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Der erotische Fremde

Der erotische Fremde

Titel: Der erotische Fremde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Sellers
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erst bemerkte sie drei Teenager, die sich leise murmelnd um eine dunkle Tür herumdrückten. Der Fassadenkletterer packte Marie l am Handgelenk und zog sie genau in die Richtung. Bevor sie Zeit hatte, sich über sein Ziel zu wundern, öffnete sich die Tür einen Spaltbreit, und man hörte Techno-Musik herausschallen.
    Der Fassadenkletterer nahm die letzten paar Meter im Sprung und griff nach der Türklinke, als die Teenager hindurchschlüpften. Ängstlich sahen sie sich nach ihm um. Mariel folgte ihnen, während er ihr die Tür offen hielt. Er ging als Letzter hinein.
    Die Musik war laut und schrill, aber harmlos im Vergleich zu dem Anblick, den die Leute hier boten.
    Eine Zeit lang vergaß Mariel all ihre Sorgen, so beeindruckt war sie. Gegenüber dem, was die Frauen hier anhatten, war ihr eigenes Outfit von schaler Unauffälligkeit. Noch nie hatte sie so viel bombastisch aufgetürmtes Haar gesehen. Und die Fingernägel waren fast länger als die Röcke. Und erst die Augen! Diese Frauen wirkten wie Geschöpfe aus einer anderen Welt.
    Einige beäugten den Fassadenkletterer mit unverhohlener Anerkennung. „Cheri!" sagte eine, und ihr Blick klebte förmlic h auf seinem Schritt.
    „Die Glückliche!" rief eine üppige Blonde mit dunklen Augen und legte die Hand auf die Stirn, als könne sie diese Ungerechtig keit des Schicksals nicht ertragen. „Unfassbar!"
    Mariel kam das ein bisschen dick aufgetragen vor, aber als ein Typ, der aussah wie Marion Brando, ihren Po betatschte und in helle Begeisterung ausbrach, begriff sie, dass das hier völlig nor mal war.
    „Oh, wow, du bist zart gebaut! Ich liebe das!" rief Marion Brando.
    „Danke", murmelte sie.
    Im selben Moment packte der Fassadenkletterer sie wieder bei der Hand und bahnte sich einen Weg durch die Menge zum Aus gang.
    „Was willst du trinken?" rief Marion Brando ihr zu.
    „Scotch", rief Mariel hoffnungsvoll zurück. Sie könnte jetzt wirklich einen Drink gebrauchen.
    „Ich bin gleich wieder da! Geh nicht weg!" rief Brando beglückt.
    Sie lächelte ihm hilflos zu, während der Fassadenkletterer sie durch die Masse wild zuckender, männlicher Körper zerrte.
    „Ich sterbe vor Durst! Können wir nicht wenigstens auf einen Drink bleiben?" flehte sie, als sie schon kurz vor dem Ausgang zur Straße waren.
    Ein großer, breitschultriger Türsteher war gerade dabei, die drei Teenies hinauszubefördern, die mit Mariel und Haroun durch den Hintereingang geschlüpft waren. „Wir wollten nur ein bisschen gucken!" maulte einer von ihnen.
    Der Fassadenkletterer sah Mariel entgeistert an. „Auf einen Drink?"
    „Marion Brando hat mir gerade einen Scotch angeboten. Ich könnte wirklich einen gebrauchen. Und so wie wir angezogen sind, fallen wir hier am allerwenigsten auf."
    Ohne zu antworten, zerrte er sie weiter. Der Türsteher sah ih nen gleichgültig nach, als sie die Stufen zum Trottoir hinaufrannten. Sie fanden sich auf einem breiten Boulevard wieder. Ein Taxi brauste heran und hielt, kaum dass der Fassadenkletterer die Hand gehoben hatte.
    Sie stiegen ein, und Mariel ließ sich halb keuchend, halb la chend auf die Rückbank fallen. Erst als der Fassadenkletterer „Zum ,Charlemagne"' murmelte, wurde ihr bewusst, dass sie es versäumt hatte, sich von ihm zu trennen. Sie hätte sich ein eigenes Taxi nehmen sollen.
    „Ist das Ihre Adresse?" fragte sie.
    „Natürlich", erwiderte er so gelangweilt, dass sie nicht wusste, ob sie ihm glauben sollte.
    „Ich denke, wir sollten uns jetzt trennen", sagte sie, obwohl sie eigentlich keine Lust dazu hatte. Sie betrachtete sein Gesicht im Wechsel von Licht und Schatten, während sie durch die nächtlichen Straßen von Paris fuhren, und fühlte sich plötzlich wie in einem Traum. Einem Traum, den sie schon viele Male geträumt hatte, ohne sich bisher daran erinnert zu haben.
    „Uns trennen?" wiederholte er. „Ah, non, ma petite. Ich kann mich jetzt noch nicht von Ihnen trennen."
    Er beugte sich über sie. Ihr Puls hämmerte gegen ihre Schläfen. Sie hob die Hand - um den Mann wegzuschieben oder zu sich heranzuziehen? Sie wusste es selbst nicht. Sein Gesicht kam immer näher.
    „Bleiben Sie bei mir heute Nacht", flüsterte er.
    Es war der attraktivste Mann der Welt, der so zu ihr sprach. Sie war hin und her gerissen zwischen wildem Verlangen und kühler Vernunft. Dabei wusste sie nicht einmal seinen Namen. Es war sehr wohl möglich, dass er zum feindlichen Lager gehörte. Der Feind meines Feindes ist mein Freund, sagte sie

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