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Der Erdsse Zyklus 05 - Rueckkehr nach Erdsee

Titel: Der Erdsse Zyklus 05 - Rueckkehr nach Erdsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula K LeGuin
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>bagab-ba-bagabba< ist? Schaut!« Sie hob die Hand, zeigte mit der anderen darauf und sagte das Wort zuerst auf Kargisch, dann auf Hardisch.
    Seserakh sprach beide Worte brav nach. Nach ein paar weiteren Körperteilen wurden ihr plötzlich die Möglichkeiten bewusst, die das Übersetzen in sich barg. Sie straffte sich. »Wie sagen die Zauberer für >König    »Agni. Es ist ein Wort aus der Alten Sprache. Mein Mann hat es mich gelehrt.«
    Während sie dies sagte, wurde ihr bewusst, dass es töricht war, an dieser Stelle auch noch eine dritte Sprache ins Spiel zu bringen; aber das war es nicht, was die Aufmerksamkeit der Prinzessin erregte.
    »Ihr habt einen Mann?« Seserakh starrte sie mit leuchtenden Löwenaugen an und lachte laut. »Ach, wie wunderbar! Ich dachte, Ihr wäret eine Priesterin! Oh, bitte, meine Freundin, erzählt mir von ihm! Ist er ein Krieger? Ist er schön? Liebt Ihr ihn?«
    Nachdem der König sich zur Drachenjagd aufgemacht hatte, wusste Erle nicht, was er anfangen sollte. Er fühlte sich vollkommen nutzlos. Er hatte ein schlechtes Gewissen, weil er im Palast des Königs wohnte und auf Kosten des Königs speiste und trank, und er fühlte sich schuldig ob der Probleme, die er mitgebracht hatte. Da er unmöglich den lieben langen Tag auf seinem Zimmer hocken konnte, ging er nach draußen auf die Straße, aber der Glanz und die Hektik der Stadt schreckten ihn, und da er kein Geld und kein bestimmtes Ziel hatte, konnte er nichts weiter tun als so lange herumzustreifen, bis er müde war. Gespannt, ob die Wachen mit dem gestrengen Blick ihm wieder Einlass gewähren würden, kehrte er abends zum Maharionspalast zurück. Frieden und Ruhe am nächsten kam er in den Palastgärten. Er hoffte, Rody dort zu treffen, aber der Junge tauchte nicht wieder auf, und vielleicht war das auch besser so. Erle fand, dass er nicht mit anderen Menschen sprechen sollte. Die Hände, die sich vom Tode nach ihm ausstreckten, würden sich auch nach ihnen ausstrecken.
    Am dritten Tag nach der Abreise des Königs begab er sich nach unten, um bei den Gartenteichen spazieren zu gehen. Der Tag war sehr heiß gewesen, und der Abend war drückend und schwül. Er nahm Schleppi mit und ließ die kleine Katze frei laufen, was sie sogleich dazu nutzte, unter den Büschen nach Insekten zu jagen. Er selbst setzte sich auf eine Bank nahe der großen Weide und schaute den fetten, silbriggrün schimmernden Karpfen beim Herumschwimmen zu. Er fühlte sich einsam und mutlos und hatte das Gefühl, dass sein Widerstand gegen die Stimmen und die Hände, die nach ihm griffen, langsam bröckelte. Was nützte es ihm schlussendlich, dass er hier war? Warum ließ er sich nicht ein für alle Mal in den Traum fallen und ging den Hang hinunter, damit er es endlich hinter sich hatte? Niemand auf der Welt würde sich seinetwegen grämen, und sein Tod würde den Menschen hier diese Krankheit ersparen, die er mit sich gebracht hatte. Als ob sie nicht schon genug damit zu tun hatten, gegen die Drachen zu kämpfen. Und vielleicht würde er ja, wenn er dort hinunterstieg, Lily Wiedersehen.
    Wenn er tot war, konnten sie sich nicht berühren. Die Hexer sagten, sie würden es nicht einmal wollen. Sie sagten, die Toten vergäßen, wie es wäre, lebendig zu sein. Aber Lily hatte die Hand nach ihm ausgestreckt. Anfangs, für ein Weilchen, würden sie sich vielleicht lange genug an das Leben erinnern, um sich anzuschauen und einander gewahr zu werden, selbst wenn sie sich nicht berührten.
    »Erle.«
    Er hob langsam den Blick zu der Frau, die vor ihm stand. Tenar, die kleine graue Frau. Er sah die Sorge in ihrem Gesicht, aber er wusste nicht, warum sie bekümmert war. Doch dann fiel ihm ein, dass ihre Tochter, das verbrannte Mädchen, mit dem König gegangen war. Vielleicht gab es schlechte Nachrichten. Vielleicht waren sie allesamt tot.
    »Bist du krank, Erle?«, fragte sie.
    Er schüttelte den Kopf. Es fiel ihm schwer zu sprechen. Er begriff jetzt, wie leicht es wäre, in jenem anderen Land, nicht zu sprechen. Leuten nicht in die Augen zu schauen. Nicht behelligt zu werden.
    Sie setzte sich zu ihm auf die Bank. »Du siehst betrübt aus«, sagte sie.
    Er machte eine unbestimmte Geste - es ist alles in Ordnung, es ist nichts von Bedeutung.
    »Du warst auf Gont. Bei meinem Mann Sperber. Wie ging es ihm? Sorgte er gut für sich?«
    »Ja«, sagte Erle. Er versuchte, angemessener zu antworten. »Er war der freundlichste Gastgeber, den man sich vorstellen kann.«
    »Es

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