Der Erl�ser
geben.«
»Mit Betonung auf eine .« Das kam von Beate, die sich zu ihnen gesellte. Sie warf ihre kurzen blonden Haare zur Seite. »Hab ich das eben richtig gesehen, Harry? Du hinkst?«
»Hab gestern Abend im Containerhafen einen etwas überdrehten Wachhund getroffen.«
»Was hast du denn da gemacht?«
Harry sah Beate an, ehe er antwortete. Die leitende Stellung in der Brynsallee hatte ihr gut getan. Und sie hatte der Kriminaltechnik gut getan. Beate war schon immer eine gefragte Expertin gewesen. Harry musste sich aber eingestehen, dass er dem schüchternen, unauffälligen Mädchen keine Führungsqualitäten zugetraut hatte, als sie nach der Polizeihochschule im Raubdezernat begonnen hatte.
»Wollte mir nur noch mal den Container ansehen, in dem Per Holmen gefunden worden ist. Erklär mir mal, wie der auf das Gelände gekommen ist. «
»Er hat mit einem Bolzenschneider das Schloss geknackt. Der lag neben ihm. Und du, wie bist du da reingekommen?«
»Was habt ihr sonst noch gefunden?«
»Harry, es gibt nichts, was darauf hindeutet, dass « »Das behaupte ich ja auch nicht. Was sonst noch?«
»Was glaubst du? Besteck, einen Schuss Heroin und eine Plastiktüte mit Tabak. Du weißt schon, die pulen den aus den aufgesammelten Kippen. Und natürlich keine einzige Krone.«
»Und die Beretta?«
»Die Seriennummer war weggeschliffen, aber es gab bekannte Merkmale. Eine Schmugglerwaffe aus den Zeiten des Prinzen.«
Harry hatte bemerkt, dass Beate es vermied, Tom Waalers Namen zu nennen.
»Hm. Ist das Resultat der Blutprobe schon da?«
»Jau«, sagte sie. »Überraschend nüchtern. Keine frisch gespritzten Drogen. Also bei absolut klarem Bewusstsein und voll in der Lage, sich selbst das Leben zu nehmen. Warum fragst du?«
»Ich war der Glückliche, der den Eltern die Nachricht überbringen durfte.«
»Oje«, sagten Lønn und Halvorsen im Chor. Das geschah in der letzten Zeit immer häufiger, obwohl sie erst anderthalb Jahre zusammen waren.
Der Kriminalchef räusperte sich und die Versammlung blickte plötzlich schweigend zum Gabentisch.
»Bjarne hat um das Wort gebeten«, sagte der Kriminalchef, wippte auf den Füßen auf und ab und machte eine Kunstpause. »Und er hat es bekommen.«
Die Leute lachten amüsiert. Harry sah das vorsichtige Lächeln, das Bjarne Møller seinem Vorgesetzten zuwarf.
»Danke, Torleif. Und danke dir und euch allen für das Abschiedsgeschenk und das schöne Bild, das ich bekommen habe.«
Er deutete auf die Geschenke.
»Euch allen?«, flüsterte Harry Beate zu.
»Ja. Skarre und ein paar andere haben gesammelt.«
»Da habe ich nichts von gehört.«
»Vielleicht haben sie einfach vergessen, dich zu fragen.«
»Ich möchte jetzt selbst ein paar Geschenke austeilen«, sagte Møller. »Vom Totenbett aus, sozusagen. Als Erstes dieses Vergrößerungsglas. «
Er hielt es sich vor die Augen und die Anwesenden lachten über das optisch verzerrte Gesicht ihres Ex-Chefs.
»Das ist für das Mädchen, das als Polizistin und Ermittlerin ebenso gut geworden ist, wie ihr Vater es war. Und die nie ein Lob für ihre Arbeit annimmt, sondern es immer so dreht, als käme dem ganzen Dezernat die Ehre zu. Wie ihr alle wisst, war sie Forschungsgegenstand von Hirnspezialisten, da sie einer der wenigen Menschen ist, die über einen Gyrus fusiformis verfügen. Sie kann sich an jedes Gesicht erinnern, das sie einmal gesehen hat.«
Harry sah Beate rot werden. Sie stand nicht gerne im Mittelpunkt, insbesondere dann nicht, wenn es um die seltene Fähigkeitging, deretwegen man sie immer wieder bat, die Gesichter ehemaliger Strafgefangener auf körnigen Raubvideos zu identifizieren.
»Ich hoffe«, sagte Møller, »dass du auch dieses Gesicht nicht vergessen wirst, selbst wenn du es eine ganze Weile nicht mehr sehen wirst. Und solltest du einmal Zweifel haben, kannst du ja dieses Hilfsmittel hier nutzen.«
Halvorsen stupste Beate leicht in den Rücken. Als Møller sie nach der Übergabe des Vergrößerungsglases obendrein noch in den Arm nahm und die Versammlung laut applaudierte, war auch ihre Stirn feuerrot geworden.
»Das nächste Erbstück ist mein Bürostuhl«, sagte Bjarne. »Ich habe nämlich mitbekommen, dass mein Nachfolger, Gunnar Hagen, einen neuen aus schwarzem Leder und mit hoher Lehne angefordert hat.«
Møller lächelte Gunnar Hagen an, der das Lächeln nicht erwiderte, sondern nur kurz nickte.
»Der Stuhl ist für einen Beamten aus Steinkjer, der seit seinem Erscheinen hier dazu verdammt
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