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Der Erl�ser

Titel: Der Erl�ser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesb�
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überprüfst.«
    »Welches?«
    »David Eckhoff.«
    »Der Kommandeur? Wonach soll ich suchen?«
    »Ich weiß es nicht. Sieh es dir einfach an.«
    Nachdem Skarre gegangen war, wählte Harry die Nummer der Rechtsmedizin. Ohne irgendwelche Fragen zu stellen, versprach ihm die Pathologin, ein Foto von Stankics Leiche zur Identifikation an die Faxnummer des Hotel International in Zagreb zu schicken.
    Harry bedankte sich, legte auf und wählte selbst die Nummer des Hotels.
    »Uns stellt sich auch noch die Frage, was wir mit der Leiche machen sollen«, sagte er, als er Fred in der Leitung hatte. »Die kroatischen Behörden kennen keinen Christo Stankic und wollen folglich auch keinen überstellt bekommen.«
    Zehn Sekunden später meldete sie sich mit ihrem gepflegten Englisch.
    »Ich möchte einen neuen Tauschhandel vorschlagen«, sagte Harry.
     
    *
     
    Klaus Torkildsen von der Operationszentrale der Telenor, Region Oslo, hatte eigentlich nur ein Ziel im Leben: in Ruhe gelassen zu werden. Und da er stark übergewichtig war, konstant schwitzte und generell schlecht gelaunt war, wurde ihm sein Wunsch meistens erfüllt. Bei den wenigen Anlässen, bei denen er mit Menschen zusammenkam, versuchte er, größtmöglichen Abstand zu wahren. Deshalb saß er oft allein im Büro der Operationszentrale, umgeben von warmen Maschinen und kühlenden Ventilatoren, während die wenigsten – wenn überhaupt jemand – wussten, was er eigentlich tat. Aber alle waren sich einig, dass man auf seine Dienste nicht verzichten konnte. Sein Bedürfnis nach Distanz mochte auch die Ursache dafür sein, dass er seit Jahren Exhibitionist war und so hin und wieder von einem Partner befriedigt wurde, der zwischen fünfund fünfzig Meter von ihm entfernt war. Aber in erster Linie wollte Klaus Torkildsen in Ruhe gelassen werden. Und in dieser Woche reichte es ihm wirklich. Zuerst hatte dieser Halvorsen eine Überwachung der Verbindung zu einem Hotel in Zagreb verlangt. Dann forderte ein Skarre eine Liste aller Verbindungen zwischen einem Gilstrup und einem Karlsen. Beide hatten sie auf Harry Hole verwiesen, dem Klaus Torkildsen eine gewisse Dankbarkeit schuldete. Und das war auch der einzige Grund dafür, dass er nicht auflegte, als dieser Harry Hole schließlich persönlich anrief.
    »Wir haben so etwas wie eine Polizeikontaktstelle«, sagte Torkildsen mürrisch. »Rein nach Vorschrift müssen Sie erst einmal dort anrufen, wenn Sie Hilfe wollen.«
    »Ich weiß«, sagte Harry. Und brauchte nichts weiter zu sagen. »Ich habe Martine Eckhoff viermal angerufen, ohne eine Antwort zu erhalten«, sagte Hole. »Niemand in der Heilsarmee weiß, wo sie ist, nicht einmal ihr Vater.«
    »Das wissen wohl die wenigsten«, sagte Klaus, der selbst keine Ahnung von diesen Dingen hatte, aber diese Art von Wissen konnte man sich schließlich aneignen, wenn man häufig ins Kino ging. Oder, wie in Klaus Torkildsens Fall, extrem häufig.
    »Ich glaube, sie hat das Telefon ausgeschaltet, aber ich frage mich, ob sie es nicht trotzdem für mich lokalisieren können? Damit ich wenigstens weiß, ob sie in der Stadt ist. «
    Klaus Torkildsen seufzte – die reinste Koketterie, denn er liebte diese kleinen, besonderen Aufträge für die Polizei. Vor allem die, die ein wenig das Tageslicht scheuten.
    »Geben Sie mir ihre Nummer.«
    Fünfzehn Minuten später rief Klaus Torkildsen zurück, ihre SIM-Karte sei sicher nicht in der Stadt. Zwei Basisstationen hatten Signale empfangen, beide westlich der E6. Er erklärte Hole, wo diese Basisstationen lagen und welchen Aktionsradius sie hatten. Und da dieser sich gleich darauf bedankte und auflegte, ging Klaus davon aus, dass ihm diese Auskunft geholfen hatte, und wandte sich zufrieden wieder dem Kinoprogramm zu.
     
    *
     
    Jon öffnete die Tür von Roberts Wohnung.
    Die Wände rochen noch immer nach Rauch, und vor dem Schrank lag ein schmutziges T-Shirt. Als wäre Robert gerade noch hier gewesen und bloß kurz rausgegangen, um Kaffee und Zigaretten zu kaufen. Jon stellte die schwarze Tasche, die er von Mads bekommen hatte, vor dem Bett ab und drehte die Heizung auf. Zog sich aus, ging unter die Dusche und ließ sich das heiße Wasser auf die Haut prasseln, bis sie rot marmoriert war. Nachdem er sich abgetrocknet hatte, setzte er sich nackt aufs Bett und starrte auf die Tasche. Er wagte nicht, sie zu öffnen. Denn er wusste, was da hinter dem glatten, dichten Stoff wartete. Verdammnis. Tod. Jon meinte schon den Geruch der Verwesung zu

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