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Der Erl�ser

Titel: Der Erl�ser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesb�
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«
    »Wie hast du ihn getötet?«
    »Wen? «
    »Wieso – gab es mehrere? Na, den Entführer natürlich.« »Das ist nicht wichtig.«
    »Vielleicht nicht, aber ich würde dich gerne erzählen hören « Sie legte ihre Hand zwischen seine Beine, drückte sich an ihn und flüsterte ihm ins Ohr. »… die Details.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Da irrst du dich.«
    »Okay, aber ich mag nicht «
    »Los, komm schon!«, fauchte sie verärgert und drückte seinGlied fest mit der Hand. Harry sah sie an. Ihre Augen funkelten hart und blau im Dunkeln. Rasch zwang sie sich zu einem Lächeln und fügte mit zuckersüßer Stimme hinzu. »Für mich.«
    Vor dem Schlafzimmerfenster sank die Temperatur immer weiter, so dass die Dächer des Bislett-Stadions knackten und sangen, während Harry ihr die Details erzählte. Er spürte, wie sie zuerst erstarrte, dann ihre Hand zurückzog und ihn schließlich flüsternd bat aufzuhören.
    Nachdem sie gegangen war, blieb Harry im Schlafzimmer stehen. Er lauschte. Ein Knacken. Und ein Ticken.
    Dann beugte er sich über die Jacke, die er beim Hereinstürmen in die Wohnung zusammen mit den anderen Kleidern auf den Boden geschmissen hatte. In der Tasche stieß er auf die Quelle des Tickens. Bjarne Møllers Abschiedsgeschenk. Das Glas der Uhr glänzte.
    Er legte sie in die Schublade seines Nachtschränkchens, doch das Ticken begleitete ihn noch auf dem langen Weg ins Land der Träume.
     
    *
     
    Mit einem der weißen Handtücher des Hotels wischte er das überschüssige Öl von den Waffenteilen.
    Der Verkehr draußen drang als gleichmäßiges Rauschen zu ihm herein und übertönte den kleinen Fernseher in der Ecke, der nur drei Programme in mäßiger Qualität und in dieser seltsamen Sprache bot, von der er annahm, dass es Norwegisch war. Die Frau an der Rezeption hatte seine Jacke entgegengenommen und ihm zugesichert, dass sie bis zum nächsten Morgen gereinigt sein würde. Er legte die Waffenteile nebeneinander auf eine Zeitung. Als alle abgetrocknet waren, setzte er die Pistole wieder zusammen, richtete sie auf den Spiegel und drückte ab. Es klickte geschmeidig, und er spürte, wie sich die Vibration des Stahls in seine Hand und in seinen Arm fortpflanzte. Das trockene Klicken des Abzugs. Die vorgetäuschte Hinrichtung.
    So hatten sie auch versucht, Bobo zu brechen.
    Im November 1991 hatte Vukovar nach drei Monaten unablässiger Belagerung und Bombardierung schließlich kapituliert. Der Regen prasselte auf die Straßen, als die Serben einmarschierten. DieReste von Bobos Einheit, rund achtzig todmüde, ausgehungerte kroatische Kriegsgefangene, mussten sich in Reih und Glied vor den Ruinen in der ehemaligen Hauptstraße ihrer Stadt aufbauen. Die Serben befahlen ihnen, sich nicht zu rühren, und verschwanden dann in ihren geheizten Zelten. Der Regen war derart heftig, dass er den Schlamm zum Schäumen brachte. Nach zwei Stunden kippten die Ersten um. Als Bobos Leutnant aus der Reihe trat, um einem zu helfen, der in den Schlamm gestürzt war, kam ein junger serbischer Soldat aus dem Zelt – noch ein Kind – und schoss ihm in den Bauch. Danach rührte sich niemand mehr, alle starrten nur noch in den Regen, der die Hänge um sie herum ebenso ausradierte wie die Hoffnung, dass der Leutnant bald aufhören würde zu schreien. Er selbst hatte angefangen zu weinen, da hörte er Bobos Stimme hinter sich. »Weine nicht.« Und er hörte auf.
    Es wurde Nachmittag, und es begann zu dämmern, als sich plötzlich ein offener Jeep näherte. Die Serben stürmten aus den Zelten und grüßten militärisch. Er konnte erkennen, dass der Mann auf dem Beifahrersitz ihr Kommandant war, 'Der Stein mit der weichen Stimme‹ wurde er genannt. Hinter dem Mann saß mit gesenktem Kopf ein Zivilist. Der Jeep hielt unmittelbar vor der Polizeistation. Da er selbst in der ersten Reihe stand, hörte er, wie der Kommandant den Zivilisten bat, sich die Gefangenen anzusehen. Er erkannte den Mann sofort wieder, als dieser den Kopf hob. Es war jemand aus Vukovar, der Vater eines Jungen aus seiner Schule. Sein Blick glitt über die Reihen, auch über ihn, ohne ihn jedoch zu erkennen, und huschte weiter. Der Kommandant seufzte, stand im Jeep auf und schrie abrupt und mit gar nicht weicher Stimme: »Wer von euch hat den Spitznamen 'der kleine Erlöser‹?«
    Niemand rührte sich.
    »Wagst du es nicht, dich zu zeigen, Mali Spasitelj ? Du, der du zwölf unserer Panzer gesprengt und unseren Frauen ihre Ehemänner geraubt hast, den

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