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Der Erdbeerpfluecker

Der Erdbeerpfluecker

Titel: Der Erdbeerpfluecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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sie zusammen waren, färbte ein bisschen davon auf Caro ab. War es nicht das, was Liebe tun sollte? Einen Menschen verändern? Ihm andere Dimensionen zeigen?
    Caro drehte sich auf die Seite und schaute sich im Zimmer um. Vom Bett aus wirkte es gröߟer. Vielleicht aber auch nur, weil Caro sich so allein vorkam.
    Er hätte sich wenigstens verabschieden können, dachte sie. Ein Kuss, eine Berührung. Mehr wär ja nicht nötig gewesen. Aber einfach so abzuhauen?
    Jedes Mal verschwand er auf diese Weise. Hokuspokus.
    Tatsächlich hatte er groߟe Ąhnlichkeit mit David Copperfield. Er war kräftiger und man sah seinem Körper an, dass er an schwere Arbeit gewöhnt war. Doch auf den ersten Blick wirkte er wie der Zwillingsbruder des Magiers.
    Die weniger sanfte Version.
    Caro hatte Softies noch nie etwas abgewinnen können. Sie war gern mit ihnen zusammen, ging mit ihnen ins Kino oder tanzen und anschlieߟend Pizza essen und redete dann die Nacht mit ihnen durch. Doch in ihrem Innern blieb sie seltsam unberührt.
    Immer wieder sagte sie sich, dass diese Art von Typen besser wäre für sie. Offen, ehrlich, zuverlässig, liebevoll, treu.
    Aber eben auch langweilig. Das vor allem.
    Einmal hatte sie es versucht. Er hieߟ Marvin, war Austauschschüler aus den USA und hatte sanfte braune Augen, die immer ein wenig verwundert schienen. Eine Zeit lang ging es gut mit ihnen, doch dann fing sie an, sich beim Küssen einen andern vorzustellen.
    Nie würde sie vergessen, wie verletzt er war, als sie sich von ihm trennte. Er aߟ nicht mehr, schlief kaum noch und nahm so stark ab, dass ihm die Klamotten um den Körper schlotterten. Irgendwann kehrte er in die USA zurück und es war, als wären sie sich überhaupt nicht begegnet, höchstens im Traum.
    Caro stand auf. Sie machte das Radio an, schaltete es jedoch sofort wieder aus, als sie die Stimme des Moderators hörte. So viel gute Laune und Trallala am frühen Morgen war ihr unerträglich.
    Sie schlurfte in die Küche, in der Jette und Merle das übliche Frühstückschaos hinterlassen hatten. Seufzend begab sie sich ans Aufräumen. Vielleicht würden die beiden sich darüber freuen.
    Jedes Geräusch hallte in ihrem Kopf wider und lieߟ einen kleinen, spitzen Schmerz zurück. Warum hatte sie auch getrunken, obwohl sie nichts vertrug? Noch dazu einen dieser billigen Rotweine, von denen ihr grundsätzlich schlecht wurde. Es waren die einzigen Flaschen gewesen, die sie in der Vorratskammer gefunden hatte.
    Er hatte zuerst nichts davon gewollt und bloߟ ihr zuliebe mitgetrunken. Der Alkohol hatte bei ihm keine Wirkung gezeigt, nur bei ihr. Sie hatte geredet und geredet. Und gekichert. Bis er ihr den Mund zugehalten hatte.
    Seine Hand war groߟ und breit gewesen. Ihr ganzes Gesicht war darunter verschwunden. Ihr war plötzlich kalt geworden und sie hatte seine Hand weggeschoben.
    Da hatte er gelacht.
    Und sie hatte ihm die Arme um den Hals gelegt und sich an ihn geschmiegt und sich geliebt und getröstet gefühlt.
    Er konnte das, von einer Sekunde auf die andere die Stimmung in einem Raum verändern. Und in einem Menschen. Weil er wirklich ein Zauberer war. Simsalabim.
    Caro lächelte, während sie das schmutzige Geschirr in die Spülmaschine räumte. Vielleicht war sie endlich angekommen. Vielleicht konnte sie bei ihm bleiben.
    Sie sah auf ihre Uhr. Wenn sie sich beeilte, würde sie es noch zur dritten Stunde schaffen. »Wär nicht schlecht«, sagte sie und fing an zu pfeifen. Das wäre es wirklich nicht. So ganz allmählich verloren die Lehrer nämlich die Geduld mit ihr.
    Unter der Dusche hielt sie das Gesicht unter den Wasserstrahl und streckte sich. Noch war es zu früh, daran zu glauben. Aber fast sah es so aus, als hätte sie sich wirklich und wahrhaftig verliebt.
    »Verliebt«, flüsterte sie, »verliebt, verlobt, verheiratet.«
     
    Er hängte den Hörer ein, stieߟ die Tür der Telefonzelle auf und machte einen langen Schritt hinaus auf den Platz, der still und bleich war und wie erstarrt im Sonnenlicht. Er wischte sich mit dem Handrücken den Schweiߟ von der Stirn und ihm war, als täte er seit Jahren nichts anderes. Als bestünde sein Leben aus dieser einen mechanischen Geste.
    Die Telefonzelle schien die Glut eines ganzen Sommers gespeichert zu haben und die Ausdünstungen unzähliger Menschen. Er hatte die Tür während des Gesprächs mit dem Fuߟ offen gehalten, aber es hatte wenig genützt, denn es war windstill. Kein Lufthauch regte

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