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Der Erdbeerpfluecker

Der Erdbeerpfluecker

Titel: Der Erdbeerpfluecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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Art von Männern würde so ein Tuch um den Kopf tragen?
    Junge Männer, für die es eine Form von Mode war. Köche, die bei der Arbeit ihr Haar bedecken mussten. Und sonst?
    Man konnte ein solches Tuch tragen, um sein Haar zu schützen. Vor Schmutz. Vor Nässe. Oder vor Sonnenlicht.
    Merle hatte das sichere Gefühl, dass Caros Freund das Tuch getragen hatte, um sein Haar zu schützen. Unter dem Licht der Schreibtischlampe hatte sie es Zentimeter für Zentimeter untersucht.
    Sie hatte einige Flecken gefunden. Natürlich waren sie längst eingetrocknet und speicherten keinen Geruch mehr. Sie sagten also wenig aus.
    Warum hatte Caro das Tuch aufgehoben? Vermutlich, weil ihr Freund es oft getragen hatte und es ein Teil von ihm war.
    ßœber all diese ߜberlegungen hätte sie jetzt gern mit Jette gesprochen, aber die Verletzung saߟ noch zu tief. Jette wollte Abstand? Kein Problem. Den konnte sie haben.
    Als Jette leise die Tür aufschob, den Kopf ins Zimmer steckte und Merles Namen flüsterte, stellte Merle sich schlafend.
     
    Ich zündete die Kerze auf dem Küchentisch an und löschte das Licht. Ich zog mir einen Stuhl ans Fenster, setzte mich und sah auf die Straߟe hinab. Ich liebte die Stadt in der Dunkelheit. Die Häuser graue Schatten mit vereinzelten Vierecken aus gelbem Licht.
    Seit ich Gorg kannte, liebte ich die Stadt noch mehr. Ich würde sie aufs Neue erkunden, mit ihm zusammen. Ihn an all die Orte führen, die mir wichtig waren. Später, wenn er dazu bereit wäre.
    Ich freute mich darauf, ihm das Schloss zu zeigen. Den Schlosspark mit seinen geometrisch gepflanzten Blumen und dem kleinen Irrgarten hinter dem Seerosenteich. Die verwinkelten Gassen der Altstadt. Und dann natürlich den Weihnachtsmarkt.
    Ich nahm längst nicht jeden mit auf den Weihnachtsmarkt. Das war für mich immer etwas Besonderes gewesen, das ich nur mit jemandem zu teilen bereit war, der ganz und gar zu meinem Leben gehörte.
     
    nie

werden wir

die vielen heiligen

lichter

sehn
     
    Wieso fielen mir jetzt diese Zeilen ein?
    Caro, dachte ich, du hast uns schon immer an der Nase herumgeführt. Welche Lichter hast du gemeint? Wer ist 
wir
? Und warum sind all deine Gedichte so schrecklich traurig?
    Um Weihnachten herum würde Gorg längst woanders sein.
    In dieser Nacht träumte ich von Caro. Wir schlenderten über den Weihnachtsmarkt und kamen an einem Nikolaus vorbei, der Geschenke an die Kinder verteilte. Erst als wir ihm gegenüberstanden, erkannte ich unter dem Wattebart Gorgs Gesicht.
    Ich berührte seinen Arm. »Gorg«, sagte ich, »darf ich dir meine Freundin Caro vorstellen?«
    Als ich mich umdrehte, war Caro verschwunden. Ihren Mantel hatte sie zurückgelassen. Er lag auf dem Gehsteig, so klein und schmal und verloren, als gehörte er einer Puppe.
     
    Auch an diesen Mann erinnerte sich Bert sofort. Georg Taban, der groߟe Schweiger mit dem wilden Blick. So hatte er seine Eindrücke nach der ersten Befragung notiert.
    Tatsächlich schien der Mann jedes Wort zu bedenken, bevor er es aussprach. Seine Augen fixierten Bert, nahmen anscheinend jedes Detail wahr, lieߟen ihn nicht für eine Sekunde los.
    Er war zurückhaltender als dieser Malle Klestof. Und um einiges intelligenter. Seine ruhige, tiefe Stimme täuschte. Darunter war er hochgradig nervös. Bert konnte die Spannung, unter der er stand, beinahe körperlich spüren.
    Das musste nichts heiߟen. Die meisten Menschen waren nervös, wenn sie mit der Polizei zu tun hatten, erst recht, wenn es um Mord ging. Niemand verhielt sich bei einem Verhör wie bei einem Plausch auf der Wohnzimmercouch.
    Nein, den Namen Carola Steiger habe er vor dem Mordfall nie gehört. Auch die Abkürzung Caro habe ihm nichts gesagt.
    Es fiel Bert auf, dass Georg Taban das Foto von Caro einen Moment zu lange in der Hand hielt. Das von Simone und den beiden anderen Mädchen legte er so rasch wieder weg, als hätte er Angst, sich daran zu verbrennen. Oder sich die Hände schmutzig zu machen.
    »Diese Fragen haben Sie mir schon gestellt«, sagte er.
    Auch die Fotos hatte Bert ihm schon einmal gezeigt. Damals war ihm an der Art und Weise, wie Georg Taban sie angeschaut hatte, nichts aufgefallen. Dabei achtete er sorgfältig auf alles. Das kleinste Zögern konnte ein wichtiger Hinweis sein. »Inzwischen haben wir neue Erkenntnisse«, behauptete er.
    Georg Taban lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Entspannte Haltung oder Mauer?, fragte sich Bert. Es war ihm so in

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