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Der Erdbeerpfluecker

Der Erdbeerpfluecker

Titel: Der Erdbeerpfluecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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rechtfertigen.«
    Aus den Augenwinkeln sah ich, wie der Pfarrer sich übers Gesicht rieb, eine Geste der Hilflosigkeit, denn er konnte mich schlecht vor allen Leuten daran hindern, weiter zu sprechen.
    »Es gab noch so vieles, was du in deinem Leben vorhattest. Vor allem wolltest du glücklich werden.«
    Merle griff nach meiner Hand. Ich merkte, dass sie weinte.
    »Dein Mörder ist noch nicht gefasst. Vielleicht glaubt er davonzukommen. Ich bin nicht bereit, ihm zu vergeben. Ich hasse und verabscheue ihn. Er hat dir wehgetan. Er hat dir das Leben gestohlen.«
    Merle wischte sich über die Augen. Ich sah plötzlich viele Taschentücher, die hervorgezogen wurden. Und ich begegnete dem beunruhigten Blick meiner Mutter. Aber ich war noch nicht fertig.
    »Ich habe ihm etwas mitzuteilen. Nämlich dass ich ihn suchen werde.«
    Die Leute tuschelten miteinander. Es war mir egal.
    »Ich werde nicht aufgeben, bis er verhaftet ist. Damit er bestraft werden kann für das, was er dir angetan hat. Das ist ein Versprechen, Caro, und du weiߟt, dass wir Versprechen immer gehalten haben. Ich werde diesen Mann finden.«
    Nach dem letzten Wort verlieߟ mich die Ruhe. Ich begann am ganzen Körper zu zittern.
     
    Erschütternde Szenen beim Abschied von Carola
     
    Gestern wurde Carola Steiger, das jüngste Opfer des Halskettenmörders, unter groߟer Anteilnahme auf dem Waldfriedhof beigesetzt. Die Trauerhalle bot nicht ausreichend Platz für den Ansturm der Trauergäste, die gekommen waren, um von dem brutal ermordeten Mädchen Abschied zu nehmen, sodass ein Teil der Menschen drauߟen ausharren musste.
    Auch die Bestsellerautorin Imke Thalheim war unter den Trauernden. Ihre Tochter Jette Weingärtner, eine enge Freundin des Mordopfers, hielt eine ergreifende Abschiedsrede, in der sie dem Mörder drohte, sie werde ihn finden und zur Strecke bringen.
    Diese Ankündigung führte zu einem Eklat. Der Pfarrer Friedhelm Offtermatt wandte sich anschlieߟend in deutlichen Worten gegen eine Einstellung, die von Gedanken an Rache und Vergeltung geprägt sei. Er forderte die Trauergemeinde auf, auch für den »in die Irre gegangenen« Mörder Carolas zu beten.

    In der daraufhin ausbrechenden Unruhe standen Jette Weingärtner und ihre Freundin auf und verlieߟen die Trauerhalle. Viele Trauergäste folgten ihnen und warteten drauߟen darauf, den Sarg zur Grabstätte zu begleiten.
     
    Den Rest ersparte Bert sich. Er hatte den Artikel schon so oft gelesen, dass er die Worte auswendig kannte. Ausnahmsweise hatte Hajo Geerts nicht übertrieben. Er hatte, aus welchen Gründen auch immer, sogar darauf verzichtet, die Ereignisse auszuschlachten.
    Eklat
 und 
Unruhe
 waren harmlose Umschreibungen des Tumults, der nach den abschlieߟenden Worten des Pfarrers losgebrochen war. »Bitte!« hatte der Pfarrer gerufen. »Ich bitte Sie! Beruhigen Sie sich! Dies ist eine Trauerfeier!«
    »Genau!«, hatte Bert von hinten einen Mann brüllen hören. »Eine Trauerfeier! Erinnern Sie sich mal daran!«
    Bert hatte Caro eine würdige, eine angemessene Trauerfeier gewünscht. Doch noch während er bedauert hatte, dass sie so auߟer Kontrolle geriet, war ihm der Gedanke gekommen, dass gerade diese widerstreitenden Emotionen, die hier aufeinander prallten, angemessen waren.
    Ein junges Mädchen war ermordet worden. Das war ungeheuerlich. Es brauchte mehr als ein paar Bibelweisheiten, um darauf zu reagieren.
    Bert vermutete, dass die Zurückhaltung des Redakteurs mit Jette zu tun hatte. Ihr Auftritt war beeindruckend gewesen. Die klare Stimme hatte die Trauerhalle ausgefüllt bis in den letzten Winkel. Die eindringliche Sprache hatte jeden Einzelnen erreicht.
    Auch Bert. Er hatte Jettes Mut bewundert. Und Merles Beharrlichkeit. Obwohl sie nicht aufhören konnte zu weinen, war sie ihrer Freundin nicht von der Seite gewichen. Doch bei aller Hochachtung, die Bert für die beiden Mädchen empfand, ärgerte er sich auch über ihr Verhalten. Jette hatte Caros Mörder unmissverständlich gedroht. Genau das kann ich grade noch gebrauchen, dachte Bert, zwei Racheengel, die mir ins Handwerk pfuschen.
    Irgendetwas sagte ihm, dass Jettes Schwur nicht leichtfertig abzutun war. Dieses Mädchen meinte, was es sagte. Und das bedeutete nicht bloߟ, dass sie der Polizei Schwierigkeiten machen konnte, es hieߟ auch, dass sie sich möglicherweise selbst in Gefahr bringen würde.
    Er stand auf und ging zu der Pinnwand, die sich in seinem Büro fast über die gesamte

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