Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Erl�ser

Titel: Der Erl�ser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesb�
Vom Netzwerk:
hast du dann den blauen Fleck auf der Stirn?« »Ich bin gegen eine Tür gelaufen.«
    »Jetzt lügst du. «
    Sofia schnaubte. »Sie tun ja so oberschlau und nett, aber in Wirklichkeit wissen Sie überhaupt nichts. Sie sind doch nur eine olle Polizistin, die viel lieber mit Kindern zu Hause sitzen würde. Ich hab Sie da drinnen genau beobachtet.« Die Wut war noch immer da, doch ihre Stimme begann bereits zu vibrieren. Harry gab ihr noch einen, maximal zwei Sätze.
    Beate seufzte. »Du musst uns vertrauen, Sofia. Und du musst uns helfen. Wir versuchen, einen Mörder aufzuhalten.«
    »Das ist doch wohl nicht meine Schuld.« Ihre Stimme zitterte heftig und Harry konstatierte, dass sie nur einen geschafft hatte. Dann kamen die Tränen. Ein regelrechter Platzregen aus Tränen. Sofia beugte sich vor und die Gardine fiel ihr wieder vors Gesicht.
    Beate legte ihr eine Hand auf die Schulter, doch Sofia schob sie weg.
    »Gehen Sie!«, rief sie.
    »Wusstest du, dass Robert im Herbst in Zagreb war?«, fragte Harry.
    Ihr Kopf schnellte hoch, und sie sah Harry ungläubig an. Die Schminke auf ihrem Gesicht war schon ganz nass.
    »Das hat er dir also nicht gesagt?«, fuhr Harry fort. »Dann hat er dir wohl auch nicht erzählt, dass er in ein Mädchen namens Thea Nilsen verliebt war?«
    »Nein«, flüsterte sie von Tränen erstickt. »Und wenn schon.«
    Harry versuchte, ihrem Gesichtsausdruck zu entnehmen, ob die Informationen irgendeinen Eindruck hinterlassen hatten, was durch die schwarzen Rinnsale der verlaufenden Schminke ziemlich schwer zu beurteilen war.
    »Du warst im Fretex-Laden und hast nach Robert gefragt. Was wolltest du da?«
    »Mir eine Zigarette schnorren!«, rief Sofia wütend. »Gehen Sie jetzt!«
    Harry und Beate sahen sich an. Dann standen sie auf.
    »Denk noch einmal nach«, sagte Beate. »Und dann ruf mich unter dieser Nummer an. « Sie legte eine Visitenkarte auf den Tisch. Die Mutter wartete im Flur auf sie.
    »Es tut mir leid«, sagte Beate. »Es ist ihr wohl sehr zu Herzen gegangen. Vielleicht sollten Sie ein bisschen mit ihr reden.«
    Sie traten auf der Jacob Aalls gate in den Dezembermorgen und begannen, in Richtung Suhms gate zu gehen, auf der Beate einen Parkplatz bekommen hatte.
    » Oprostite!«
    Sie drehten sich um. Die Stimme kam aus dem Schatten der Toreinfahrt, von wo ihnen die Glut zweier Zigaretten entgegenleuchtete. Es waren Sofias Vater und Onkel Josip. Sie blieben vor ihnen stehen.
    »Hotel International, eh?«, sagte der Vater.
    Harry nickte.
    Der Vater warf Beate einen raschen Blick aus den Augenwinkeln zu.
    »Ich geh den Wagen holen«, sagte Beate schnell. Harry konnte sich nicht genug wundern, wie eine junge Frau, die einen großen Teil ihres kurzen Lebens mit dem Studium von Videoaufzeichnungen und technischen Spuren verbracht hatte, es geschafft hatte, sich ganz allein eine soziale Intelligenz zu erarbeiten, die seiner eigenen derart überlegen war.
    »Ich arbeiten erste Jahr bei … Sie wissen … Umzugsunternehmen. Aber Rücken kaputt. In Vukovar ich war electro engineer , verstehen? Vor dem Krieg. Hier ich nix finden.«
    Harry nickte und wartete.
    Onkel Josip sagte etwas.
    »Da, da« , murmelte der Vater und wandte sich wieder an Harry. »Als das jugoslawische Heer Vukovar einnehmen, 1991, ja? Da gaben es einen Jungen, ja? Einen Jungen, der sprengen zwölf Panzer in Luft mit landmines , ja? Wir heißen ihn mali spasitelj . «
    »Mali spasitelj« , wiederholte Onkal Josip andächtig.
    »Kleiner Erlöser«, wiederholte der Vater. »Das war Name, den sie gegeben ihm … im Funk.«
    »Sein Codename?«
    »Ja. Nach Kapitulation die Serben versuchen ihn finden. Aber nicht gelungen. Jemand sagen, er tot. Andere das nicht glauben, sie sagen, es ihn nie gegeben … ja?«
    »Was hat das alles mit dem Hotel International zu tun? «
    »Nach dem Krieg in Vukovar Menschen hatten keine Häuser mehr. Alles kaputt. Deshalb kamen einige hier. Aber die meisten nach Zagreb, Präsident Tudjman «
    »Tudjman«, wiederholte der Onkel und verdrehte die Augen.
    »… geben ihnen Platz in großen, alten Hotel, dort sie unter Kontrolle, ja? Sie bekommen Suppe, nix aber Arbeit. Tudjman nicht mögen Leute aus Slavonia. Zu viel serbisch Blut. Dann begannen Serben, die waren in Vukovar, zu sterben. Und da kamen Gerüchte. Dass mali spasitelj war wieder da. «
    »Mali spasitelj« , lachte Onkel Josip.
    »Es hieß, Kroaten finden Hilfe in Hotel International.« »Wie das?«
    Der Vater zuckte mit den Schultern. »Nicht

Weitere Kostenlose Bücher