Der Erl�ser
warum zuckst du dann immer zusammen, wenn ich bloß seinen Namen nenne?«
Sie lachte laut. Vielleicht wegen etwas in der Bronx. Oder in Queens.
»Hast du einen Tisch im Restaurant bekommen?«, fragte sie. »Ja.«
Lächelnd drückte sie seine Hand. Dann runzelte sie die Stirn. »Ich habe nachgedacht. Vielleicht wird uns da jemand sehen?« »Jemand aus der Armee? Ausgeschlossen.«
»Und wenn uns doch jemand sieht?«
Jon antwortete nicht.
»Vielleicht ist es an der Zeit, unsere Beziehung offiziell zu machen?«, sagte sie.
»Ich weiß nicht«, antwortete er. »Wäre es nicht besser, bis wir ganz sicher sind, dass «
»Bist du dir denn nicht sicher, Jon?«
Jon nahm ihre Hand weg und sah sie überrascht an: »Thea, bitte. Du weißt ganz genau, dass ich dich mehr liebe als alles andere. Darum geht es nicht.«
»Und um was dann?«
Jon seufzte und richtete sich neben ihr auf. »Du kennst Robert nicht, Thea. «
Sie verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln. »Ich kenne ihn, seit wir Kinder sind, Jon. «
Jon druckste herum. »Ja, aber es gibt Dinge, von denen du keine Ahnung hast. Du weißt nicht, wie wütend er werden kann. Dann wird er geradezu zu einem anderen Menschen. Das hat er von Vater. Er wird gefährlich, Thea. «
Sie lehnte den Kopf an die Wand und starrte stumm in die Luft.
»Ich will doch bloß, dass wir noch ein bisschen warten.« Jon verschränkte die Finger. »Und auf deinen Bruder müssen wir ja auch Rücksicht nehmen.«
»Auf Rikard?«, fragte sie überrascht.
»Ja. Was meinst du, was er sagt, wenn seine Schwester jetzt bekannt gibt, dass sie sich ausgerechnet mit mir verloben will?«
»Ach so. Weil ihr euch beide um den neuen Job als Verwaltungschef beworben habt?«
»Du weißt doch ganz genau, wie viel Wert die Führungsspitze darauf legt, dass Offiziere in leitenden Stellungen andere solide Offiziere als Ehepartner wählen. Natürlich wäre es da taktisch klug von mir, wenn ich jetzt damit herausrücke, dass ich Thea Nilsen heiraten will, die Tochter von Frank Nilsen, der rechten Hand des Kommandeurs. Aber wäre das auch moralisch vertretbar?«
Thea kaute auf ihrer Unterlippe herum. »Warum liegt dir und Rikard eigentlich so viel an diesem Job?«
Jon zuckte mit den Schultern. »Die Armee hat uns die Offiziersausbildung und vier Jahre Wirtschaftsschule bezahlt. Rikard denkt bestimmt wie ich. Dass man dann auch in der Pflicht ist, zur Verfügung zu stehen, wenn die Armee Stellen ausschreibt, für die man qualifiziert ist. «
»Vielleicht bekommt sie ja auch keiner von euch beiden? Papa sagt, dass bisher noch niemand unter fünfunddreißig Verwaltungschef der Armee geworden ist.«
»Ich weiß.« Jon seufzte. »Sag es niemand, aber im Grunde wäre ich erleichtert, wenn Rikard den Job bekommen würde.«
»Erleichtert?«, fragte Thea. »Wo du doch seit über einem Jahr die Verantwortung für alle Osloer Mietwohnungen der Armee hast?«
»Ja schon, aber als Verwaltungschef hat man ganz Norwegen, Island und die Färöer. Wusstest du, dass die Holdinggesellschaft der Armee allein in Norwegen über gut 250 Objekte mit mehr als 300 Gebäuden verfügt?« Jon klopfte sich leicht auf den Bauch und starrte mit seiner typischen besorgten Miene an die Zimmerdecke. »Ich habe mich heute selbst in einem Schaufenster gesehen, und da ist mir bewusst geworden, wie klein ich doch bin. «
Thea schien Letzteres überhört zu haben: »Jemand hat zu Rikard gesagt, dass derjenige von euch, der diesen Job bekommen wird, auch der nächste TC werden wird.«
»Der nächste Kommandeur?« Jon lachte laut. »Das will ich auf keinen Fall.«
»Red keinen Unsinn, Jon. «
»Ich meine es ernst, Thea. Du und ich, das ist viel wichtiger. Ich werde meine Bewerbung zum Verwaltungschef zurückziehen und dann unsere Verlobung bekannt geben. Ich kann eine andere wichtige Arbeit machen. Das Korps braucht auch Wirtschaftsberater.«
»Nein, Jon«, sagte Thea entsetzt. »Du bist der Beste, den wir haben, du musst dort eingesetzt werden, wo wir dich am meisten brauchen. Rikard ist mein Bruder, aber er ist nicht so … klug wie du. Wir können mit der Verlobung bis nach der Vergabe der Stelle warten.«
Jon zuckte mit den Schultern.
Thea sah auf die Uhr. »Du musst heute vor zwölf gehen. Gestern hat mir Emma im Fahrstuhl gesagt, sie habe sich Sorgen um mich gemacht, weil sie mitten in der Nacht meine Tür gehört hat. «
Jon schwang die Beine auf den Boden. »Eigentlich verstehe ich nicht, wie wir es aushalten, hier zu
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