Der Erl�ser
zwischen Ihrem und Robert Karlsens Konto Geld geflossen ist. Das war nicht der Fall. Aber er fand einen anderen Karlsen, der regelmäßig Beträge überwiesen hat. Josef Karlsen. «
David Eckhoff starrte in den Kreis aus schwarzem Wasser, ohne eine Miene zu verziehen.
»Meine Frage lautet«, sagte Harry und konzentrierte sich auf Eckhoff, »warum haben Sie im letzten Jahr jedes Quartal achttausend Kronen von Roberts und Jons Vater erhalten?«
Eckhoff zuckte zusammen, als habe er einen großen Fisch am Haken.
»Nun?«, fragte Harry.
»Ist das wirklich wichtig?«
»Ich glaube schon, Eckhoff. «
»Dann muss ich Sie aber bitten, dass das unter uns bleibt.« »Das kann ich Ihnen nicht versprechen.«
»Dann kann ich es Ihnen nicht sagen.«
»Dann muss ich Sie mit aufs Präsidium nehmen und Sie bitten, Ihre Aussage dort zu machen.«
Der Kommandeur sah auf, kniff ein Auge zu und betrachtete Harry genauer, als wollte er die Stärke seines potenziellen Gegners einschätzen. »Und Sie glauben wirklich, Gunnar Hagen würde das gutheißen? Dass Sie mich aufs Präsidium zitieren?«
»Lassen wir’s einfach drauf ankommen.«
Eckhoff wollte etwas sagen, hielt aber inne, als spürte er HarrysEntschlossenheit. Und Harry schoss der Gedanke durch den Kopf, dass ein Anführer nicht wegen seiner Stärke zum Anführer wurde, sondern wegen seiner Fähigkeit, Situationen richtig einzuschätzen.
»Gut«, sagte der Kommandeur. »Aber das ist eine lange Geschichte.«
»Ich habe Zeit«, log Harry und spürte die Kälte des Eises durch seine Schuhsohlen.
»Josef Karlsen, der Vater von Jon und Robert, war mein bester Freund.« Eckhoff heftete seinen Blick irgendwo auf Snarøya. »Wir haben zusammen studiert, zusammen gearbeitet, waren beide strebsam und ambitioniert und galten als vielversprechend. Aber das Wichtigste war, dass wir beide die gleiche Vision hatten: eine starke Heilsarmee, die Gottes Arbeit auf Erden verrichtet. Die siegen sollte. Verstehen Sie? «
Harry nickte.
»Wir stiegen gemeinsam die Rangleiter hoch«, fuhr Eckhoff fort. »Und ja, mit der Zeit gab es Leute, die in uns Konkurrenten um den Job sahen, den ich jetzt innehabe. Mir war die Position eigentlich nicht so wichtig, ich war vielmehr überzeugt, dass es unsere Vision war, die uns antrieb. Als aber die Wahl auf mich fiel, geschah etwas mit Josef. Er fiel irgendwie in sich zusammen. Und wer weiß, man kennt sich ja selbst nicht bis ins letzte Detail. Vielleicht hätte ich auch so reagiert. Egal, Josef bekam die verantwortungsvolle Stelle als Verwaltungschef, aber obwohl unsere Familien wie zuvor Kontakt hielten, war es nicht mehr die gleiche «, Eckhoff suchte nach den richtigen Worten, »... die gleiche Vertrautheit. Irgendetwas bedrückte Josef, etwas Übles. Im Herbst 1991 dann haben wir, also unser Finanzchef Frank Nilsen – Rikards und Theas Vater – und ich, es entdeckt. Dass Josef Geld unterschlagen hatte.«
»Was haben Sie gemacht?«
»Ehrlich gesagt, haben wir in der Heilsarmee wenig Erfahrung mit so etwas, so dass Nilsen und ich die Sache für uns behielten, bis wir wussten, was wir machen wollten. Ich war natürlich enttäuscht von Josef, aber gleichzeitig sah ich natürlich auch gewisse Ursachen und Zusammenhänge, bei denen ich eine Rolle spielte. Und dass ich die Situation, in der ich gewählt wurde und er unterlag, auch mit etwas mehr … Feingefühl hätte handhaben können. Abgesehendavon befand sich die Armee in dieser Zeit in einer Phase mit einigen Rekrutierungsproblemen. Wir hatten bei Weitem nicht den Rückhalt, den Goodwill, den wir heute erleben, wir konnten uns also keinen Skandal leisten. Ich hatte von meinen Eltern ein Sommerhaus im Sørland geerbt, das wir selten benutzten, da wir meistens auf dem Østgård Ferien machten. Ich verkaufte es schnellstmöglich und bekam genug dafür, um das Defizit in der Kasse auszugleichen, ehe es bemerkt wurde.«
»Sie?«, fragte Harry. »Sie haben Josef Karlsens Unterschlagung mit privaten Mitteln ausgeglichen?«
Eckhoff zuckte mit den Schultern. »Es gab keine andere Lösung. «
»Es ist nicht gerade üblich in einem Betrieb, dass der Chef persönlich «
»Das ist aber kein gewöhnlicher Betrieb, Hole. Wir leisten Gottesarbeit. Und die ist sowieso persönlich.«
Harry nickte langsam. Er dachte an den Knochen des kleinen Fingers auf Hagens Schreibtisch. »Und dann hat Josef Karlsen gekündigt und ist mit seiner Frau ins Ausland gegangen. Ohne dass jemand davon erfahren hat?«
»Ich habe
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