Der Erl�ser
der selben Branche wie alle anderen. Erlösung, oder?«
Trotz der Kälte hatte sich Rikard vor das Auto gestellt und lehnte mit verschränkten Armen an der Motorhaube. Er ignorierte Harry, als dieser mit einem Nicken vorbeiging.
KAPITEL 32
Dienstag, 22. Dezember. Exodus
E s war halb sieben am Abend, doch im Morddezernat herrschte hektische Aktivität.
Harry fand Ola Li am Faxgerät. Er warf einen Blick auf die hereinkommende Meldung. Sie war von Interpol.
»Was ist los, Ola? «
» Gunnar Hagen hat rumtelefoniert und alle aufgescheucht. Es sind absolut alle hier. Wir sollen den Typen schnappen, der Halvorsen auf dem Gewissen hat. «
Die Verbissenheit, die Harry in Lis Stimme wahrnahm, spiegelte die Stimmung, die an diesem Abend im sechsten Stock herrschte.
Er ging in Skarres Büro, der hinter seinem Schreibtisch stand und schnell und laut in den Hörer sprach:
»Wir können dir und deinen Jungs mehr Ärger machen, als du dir träumen lässt, Affi. Wenn du mir jetzt nicht hilfst und deine Jungs auf die Straße schickst, stehst du plötzlich ganz oben auf unserer Most-Wanted-Liste. Habe ich mich klar genug ausgedrückt? Also: Kroate, mittelgroß «
»Blonder Bürstenschnitt«, sagte Harry.
Skarre blickte auf und nickte Harry zu. »Blonder Bürstenschnitt. Ruf zurück, wenn du was für mich hast.«
Er legte auf. »Da draußen herrscht die reinste Band-Aid-Stimmung, jeder, der auch nur kriechen kann, nimmt an der Jagd teil. So was habe ich noch nie gesehen.«
»Hm«, sagte Harry. »Noch immer keine Spur von Jon Karlsen?«
»Nee. Wir wissen nur von seiner Freundin, dass sie mit ihm heute Abend im Konzerthaus verabredet ist. Sie sollen sogar in der Ehrenloge sitzen.«
Harry sah auf die Uhr. »Dann hat Stankic noch anderthalb Stunden, um seinen Job zu machen.«
»Wieso das denn?«
»Ich habe im Konzerthaus angerufen. Die Karten sind schon seit vier Wochen ausverkauft, und ohne kommt man nicht mal ins Foyer. Also ist Jon in Sicherheit, wenn er es ins Konzerthaus geschafft hat. Ruf mal bei Telenor an und erkundige dich, ob Torkildsen Dienst hat, und wenn ja, frag ihn, ob er Karlsens Handy aufspüren kann. Ja, und sorg dafür, dass wir genug Polizisten vor dem Konzerthaus haben, und dass sie bewaffnet sind und eine Täterbeschreibung haben. Dann rufst du im Büro des Ministerpräsidenten an und informierst seine Leute über die besonderen Sicherheitsvorkehrungen. «
»Ich?«, fragte Skarre. »Im Büro des Ministerpräsidenten?« »Klar«, sagte Harry. »Du bist doch jetzt ein großer Junge.« In seinem Büro wählte Harry eine der sechs Telefonnummern, die er auswendig kannte.
Die fünf anderen waren die Nummern von Søs, seinem Elternhaus in Oppsal, Halvorsens Handy, Bjarne Møllers alter Wohnung und dem nicht mehr existierenden Anschluss von Ellen Gjelten.
»Rakel. «
»Ich bin’s.«
Er hörte sie Luft holen: »Das dachte ich mir.«
»Warum?«
»Weil ich an dich gedacht habe.« Sie lachte leise. »So einfach ist das, oder?«
Harry schloss die Augen. »Ich dachte, ich könnte mich morgen mal mit Oleg treffen«, sagte er. »Wir hatten ja darüber gesprochen.«
»Wie schön!«, sagte sie. »Da wird er sich freuen. Kommst du her und holst ihn ab?« Als sie sein Zögern hörte, fügte sie hinzu. »Wir sind allein.«
Harry fragte sich, wie sie das meinte. Er hatte Lust nachzufragen, wollte die Antwort aber nicht hören.
»Dann versuch ich so gegen sechs da zu sein«, sagte er.
*
Nach Aussage von Klaus Torkildsen befand sich Jon Karlsens Handy irgendwo im Osten von Oslo, in den Stadtteilen Haugerud oder Høybråten.
»Hilft uns nicht viel«, sagte Harry. Nachdem er eine Stunde lang rastlos von einem Büro zum anderen gerannt war, um sich zu erkundigen, wie es bei den anderen lief, zog er sich die Jacke an und fuhr zum Konzerthaus.
Er stellte den Wagen ins Parkverbot in einer der kleinen Nebenstraßen an der Victoria Terrasse, ging am Außenministerium vorbei und dann über die breite Treppe hinunter zum Ruseløkkveien, von dem er rechts zum Konzerthaus abbog.
Auf dem großen, offenen Platz vor der Glasfassade hasteten festlich gekleidete Menschen durch den klirrenden Frost. Vor dem Eingang standen zwei breitschultrige Männer in schwarzen Uniformen mit Knopf im Ohr. Vor der Fassade hatten sich noch sechs weitere uniformierte Beamte verteilt. Die frierenden Besucher warfen ihnen erstaunte Blicke zu, denn sie waren es nicht gewohnt, in der Stadt Polizisten mit Maschinenpistolen zu
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