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Der Erl�ser

Titel: Der Erl�ser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesb�
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war, sich das Büro mit dem größten Querulanten des Hauses zu teilen. Und das auf einem kaputten Stuhl. Junior, ich denke, es war an der Zeit.«
    »Jippie! «, jubelte Halvorsen.
    Alle drehten sich zu ihm um und lachten mit ihm.
    »Damit kommen wir zum Schluss. Ein Hilfsmittel für eine Person, die für mich von ganz besonderer Bedeutung ist. Er war mein bester Ermittler und mein übelster Albtraum. Für den Mann, der immer seiner eigenen Nase folgt, seinen eigenen Plänen und – zum Schaden für uns, die wir immer versuchen, euch hier pünktlich zu den Morgensitzungen zu versammeln – seiner eigenen Uhr. « Møller zog eine Armbanduhr aus seiner Tasche. »Die hier hilft dir hoffentlich, in der gleichen Zeit zu leben wie wir. Auf jeden Fall ist sie einigermaßen mit den Uhren von uns anderen hier im Dezernat synchronisiert. Und, ja, da steht sicher noch viel zwischen den Zeilen, Harry. «
    Vereinzelter Applaus, als Harry nach vorne ging und die Uhr entgegennahm. Sie hatte ein einfaches braunes Armband. Die Marke war ihm unbekannt.
    »Danke«, sagte Harry.
    Die beiden großen Männer umarmten sich.
    »Ich habe sie zwei Minuten vorgestellt, damit du noch pünktlich kommst, wenn du schon glaubst, zu spät zu sein«, flüsterte Møller. »Keine weiteren Ermahnungen, tu, was du tun musst.«
    »Danke«, wiederholte Harry und hatte das Gefühl, dass ihn Møller einen Augenblick zu lang und zu fest in den Armen hielt. Er ermahnte sich, ihm noch das Geschenk auf den Schreibtisch zu legen, das er von zu Hause mitgebracht hatte. Zum Glück war er nie dazu gekommen, die Plastikfolie von »All About Eve« zu entfernen.

 
    KAPITEL 5
    Montag, 14. Dezember. Fyrlyset
     
     
    J on fand Robert im Hinterhof des Fretex im Kirkeveien.
    Er lehnte am Türrahmen, hatte die Arme verschränkt und sah den Männern zu, die schwarze Abfallsäcke aus dem Lastwagen in den Lagerraum des Ladens trugen. Sie atmeten weiße Sprechblasen aus, die sie mit Fluchen und Schimpfwörtern in den unterschiedlichsten Dialekten und Sprachen füllten.
    »Ein guter Fang?«, fragte Jon.
    Robert zuckte mit den Schultern. »Die Leute geben gern ihre letzte Sommergarderobe weg, damit sie sich im nächsten Jahr etwas Neues kaufen können. Aber was wir jetzt brauchen, ist Winterkleidung! «
    »Deine Jungs sind ja nicht gerade auf den Mund gefallen. Sind das solche Paragraph-12-Typen, die statt einer Gefängnisstrafe Sozialdienst ableisten?«
    »Ich hab gestern nachgezählt. Wir haben jetzt doppelt so viele im freien Vollzug wie solche, die sich Jesus zugewandt haben.«
    Jon lächelte. »Unbeackerter Missionsboden. Da muss man einfach loslegen.«
    Robert rief einem der Männer etwas zu, der ihm ein Päckchen Zigaretten zuwarf. Er fing es auf und steckte sich einen Sargnagel ohne Filter zwischen die Lippen.
    »Lass das«, sagte Jon. »Du hast als Soldat dein Wort gegeben. Dafür kann man dich feuern.«
    »Ich habe nicht vor, sie anzuzünden, Bruder. Was willst du? « Jon zuckte mit den Schultern. »Bloß ein bisschen mit dir reden.«
    »Worüber denn?«
    Jon lachte kurz. »Es ist doch ganz normal, wenn Brüder ab und an mal miteinander reden.«
    Robert nickte und fischte sich einen Tabakkrümel von der Zunge. »Wenn du von ›miteinander reden‹ sprichst, geht es in der Regel darum, dass du mir sagen willst, wie ich mein Leben zu leben habe.«
    »Ach komm.«
    »Was ist denn los?«
    »Nichts! Ich frage mich bloß, wie es dir geht.«
    Robert nahm die Zigarette aus dem Mund und spuckte in den Schnee. Dann blinzelte er zum Himmel empor, der sich hoch und weiß über ihnen wölbte.
    »Ich bin diesen Job verdammt leid. Diese Wohnung. Ich bin es verdammt leid, hier von dieser vertrockneten, scheinheiligen Majorin herumkommandiert zu werden. Wenn sie nicht so schrecklich hässlich wäre, hätte ich «, Robert grinste, »... diesen faltigen Arsch zur Strafe schon längst gefickt.«
    »Mir ist kalt«, sagte Jon. »Können wir nach drinnen gehen?«
    Robert ging vor ihm ins winzige Büro und setzte sich auf einen Stuhl, der eingezwängt war zwischen dem überladenen Schreibtisch und dem schmalen Fenster, von dem aus man auf den Hinterhof und die rotgelbe Flagge mit dem Emblem der Heilsarmee und dem Wahlspruch »Feuer und Blut« blickte. Jon nahm einige vergilbte Papiere von einem Holzstuhl, den Robert nebenan aus den Räumlichkeiten der Einheit Majorstua hatte mitgehen lassen.
    »Sie behauptet, du würdest manchmal nicht zur Arbeit kommen«, sagte

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