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Der Erl�ser

Titel: Der Erl�ser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesb�
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Gewissenhaftigkeit. Und die Überzeugung, dass die Arbeit, die sie taten, wichtig war – eine idiotische Einstellung, die er teilte.
    Hagen stampfte im Schnee. »Gut, Lønn. Aber wer um alles in der Welt erschießt denn einen Offizier der Heilsarmee?«
    »Das war kein Offizier«, sagte Halvorsen. »Nur ein einfacher Soldat. Offiziere sind fest angestellt, Soldaten sind ehrenamtlich dabei oder arbeiten auf Vertragsbasis.« Er schlug sein Notizbuchauf. »Robert Karlsen. Neunundzwanzig Jahre. Unverheiratet. Keine Kinder.«
    »Aber offensichtlich nicht ohne Feinde«, sagte Hagen. »Oder was meinen Sie, Lønn? «
    Beate sah nicht Hagen an, sondern Harry, als sie antwortete: »Vielleicht war es nicht gegen die Person gerichtet?«
    »Ach ja?« Hagen lächelte. »Gegen wen denn dann?«
    »Gegen die Heilsarmee vielleicht.«
    »Wie kommen Sie auf die Idee?«
    Beate zuckte mit den Schultern.
    »Kontroverse Meinungen«, sagte Halvorsen. »Homophilie. Weibliche Geistliche. Abtreibung. Vielleicht irgendein Fanatiker...«
    »Die Theorie ist notiert«, sagte Hagen. »Zeigen Sie mir die Leiche.«
    Beate und Halvorsen blickten Harry fragend an. Der nickte nur. »Mein Gott«, sagte Halvorsen. »Will der Chef jetzt die Ermittlungen selber leiten?«
    Harry rieb sich nachdenklich das Kinn, während er auf die Absperrungen blickte, hinter denen die Fotografen standen und mit ihren Blitzlichtern das Winterdunkel erhellten. »Ein Profi«, sagte er.
    »Was?«
    »Beate meint, es war ein Profi. Also lass uns da anfangen. Was macht ein Profi direkt nach der Tat? «
    »Fliehen?«
    »Nicht notwendigerweise. Aber er trennt sich auf jeden Fall von allem, was ihn mit der Tat in Verbindung bringen kann.«
    »Die Waffe.«
    »Korrekt. Ich will, dass alle Behälter, Container, Mülleimer und Hinterhöfe im Umkreis von fünf Häuserblocks rund um den Egertorg durchsucht werden. Sofort. Wenn nötig, kannst du Leute von der Kriminalwache requirieren.«
    »Geht in Ordnung.«
    »Und beschaff uns die Videokassetten für den Tatzeitpunkt, und zwar von allen Überwachungskameras der Läden ringsherum.« »Darauf werde ich Skarre ansetzen.«
    »Und noch etwas. Dagbladet ist Mitorganisator dieser Konzerte, die machen Berichte darüber. Überprüf doch mal, ob sie nicht Bilder vom Publikum gemacht haben.«
    »Natürlich. Daran hatte ich gar nicht gedacht.«
    »Lass die Bilder zu Beate schicken, damit sie sich die mal ansehen kann. Und ich will, dass wir uns morgen früh alle in der roten Zone zu einer Besprechung versammeln. Um zehn Uhr. Machst du die Runde?«
    »Yes.«
    »Wo sind Li und Li?«
    »Die verhören unten im Präsidium die Zeugen. Ein paar Mädchen standen unmittelbar neben dem Täter.«
    »Okay. Bitte Ola darum, eine Liste von Verwandten und Freunden des Opfers zu beschaffen. Wir suchen erst einmal im engeren Umfeld nach möglichen Motiven.«
    »Aber du hast doch gerade gesagt, es sei das Werk eines Profis gewesen?«
    »Wir müssen versuchen, verschiedene Theorien gleichzeitig im Kopf zu behalten, Halvorsen. Und da anfangen, wo wir ein bisschen Licht am Ende des Tunnels sehen. Familie und Freunde sind in der Regel leicht zu finden. Und bei acht von zehn Morden «
    »... findet sich der Täter im engeren Umfeld des Opfers«, seufzte Halvorsen.
    Sie wurden unterbrochen, weil jemand Harrys Namen rief. Als sie sich umdrehten, sahen sie die versammelte Presse durch das Schneetreiben auf sie zulaufen.
    »Womit die ganze Show wieder von vorne beginnt«, sagte Harry. »Reich sie an Hagen weiter. Ich geh runter ins Präsidium.«
     
    *
     
    Der Koffer war bereits eingecheckt, und er ging zur Sicherheitskontrolle. Er fühlte sich gut. Der letzte Job war erledigt. Er war bester Laune und beschloss, auch gleich die Ticketkontrolle hinter sich zu bringen. Die Frau beim Sicherheitscheck schüttelte den Kopf, als er den blauen Umschlag aus der Innentasche der Jacke nahm, um ihr das Flugticket zu zeigen.
    »Handy?«, fragte sie.
    »No. « Er legte den Umschlag auf den Tisch zwischen dem Röntgengerät und der Sicherheitstür, um sich seinen Kamelhaarmantel auszuziehen. Dabei bemerkte er, dass er noch immer sein Halstuch trug, nahm es ab und steckte es in die Tasche. Dann legte er den Mantel in einen der Körbe, die ihm die Frau reichte, und ging durch die Schranke, zwei uniformierte Sicherheitsbeamte ließen ihn nicht aus den Augen. Mit dem Wachmann, der unablässig auf den Bildschirm mit dem durchleuchteten Mantel starrte, und demjenigen am Ende des Bandes zählte er

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