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Der Erdsee Zyklus 06 - Rückkehr nach Erdsee

Der Erdsee Zyklus 06 - Rückkehr nach Erdsee

Titel: Der Erdsee Zyklus 06 - Rückkehr nach Erdsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula K. LeGuin
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sich mehr Wissen über die Alten Kräfte der Erde bewahrt als wir. Dieser Mann Azver hörte, als er jung war, irgendeine Mär vom Immanenten Hain, und ihm dämmerte, dass das Zentrum aller Kräfte der Erde dort sein müsse. Also ließ er seine Götter und seine Muttersprache hinter sich und machte sich auf nach Rok. Er stand eines Tages auf unserer Türschwelle und bat: »Lehrt mich, in jenem Walde zu leben! < Und das taten wir: wir lehrten ihn, bis er begann, uns zu lehren ... Und so wurde er unser Meister der Formgebung. Er ist kein sanfter Mann, aber man muss ihm vertrauen.«
    »Ich könnte ihn niemals fürchten«, erwiderte Erle. »Es war angenehm, bei ihm zu sein. Er nahm mich weit mit in den Wald.«
    Sie saßen eine Weile schweigend da. Beide dachten an die Lichtungen und Schneisen jenes Waldes, an das Sonnenlicht und den Sternenschein in seinen Blättern.
    »Er ist das Herz der Welt«, sagte Erle.
    Sperber hob den Blick und wandte ihn gen Osten, zu den fernen Hängen des Berges Gont, die dunkel waren von Bäumen. »Ich werde dort hingehen«, sagte er, »in den Wald, wenn der Herbst kommt.«
    Nach erneutem Schweigen bat er: »Erzähl mir, welchen Rat der Formgeber für dich hatte und warum er dich hierher zu mir schickte.«
    »Er sagte, Herr, Ihr wüsstet mehr vom ... vom trockenen Land als jeder andere Lebende und würdet daher vielleicht wissen, was es bedeutet, dass die Seelen von dort zu mir kommen und mich um Freiheit anflehen.«
    »Hat er dir seine Ansicht darüber mitgeteilt?«
    »Ja. Er sagte, es läge vielleicht daran, dass mein Weib und ich nicht wüssten, wie man getrennt wird, sondern allein, wie man zusammengefügt wird. Dass nicht ich daran schuld sei, sondern vielleicht wir beide zusammen, weil jeder von uns unwiderstehlich vom anderen angezogen werde, wie ein Tropfen Quecksilber vom ändern. Aber der Meister des Gebietens mochte dem nicht beipflichten. Er sagte, allein eine große Kraft magischer Natur könne dergestalt wider die Ordnung der Welt verstoßen. Da auch mein alter Meister Gannet mich über die Mauer hinweg berührt hatte, meinte der Gebieter, es stecke womöglich eine magische Kraft in ihm, die zu seinen Lebzeiten geschlummert habe oder verborgen gewesen sei und die jetzt offenbar werde.«
    Sperber grübelte eine Zeit lang. »Als ich auf Rok lebte«, sagte er, »mochte ich es vielleicht auch so gesehen haben wie der Gebieter. Dort kannte ich keine Kraft, die stärker war als die, die wir magisch nennen. Nicht einmal die Alten Kräfte der Erde, dachte ich ... Wenn der Gebieter, dem du dort begegnet bist, der Mann ist, von dem ich glaube, dass er's ist, dann kam er als Knabe nach Rok. Mein alter Freund Vetsch von Iffisch schickte ihn zum Studieren zu uns. Und er ging nie wieder fort.
    Das ist der Unterschied zwischen ihm und Azver, dem Formgeber. Azver lebte, bis er erwachsen war, als Sohn eines Kriegers, selbst Krieger, unter Frauen und Männern, war mitten im Leben. Dinge, die die Mauern der Schule fern halten, sind ihm vertraut, sie liegen ihm in Fleisch und Blut. Er weiß, dass Mann und Weib sich lieben, einander beiwohnen, heiraten ... Nachdem ich nun fünfzehn Jahre außerhalb der Mauern der Schule gelebt habe, neige ich zu der Auffassung, dass Azver wohl auf der besseren Fährte ist. Das Band zwischen dir und deinem Weib ist stärker als die Scheidelinie zwischen Leben und Tod.«
    Erle zögerte kurz, ehe er erwiderte: »Ich habe auch gedacht, dass es wohl so sei. Aber es erscheint mir ... schamlos, so zu denken. Wir liebten uns, wir liebten uns mehr, als ich es mit Worten zu sagen vermag, aber war unsere Liebe größer als irgendeine andere vor uns? War sie größer als die zwischen Morred und Elfarran?«
    »Vielleicht aber auch nicht geringer.«
    »Wie könnte das sein?«
    Sperber sah ihn an, als begrüßte er irgendetwas, und antwortete ihm mit einer Bedachtsamkeit, von der Erle sich geehrt fühlte. »Je nun, manchmal fügt es sich, dass eine Leidenschaft in ihrem Frühling zu Schaden oder zu Tode kommt. Und weil sie in der Blüte ihrer Schönheit endet, ist sie das, was die Harfner besingen und woraus die Dichter Geschichten machen: die Liebe, die den Jahren entrinnt. Solcher Art war die Liebe zwischen dem Jungen König und Elfarran. Solcher Art war auch deine Liebe, Hara. Sie war nicht größer als die Morreds, aber war seine größer als deine?«
    Erle sagte nichts. Er sann nach.
    »Es gibt kein >größer< oder >geringer< bei etwas Absolutem«, fuhr Sperber fort. »>Alles

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