es Gelächter und aufgedrehtes Quietschen verrieten ihr schließlich das Versteck der Kinder. Mit vor Eifer gerötetem Gesicht und schmutziger Kleidung, die Zöpfe halb aufgelöst, hüpfte Ena von einem nackten Fuß auf den anderen. Shawn rief einem Wesen, das zwischen den Büschen hin und her kroch, irgendwelche Anweisungen zu.
„Kannst du ihn sehen?“
„Nur einen Fuß“, ließ sich das Gestrüpp undeutlich vernehmen.
„Dann muss auch der Rest von ihm da sein.“
„Glaub ich nicht.“
„Oh Mann, das ist seine Vorderflosse!“ Ena schlug sich die flache Hand an die Stirn und verdrehte die Augen theatralisch. „Ich hab ’s doch gewusst, du brauchst ’ne Brille!“
„Ups! Hab ich wohl verwechselt. Warum steht nicht dran, was es sein soll? Und es sieht wirklich komisch aus, das musst du zugeben.“
„Da!“
„Hast du ihn?“
„ Hurá! An bhonnánfhroig! “
An bhonnánfhroig? Eine fein geschwungene Braue schoss fragend in die Höhe. Was war denn das? Deutliche Zweifel zeichneten sich auf Alicias Gesicht ab. Das Gälische war keineswegs einfach zu verstehen, von einem Trompetenfrosch hatte sie indes noch nie gehört.
Sie duckte sich und schlich
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