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Der Erl�ser

Titel: Der Erl�ser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesb�
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Fressen für die. Ein Mord mitten im Weihnachtstrubel auf Norwegens bekanntester Straße. Ein Opfer, das alle gesehen haben – der Mann am Kessel der Heilsarmee–, und das Ganze auch noch, während eine bekannte Band spielte. Was will man mehr?«
    »Ein Interview mit dem Promi-Ermittler Harry Hole?«
    »Lass uns lieber erst mal hierbleiben«, sagte Harry. »Hast du den genauen Tatzeitpunkt?«
    »Ein paar Minuten nach sieben.«
    Harry sah auf die Uhr. »Das ist fast eine Stunde her. Warum hat man mich erst jetzt angerufen?«
    »Keine Ahnung. Ich bin kurz vor halb acht vom Chef informiert worden. Als ich kam, dachte ich, du wärst schon hier « »Dann hast du mich aus eigener Initiative angerufen?« »Äh, na ja, schließlich bist du doch eigentlich der Hauptkommissar.«
    »Eigentlich«, murmelte Harry und ließ seine Zigarette fallen. Sie schmolz sich durch die luftige Schneedecke und verschwand.
    »Bald sind alle Spuren unter einem halben Meter Schnee verschwunden«, sagte Halvorsen. »Typisch.«
    »Es wird keine Spuren geben«, sagte Harry.
    Beate, in deren blonden Haaren der Schnee hing, kam auf sie zu. Zwischen den Fingern hielt sie eine kleine Plastiktüte mit der Geschosshülse.
    »Falsch«, sagte Halvorsen und grinste Harry triumphierend an.
    »Neun Millimeter«, sagte Beate und schnitt eine Grimasse. »Die gängigste Munition überhaupt. Und das ist alles, was wir haben.« »Vergiss, was ihr nicht habt«, sagte Harry. »Was war dein erster Eindruck? Denk nicht nach, red einfach drauflos!«
    Beate lächelte. Sie kannte Harry inzwischen. Erst die Intuition, dann die Fakten. Weil die Intuition das Ergebnis all der Informationen und Fakten ist, die einem ein Tatort liefert, die das Gehirn aber nicht gleich in Worte fassen kann.
    »Nicht so viel. Nirgendwo in Oslo ist so viel los wie am Egertorg, so dass wir natürlich zu einem extrem verunreinigten Tatort gekommen sind, obwohl wir schon zwanzig Minuten nach der Tat hier waren. Aber es sieht verdammt professionell aus. Der Arzt sieht sich gerade das Opfer an, er scheint aber nur von einem Schuss getroffen worden zu sein. Direkt in die Stirn. Ein Profi. Das sagt mir mein Gefühl.«
    »Urteilen Sie auf Basis Ihrer Gefühle?«
    Alle drei drehten sich zu der Stimme hinter ihnen um. Es war Gunnar Hagen. Er trug eine grüne Militärjacke und eine schwarze Wollmütze. Die Andeutung eines Lächelns lag in seinen Mundwinkeln.
    »Wir versuchen alles, was hilft, Chef«, sagte Harry. »Was führt Sie hierher?«
    »Ist das hier nicht der Tatort?«
    »In gewisser Weise.«
    »Bjarne Møller ist wohl lieber hinter dem Schreibtisch sitzen geblieben, wie mir zu Ohren gekommen ist. Ich persönlich bin aber der Meinung, dass sich ein Vorgesetzter auch im Feld aufhalten sollte. Wurde mehr als ein Schuss abgefeuert, Halvorsen?«
    Halvorsen zuckte zusammen: »Nicht nach Aussage der Zeugen, mit denen wir gesprochen haben.«
    Hagen bewegte die Finger in seinen Handschuhen. »Täterbeschreibung? «
    »Ein Mann.« Halvorsens Blick huschte zwischen Harry und Hagen hin und her. »Mehr haben wir bis jetzt nicht. Die Menschen haben alle zur Band geschaut, und das Ganze ist verdammt schnell gegangen. «
    Hagen schnaubte. »In so einer Menschenmenge muss doch wohl jemand gesehen haben, wer geschossen hat! «
    »Sollte man meinen«, sagte Halvorsen. »Aber wir wissen noch nicht genau, wo der Täter gestanden hat.«
    »Verstehe.« Wieder dieser Anflug eines Lächelns.
    »Er stand direkt vor dem Opfer«, sagte Harry. »Maximal zwei Meter entfernt.«
    »Ach ja? « Hagen und die beiden anderen wandten sich Harry zu.
    »Unser Täter wusste, dass man jemand in den Kopf schießen muss, wenn man ihn mit einer kleinkalibrigen Waffe töten will«, sagte Harry. »Da er nur einen Schuss abgegeben hat, war er sich des Ausgangs sicher. Also muss er so nah gestanden haben, dass er das Loch in der Stirn sehen und sich so überzeugen konnte, dass er ihn nicht verfehlt hatte. Bei der Untersuchung der Kleider wird man wahrscheinlich Schmauchspuren finden, die meine Annahme bestätigen. Maximal zwei Meter.«
    »Anderthalb«, sagte Beate. »Die meisten Pistolen werfen die Geschosshülsen nach rechts aus, wenn auch nicht sehr weit. Diese hier wurde genau 146 Zentimeter von der Leiche entfernt im Schnee gefunden. Und der Tote hatte verbrannte Wollfäden auf dem Mantelkragen. «
    Harry sah zu Beate. Er schätzte an ihr nicht nur die angeborene Fähigkeit, Gesichter zu unterscheiden, sondern auch ihre Intelligenz und

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