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Der Erl�ser

Titel: Der Erl�ser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesb�
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serbischen Kindern ihre Väter?«
    Er wartete.
    »Na dann. Wer von euch ist Bobo?«
    Auch jetzt rührte sich niemand. »Wer von euch ist Bobo? «
    Der Kommandant blickte zu dem Zivilisten, der mit zitternden Fingern auf Bobo deutete, der in der zweiten Reihe stand.
    »Vortreten«, schrie der Kommandant.
    Bobo trat vor und ging zu dem Jeep. Inzwischen war auch der Fahrer ausgestiegen und hatte sich neben den Wagen gestellt. Als Bobo stramm stand und die Hand an die Stirn legte, schlug ihm der Fahrer die Mütze vom Kopf, sie landete im Matsch.
    »Wir wissen aus dem Funkverkehr, dass der kleine Erlöser unter Ihrem Kommando steht«, sagte der Kommandeur. »Würden Sie ihn mir bitte zeigen.«
    »Ich habe nie von irgendeinem Erlöser gehört«, sagte Bobo. Der Kommandant hob seine Pistole und schlug zu. Ein roter Streifen Blut rann aus Bobos Nase.
    »Mach schnell, ich werde nass, und das Essen wartet.« »Ich bin Bobo, Hauptmann des kroatischen Hee ... «
    Der Kommandant nickte dem Fahrer zu, der Bobo an den Haaren zog, so dass sein Gesicht nach oben zeigte und der Regen das Blut von Nase und Mund in das rote Halstuch wusch.
    »Dummkopf!«, rief der Kommandant. »Es gibt kein kroatisches Heer, nur Verräter! Es ist Ihre Entscheidung, ob Sie hier und jetzt hingerichtet werden oder uns Zeit sparen wollen. Wir werden ihn so oder so finden.«
    »Und Sie werden uns so oder so hinrichten«, stöhnte Bobo. »Natürlich.«
    »Warum?«
    Der Kommandant entsicherte seine Waffe. Regentropfen fielen vom Schaft. Er legte die Mündung an Bobos Stirn. »Weil ich ein serbischer Offizier bin. Und ein Mann muss seine Arbeit respektieren. Sind Sie bereit zu sterben?«
    Bobo kniff die Augen zusammen, Regentropfen hingen an seinen Wimpern.
    »Wo ist der kleine Erlöser? Ich zähle bis drei, dann schieße ich. Eins...«
    »Ich bin Bobo ...«
    »Zwei!«
    »... Hauptmann des kroatischen Heeres, ich ... «
    »Drei!«
    Sogar im Prasseln des Regens klang das trockene Klicken noch wie ein Knall.
    »Oh, entschuldigen Sie, ich habe wohl vergessen, das Magazin einzusetzen«, sagte der Kommandant.
    Der Fahrer reichte seinem Vorgesetzten ein Magazin. Er drückte es in den Schaft, lud durch und hob die Pistole erneut.
    »Letzte Gelegenheit! Eins!«
    »Ich meine Abteilung ist «
    »Zwei!«
    »... das erste Infanteriebataillon in … in «
    »Drei!«
    Wieder ein trockenes Klicken. Ein Schluchzen kam über die Lippen des Zivilisten, der auf dem Rücksitz des Wagens saß.
    »Ui, so etwas aber auch. Ein leeres Magazin. Sollen wir es mal mit ein paar schönen, blanken Patronen probieren?«
    Magazin raus, neues rein. Durchladen.
    »Wo ist der kleine Erlöser? Eins!«
    Bobos murmelnde Stimme: »O e na « Vater unser … »Zwei!«
    Der Himmel hatte sich geöffnet, und der Regen klatschte mit einer solchen Wut auf die Erde, als wollte er die Menschen dort unten mit allen Mitteln aufhalten.
    Er hielt es nicht mehr aus, Bobo so zu sehen, und öffnete den Mund. Er wollte schreien, bekennen, dass er es war, er war der kleine Erlöser, der, den sie haben wollten, und nicht Bobo, nur er, und sie konnten sein Blut haben. Im gleichen Moment glitt Bobos Blick über ihn hinweg, rasch und ohne innezuhalten. Trotzdem hatte er das wilde, inständige Flehen wahrgenommen, das Schütteln seines Kopfes. Ein Zucken ging durch Bobo, als die Kugel die Verbindung zwischen Körper und Seele trennte. Er sah Bobos Blick verlöschen, das Leben aus ihm entweichen.
    »Du da«, brüllte der Kommandant und deutete auf einen der Männer in der ersten Reihe. »Jetzt bist du an der Reihe. Komm her!«
    Im gleichen Moment kam der junge serbische Soldat angelaufen, der den Leutnant erschossen hatte.
    »Oben beim Krankenhaus wird geschossen«, rief er.
    Der Kommandant fluchte und gab dem Fahrer ein Zeichen. Im nächsten Augenblick sprang brüllend der Motor an. Dann war derJeep in der Dämmerung verschwunden. Er hätte ihnen sagen können, dass sie sich keine Sorgen machen mussten. Denn im Krankenhaus waren keine Kroaten, die schießen konnten. Sie hatten keine Waffen.
    Bobo hatten sie liegen lassen. Er lag mit dem Gesicht im schwarzen Matsch. Und als es so dunkel geworden war, dass die Serben sie aus ihren Zelten heraus nicht mehr beobachten konnten, trat er vor, beugte sich über den toten Hauptmann, löste den Knoten und nahm das rote Halstuch an sich.

 
    KAPITEL 8
    Mittwoch, 16. Dezember. Mahlzeit
     
     
    E s war erst acht Uhr morgens, und der Tag, der als kältester sechzehnter Dezember seit

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