Der Eroberer
Laut.
Denn seine Hand schloss sich um ihren Hinterkopf, seine Lippen legten sich auf die ihren, seine Zunge stieß tief in ihren Mund. Die andere Hand wölbte sich um ihr Gesäß und drückte ihren Leib gegen seine Erregung.
Sein Mund löste sich von ihr. »Nein«, brachte Ceidre hervor, doch es war ein schwacher Protest, eine Lüge.
Schauer durchflogen sie, sie fieberte in nässender Hitze, die Knie versagten ihr den Dienst. Sein Mund strich ihren Hals entlang, benagte, leckte und küsste ihre zarte Haut. Und dann beugte er sich über sie, nahm eine ihrer hochgereckten Brustspitzen durch den Stoff ihres Gewandes in den Mund und biss sanft zu.
Ceidre wimmerte, klammerte sich an seinen breiten Schultern fest, wollte ihn eigentlich von sich stoßen. Und plötzlich war er es, der sie jäh von sich stieß. Keuchend, zitternd rang Ceidre nach Luft, versuchte zu sich zu kommen, einen klaren Gedanken zu fassen. Rolfe hatte sich nach seinem Wams gebückt, mit dem er seine erregte Männlichkeit schützte. Sein Blick durchbohrte sie warnend. Und dann betraten Alice und eine Magd mit Erfrischungen das Gemach.
Alice verharrte, ihr Blick flog von Rolfe zu Ceidre. Und Ceidre wusste, dass sie die nur allzu deutliche Zeichen sah – ihre geschwollenen Lippen, ihr gerötetes Gesicht, ihr nasses Gewand, ihr zerzaustes Haar. Scham durchbohrte sie wie ein scharfes Messer.
»Danke, mein Fräulein«, sagte Rolfe gleichmütig und hielt sich das Wams vor seine Blöße, wie zufällig über den Arm gehängt. Mit der anderen Hand nahm er Alice den Becher Wein ab und trank gierig. Das Gefäß zitterte leicht.
Alice bedachte Ceidre mit einem hasserfüllten Blick. Und mit engelsgleicher Unschuldsmiene richtete sie das Wort an Rolfe. »Noch einen Becher, Gebieter?«
»Nein, es reicht.«
»Habt Ihr schon genug?«
»Ja.«
Alice reichte der Magd den leeren Becher, nahm das große Tuch und rieb seine Schultern trocken. Der Anblick bereitete Ceidre Übelkeit. Sie hasste ihn, Sie vergaß ihre Arznei und floh.
Er rief sie nicht zurück.
Kapitel 10
Ceidre stapfte durch hohe Farnsträucher und strich einzelne Wedel mit dem Rock beiseite. Gelegentlich bückte sie sich nach einem Kissen aus kleinen gelben Blumen, zupfte einige zartgrüne Blätter ab und legte sie in den Korb.
Dann zog sie weiter, die Farnwedel beiseite fegend. Und das alles nur wegen dieses Normannenhundes. Hätte er ihr den Beutel gegeben, müsste sie jetzt die Kräuter nicht sammeln. Sie war todmüde und hungrig und wünschte sich nichts sehnlicher, als sich auf ihrem Strohsack auszustrecken und tief und traumlos zu schlafen.
Mit dem Gedanken an Thor setzte sie ihre Suche grimmig fort. Thor, Edwins betagter Wolfshund, mit dem sie aufgewachsen war, hatte in einer Rauferei mit einem anderen Rüden schwere Bisswunden davongetragen. Das Schlafpulver, das Ceidre Guy verabreicht hatte, gemischt mit Alraunwurzel und Baldrian würde seinen Schmerz lindern und ihn müde machen. Der Hund litt große Schmerzen, und Ceidre konnte es nicht ertragen, ihren besten Freund aus Kindertagen leiden zu sehen. Sie hatte noch nicht alle Kräuter gefunden, und die Dämmerung brach schon herein. In ihrem Beutel befand sich genügend zerstoßene Arznei, um Thor zu helfen. Ceidre fluchte und wünschte, eine echte Hexe zu sein. Sie würde den Normannen büßen lassen!
Er und seine Strafe!
Wieso hatte er sie gezwungen, auf so abartige Weise Buße zu tun? Nur um seine Lust zu befriedigen? Sie errötete vor Zorn und Scham bei der bloßen Erinnerung. Und er sollte Alice heiraten. Der Gedanke empörte sie zutiefst, bereitete ihr Übelkeit. Ihr schlimmster Feind musste sich an, den Familienbesitz an sich zu reißen. Und dann sah sie Alice vor sich, die ihm den Rücken trocken rieb. Sie stellte sich vor, wie er Alice küsste – so wie er sie geküsst hatte. Ceidre musste stehenbleiben und tief durchatmen.
Sie war nicht eifersüchtig. Sie hasste den Normannen und alles, was mit ihm verbunden war. Er war ihr Todfeind, ein Eindringling, der Eroberer. Er enteignete ihre Brüder, die sie abgöttisch liebte. Er war grausam und kalt – er hatte Kesop niedergebrannt, ohne mit der Wimper zu zucken. Sie war nicht eifersüchtig. Aber welch ein grausamer Hohn des Schicksals, dass es einen Mann gab, der nicht vor ihrem Anblick zurückschreckte, einen Mann, der sie begehrte. Und ausgerechnet dieser Mann war Normanne, den sie nur hassen konnte!
Sie musste noch heute Abend mit Alice sprechen, es konnte nicht wirklich
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