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Der Erl�ser

Titel: Der Erl�ser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesb�
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core event «, fuhr Aune fort. »Bevorzugt das letzte Mal, dass sie in ihrem sexuellen Leben Erfolg hatten, also das letzte Mal, dass es für sie funktioniert hat. Und das kann gut und gerne eine Verliebtheit oder ein sexueller Kontakt in der Jugend gewesen sein, bei dem sie nicht entdeckt und für den sie nicht bestraft worden sind.«
    »Kommt da auch ein sexueller Übergriff in Frage?«
    »Ja. Eine Situation, in der sie die Kontrolle hatten und sich daher stark gefühlt haben, also das Gegenteil von gedemütigt. Und dann verwenden sie den Rest ihres Lebens darauf, eine ähnliche Situation heraufzubeschwören.«
    »Aber es kann doch nicht so leicht sein, Triebtäter zu werden?«
    »Nein, nein. Manch einer ist grün und blau geschlagen worden, weil er in der Jugend mit einem Pornoheft erwischt worden ist, und entwickelt trotzdem eine ganz normale, gesunde Sexualität. Aber wenn du die Chancen eines Menschen maximieren willst, zum Triebtäter zu werden, solltest du ihn mit einem gewalttätigen Vater ausstatten, einer aufdringlichen Mutter, die womöglich zu sexuellen Übergriffen neigt, und einem Milieu, das von Geheimnissen geprägt ist und von dem Fegefeuer, das all jenen droht, die sich von den Lüsten ihrer Lenden haben leiten lassen.«
    Harrys Handy piepte einmal. Er nahm es heraus und las die SMSvon Halvorsen. Ein Christo Stankic hatte in der Nacht vor dem Mord im Scandia Hotel am Bahnhof gewohnt.
    »Wie läufts mit den AA?«, fragte Aune. »Hilft dir das, enthaltsam zu bleiben?«
    »Tja«, sagte Harry und stand auf. »Sowohl als auch.«
     
    *
     
    Ein Schrei ließ ihn zusammenfahren.
    Er drehte sich um und starrte in ein Paar aufgerissene Augen und ein offenes, schwarzes Loch von Mund, nur wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt. Das Kind drückte seine Nase an der Glaswand der Burger-King-Spielecke platt, ehe es sich mit einem Freudenschrei nach hinten ins Bällebad fallen ließ.
    Er wischte sich die Ketchup-Reste vom Mund, leerte sein Tablett in den Abfall und trat auf die Karl Johans gate hinaus. Machte sich in der dünnen Anzugjacke so klein wie nur möglich, aber die Kälte war gnadenlos. Er beschloss, einen neuen Mantel zu kaufen, sobald er im Scandia Hotel ein günstiges Zimmer bekommen hatte.
    Sechs Minuten später trat er durch die Tür der Hotellobby und stellte sich hinter ein Paar, das anscheinend gerade einchecken wollte. Die Frau am Empfang warf ihm einen flüchtigen Blick zu, ohne ihn zu erkennen. Dann beugte sie sich wieder über die Papiere der neuen Gäste, mit denen sie Norwegisch sprach. Die Frau drehte sich zu ihm um. Ein blondes Mädchen. Sie lächelte. Hübsch, stellte er fest. Wenn auch etwas gewöhnlich. Er erwiderte ihr Lächeln. So gut es ging, denn er hatte sie schon einmal gesehen. Vor ein paar Stunden. Vor dem Haus in der Gøteborggata.
    Ohne sich zu bewegen, senkte er den Kopf und schob die Hände in die Jackentaschen. Der Griff der Pistole drückte hart und beruhigend gegen seine Finger. Vorsichtig hob er den Blick, suchte den Spiegel hinter dem Empfang und starrte hinein. Aber das Bild zerfloss, verdoppelte sich. Er schloss die Augen, atmete tief ein und öffnete sie wieder. Langsam wurde das Bild des hochgewachsenen Mannes wieder scharf. Der kahl rasierte Schädel, die blasse Haut und die rote Nase, die harten, markanten Züge, die nicht recht zu dem gefühlvollen Mund passten wollten. Das war er. Der andereMann aus der Wohnung. Der Polizist. Er sah sich rasch in der Lobby um. Sie waren allein. Und wie um jeglichen Zweifel zu beseitigen, hörte er aus allen norwegischen Lauten zwei wohlbekannte Worte heraus. Christo Stankic. Er zwang sich, ganz ruhig stehen zu bleiben. Wie sie das geschafft hatten, war ihm ein Rätsel, aber die Konsequenzen begannen ihm zu dämmern.
    Die blonde Frau bekam einen Schlüssel von der Empfangsdame, griff sich etwas, das wie ein Werkzeugkoffer aussah, und ging zum Fahrstuhl. Der große Mann sagte noch etwas zur Dame am Empfang, was diese notierte. Dann drehte sich der Mann um, und ihre Blicke begegneten sich kurz, ehe er in Richtung Ausgang ging.
    Die Empfangsdame lächelte, sagte auf Norwegisch etwas Freundliches, vermutlich auswendig Gelerntes und sah ihn fragend an. Er fragte, ob noch ein Nichtraucherzimmer auf der obersten Etage frei sei.
    »Lassen Sie mich nachsehen, Sir . « Sie tippte auf ihrer PC-Tastatur herum.
    » Excuse me . Der Mann, mit dem Sie gerade gesprochen haben, war das nicht der Polizist, von dem ein Bild in der Zeitung

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