Der Erl�ser
einen Orkney-Whiskey vertragen.« »Ja, bitte.«
Eine Polizeisirene kam und ging. Die Wärme in der Bar ließ ihn jetzt richtig schwitzen. Er riss sich das Halstuch herunter und steckte es in die Jackentasche. Er war froh über den Tabakqualmin der Bar, der den Geruch der gerade abgefeuerten Pistole in seiner Manteltasche überlagerte.
Als er seinen Drink bekommen hatte, setzte er sich an ein Fenster.
Wer war der andere Mann in der Wohnung gewesen? Ein Kamerad von Jon Karlsen? Ein Verwandter? Oder nur jemand, mit dem sich Karlsen die Wohnung teilte? Er nahm einen Schluck Whiskey. Er schmeckte nach Krankenhaus und Asche. Was stellte er sich eigentlich so idiotische Fragen? Nur ein Polizist konnte so reagieren, wie es dieser Mann getan hatte. Nur ein Polizist konnte so schnell Hilfe rufen. Und jetzt wussten sie, auf wen er es abgesehen hatte, was seine Arbeit beträchtlich erschwerte und ihn nötigte, über den Rückzug nachzudenken. Er nahm noch einen Schluck.
Der Polizist hatte den Kamelhaarmantel gesehen.
Er ging auf die Toilette, steckte Pistole, Halstuch und Pass in die Jackentasche und stopfte den Mantel in den Mülleimer unter dem Waschbecken. Draußen auf dem Bürgersteig blieb er stehen, ließ seinen Blick über die Straße schweifen und rieb sich vor Kälte die Hände.
Der letzte Job. Der wichtigste. Der, von dem alles abhing. Ruhig, sagte er zu sich selbst. Sie wissen nicht, wer du bist. Geh zurück auf Start. Denke konstruktiv.
Trotzdem blieb der Gedanke, er wurde ihn nicht los:
Wer war der Mann in der Wohnung?
*
»Wir wissen es nicht«, sagte Harry. »Wir wissen nur, dass es derselbe gewesen sein könnte, der Robert getötet hat. «
Er zog die Beine an, so dass die Krankenpfleger das leere Bett an ihm vorbei über den schmalen Flur schieben konnten.
»...gewesen sein könnte ? « , stotterte Thea Nilsen. »Gibt es denn mehrere von denen?« Sie saß vornübergebeugt und hielt sich krampfhaft am Sitz des Stuhls fest, als hätte sie Angst, zu Boden zu gehen.
Beate Lønn beugte sich vor und legte ihr beruhigend die Hand aufs Knie. »Wir wissen es nicht. Das Wichtigste ist, dass allesgut gegangen ist. Der Arzt sagt, Jon hat nur eine Gehirnerschütterung. «
»Die ich ihm zugefügt habe«, sagte Harry. »In Zusammenarbeit mit der Anrichte, die ihm ein hübsches Loch in die Stirn gerammt hat. Die Pistolenkugel ging glatt an ihm vorbei. Wir haben Sie in der Wand gefunden. Die zweite steckte in der Milchpackung. Das muss man sich mal vorstellen. Mittendrin. Und die dritte im Küchenschrank zwischen Rosinen und «
Beate warf Harry einen Blick zu und Harry sah ein, dass Thea sich in ihrem Zustand sicher nicht für ballistische Spitzfindigkeiten interessierte.
»Egal, Jon geht es jedenfalls gut, aber er ist bewusstlos, so dass ihn die Ärzte noch eine Weile zur Beobachtung hierbehalten. « »Na dann. Kann ich denn zu ihm reingehen?«
»Natürlich«, antwortete Beate. »Wir wollen nur, dass Sie sich vorher kurz einmal diese Bilder anschauen. Und uns sagen, ob Sie einen von diesen Männern schon mal gesehen haben.«
Sie zog drei Bilder aus einer Mappe und reichte sie Thea. Die Fotos vom Egertorg waren so stark vergrößert worden, dass die Gesichter an ein Mosaik aus schwarzen und weißen Punkten erinnerten.
Thea schüttelte den Kopf. »Schwer zu sagen, ich kann die nicht mal unterscheiden.«
»Ich auch nicht«, sagte Harry. »Aber Beate ist Spezialistin für Gesichter, und sie meint, dass das zwei verschiedene Personen sind.«
»Das glaube ich zumindest«, sagte Beate. »Außerdem wurde ich von dem Mann, der aus dem Haus in der Gøteborggate gestürmt kam, über den Haufen gerannt, und für mich sah es nicht so aus, als wäre der Betreffende eine der Personen auf diesen Bildern.«
Harry stutzte, er hatte noch nie erlebt, dass Beate in diesen Dingen Zweifel hatte.
»Mein Gott«, flüsterte Thea. »Wie viele von denen gibt es denn noch?«
»Immer mit der Ruhe«, sagte Harry. »Wir haben eine Wache vor Jons Zimmer postiert.«
»Was? « Thea starrte ihn mit großen Augen an. Harry wurde bewusst, dass sie nicht einmal auf den Gedanken gekommen war, Jonkönne hier im Ullevål Krankenhaus in Gefahr sein. Bis jetzt. Großartig.
»Kommen Sie, wir schauen mal, wie es ihm geht«, sagte Beate freundlich.
Ja, dachte Harry. Und lasst den Idioten hier sitzen und ein bisschen über das Thema »Umgang mit Menschen« nachdenken.
Er drehte sich um, als er vom anderen Ende des Flures rasche Schritte
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