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Der Erl�ser

Titel: Der Erl�ser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesb�
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Bankräuber hatte sich zum Schutz eine kugelsichere Weste vors Autofenster gehängt, doch das Projektil hatte damals seinen Weg durch den Armausschnitt gefunden, woraufhin der Kopf des Bankräubers wie ein Kürbis auf dem Rücksitz des nagelneuen Volvo explodiert war. Der Autohändler hatte den Wagen zurückgenommen, gewaschen und weiterverkauft. Aber das war nicht das, was ihn belastete. Auch nicht die Tatsache, dass Aron ein Gewehr dabeihatte, das Falkeid noch nie gesehen hatte. Die Beschriftung »Mär« auf dem Kolben sagte ihm nichts. Jetzt lag Aron irgendwo da draußen mit seinem Leuchtpunktvisier und einem Nachtsichtgerät und hatte nach eigenen Aussagen freie Sicht auf den Container. Ansonsten grunzte er, wenn Falkeid ihn über Funk um einen Statusbericht bat. Aber auch das war es nicht, was ihn störte. Was Falkeid an der Situation vielmehr nicht passte, war der Umstand, dass Aron hier überhaupt nicht hingehörte. Sie brauchten keinen Scharfschützen.
    Falkeid zögerte einen Augenblick. Dann hielt er sich das Walkie-Talkie vor den Mund.
    »Blink mit der Lampe, wenn du so weit bist, Atle. «
    Unten am roten Container leuchtete kurz ein Licht auf.
    »Alle auf Position«, sagte Falkeid. »Wir sind bereit für den Zugriff.«
    Hagen nickte. » Gut. Aber ehe wir loslegen, möchte ich noch sichergehen, dass Sie meine Einschätzung teilen, Falkeid. Dass es besser ist, die Festnahme jetzt vorzunehmen und nicht erst, wenn Hole hier ist. «
    Falkeid zuckte mit den Schultern. In fünf Stunden würde es hell werden, und Stankic würde nach draußen kommen, so dass sie ihnmit den Hunden auf offenem Gelände stellen konnten. Und Gunnar Hagen konnte jeden Moment zum Polizeidirektor befördert werden.
    »Das ist vermutlich schon vernünftig, ja«, sagte Falkeid.
    »Gut. So wird es auch in meinem Bericht stehen. Dass das eine gemeinsame Entscheidung war. Für den Fall, dass jemand behaupten sollte, ich hätte die Festnahme vorgezogen, um die Lorbeeren dafür selbst zu ernten.«
    »Ich glaube nicht, dass jemand auf diese Idee kommen würde.« »Gut.«
    Falkeid drückte den Knopf des Walkie-Talkies. »Noch zwei Minuten.«
    Hagens und Falkeids Atem waberte weiß vor ihren Mündern, vermischte sich zu einem gemeinsamen Wölkchen und verschwand.
    »Falkeid «, kam es aus dem Walkie-Talkie. Atle. Er flüsterte.
    »Ein Mann ist gerade in die Öffnung des Containers getreten.« »Stand-by für alle«, kommandierte Falkeid. Mit ruhiger, fester Stimme. Das Unvorhersehbare vorhersehen. »Kommt er raus?« »Nein, er bleibt stehen. Er … es sieht so aus «
    Ein einzelner Schuss hallte durch das Dunkel über dem Oslofjord. Dann wurde es wieder still.
    »Was zum Teufel war das?«, fragte Hagen.
    Das Unvorhersehbare, dachte Falkeid.

 
    KAPITEL 24
    Sonntag, 20. Dezember. Das Versprechen
     
     
    E s war noch sehr früh am Sonntagmorgen und er schlief noch immer. In Harrys Wohnung, in Harrys Bett, in Harrys Kleidern. Und er hatte Harrys Albtraum. Von Geistern, immer wieder von Geistern.
    Ein kaum wahrnehmbares Geräusch, nur ein Kratzen an der Wohnungstür. Aber das war mehr als ausreichend für ihn. Er wachte auf, griff unters Kissen und war sogleich auf den Beinen. Der Boden war eiskalt, seine Fußsohlen brannten, als er sich in den Flur schlich. Durch das geriffelte Glas der Tür konnte er die Umrisse einer Person ausmachen. Er hatte alle Lichter in der Wohnung gelöscht und wusste, dass er von draußen nicht gesehen werden konnte. Die Person schien gebeugt dazustehen und an irgendetwas herumzufingern. Bekam er den Schlüssel nicht ins Schloss? War Harry Hole betrunken? Vielleicht war er doch nicht auf Reisen, sondern hatte bloß die Nacht durchgesoffen?
    Er stand jetzt unmittelbar hinter der Tür und streckte seine Hand nach dem kalten Metall der Klinke aus. Hielt den Atem an und spürte die Reibung des Pistolengriffs angenehm in der anderen Hand. Es schien, als halte auch sein Gegenüber draußen auf dem Hausflur den Atem an.
    Er hoffte, es würde jetzt nicht noch mehr unnötige Probleme geben. Hole war hoffentlich klug genug, um zu erkennen, dass ihm keine andere Wahl blieb: Er musste ihn entweder zu Jon Karlsen führen oder diesen – sollte das zweckmäßiger sein – hierher beordern.
    Er hob die Pistole an, damit sein Gegenüber sie sofort sah, und riss die Tür mit einem Ruck auf. Die Person auf dem Hausflur schnappte nach Luft und taumelte zwei Schritte zurück.
    Etwas hing an der Türklinke. Ein Blumenstrauß, in Papier und

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