Der erotische Fremde
dass Verdun mein Gesicht kennt. Und im Büro war es zu dunkel, um jemanden genau zu erkennen. Ich schätze, im ,Charlemagne' sind wir sicher."
Wieder musste sie an das Bild von ihm denken, das sie irgendwo fallen gelassen hatte. Was für Schlüsse würde Verdun daraus ziehen? Es war jedenfalls ein Beweis dafür, dass jemand in sein Büro eingebrochen war. Sicher fragte er sich, weshalb jemand einen Ausdruck gemacht hatte.
„Auch wenn wir uns geeinigt haben, keine persönlichen Fragen zu stellen, ich denke, es ist an der Zeit für ein wenig mehr Intimität", sagte er. „Wie heißt du?"
Sie zögerte. „Emma. Und du?"
„Emma", wiederholte er. „Ein hübscher Name. Ich heiße ... Fred."
4. KAPITEL
„Le Charlemagne" war der Name eines weltberühmten Einkaufszentrums in der Rue de Rivoli mit exklusiven Geschäften auf zwei Ebenen. Darüber gab es noch sieben weitere Stockwerke mit Apartments. Man hatte eine wundervolle Aussicht auf die Tuilerien und die Seine. Es war eine der teuersten Adressen in Paris.
Das Zimmer, das sie betraten, war riesig und ganz mit Eichenparkett ausgelegt. Eine Wand bestand praktisch nur aus Fenstern, die den Blick auf einen geräumigen Balkon freigaben. In der Ferne sah man die Lichter der Uferstraßen entlang der Seine. Das gesamte Mobiliar bestand aus feinsten exotischen Hölzern und Leder.
Es war eine wirklich komfortable Umgebung, und Mariel seufzte erleichtert, als ihre Anspannung der letzten Stunden nun nachließ.
Fred nickte ihr zu. „Endlich in Sicherheit", sagte er und wandte sich einem Butler zu, der auf leisen Sohlen zu ihnen trat. „Guten Abend, Mansour", begrüßte er ihn fröhlich. „Sagst du bitte Salma Bescheid, sie möchte sich um Madame kümmern und ihr das rubinfarbene Schlafzimmer zeigen. Und dann sollten wir uns stärken. Vielleicht ein kleines Abendessen? In einer halben Stunde?"
Fragend hob er eine Braue und sah Mariel an. Sie nickte nur dankbar.
Einen Moment später wurde sie in ein luxuriös ausgestattetes Schlafzimmer mit elfenbeinfarbenen Wänden und tiefroten Vorhängen geführt. Ein dicker Perserteppich lag auf dem glänzend polierten Parkett, und das Bett hatte Kingsize-Format.
Salma ging durchs Zimmer und drückte auf einen Knopf. Die wundervollen, rubinroten Vorhänge öffneten sich, so dass man hinaussehen konnte.
„Wünschen Sie zu baden, Madame?"
„Ja, bitte."
Salma öffnete einen Kleiderschrank und legte einen Umhang aus cremefarbener Seide mit dazu passendem Nachthemd aufs Bett.
„Bitte nehmen Sie sich alles, was Sie brauchen", sagte Salma in fast perfektem Französisch, bevor sie durch eine Tür in der linken Wand verschwand.
Einen Augenblick später hörte Mariel das zischende Sprudeln von heißem Wasser. Sie ließ sich auf den Stuhl vor der Ankleide kommode sinken und streifte die rotblonde Perücke ab, so dass ihr dichtes dunkles Haar zum Vorschein kam. Vorsichtig begann sie, sich die falschen Wimpern abzunehmen.
Dann warf sie alles in den Abfallkorb. Diese Verkleidung würde sie nicht mehr benötigen.
Erleichtert reinigte sie ihr Gesicht von dem dicken Make-up. Sie öffnete den Reißverschluss an den Wildlederstiefeln und kickte sie fort, stand auf und begann sich auszuziehen.
Salma kehrte, umgeben von einer köstlichen Duftwolke, aus dem Badezimmer zurück. Gekonnt unterdrückte sie ihre Überraschung, als sie Mariel ansah, die in dem seidenen Morgenmantel, der ihr viel zu groß war, auf sie zutrat.
„Ihr Bad ist fertig, Madame."
„Ich wusste es", sagte Ashraf. „Es war klar, dass es Probleme geben würde."
Haroun hatte geduscht und lag jetzt, nur mit einem schwarzen Seidenkimono und einer schwarzen Pyjamahose bekleidet, auf dem Sofa. Der Kimono war nur nachlässig geschlossen und ließ einiges von seiner nackten Brust sehen. Während er telefonierte, nahm er sich immer wieder eine von den Oliven, die Mansour ihm gebracht hatte.
„Als Problem würde ich sie nicht bezeichnen. Du solltest sie sehen."
Ashraf erklärte ungeduldig: „Tatsache ist, dass Vivian dich gesehen hat." Vivian war ihr Deckname für Verdun. Seit der Katastrophe mit der Rose hatten sie sich angewöhnt, am Telefon sehr viel vorsichtiger zu sein. „Wir sollten besser ..."
„Er hat mein Gesicht höchstens für ein paar Sekunden gesehen, wenn überhaupt, und dann, während ich seinen gemieteten Muskelmann verprügelte. Ich glaube kaum ..."
„Harry, du bist schließlich nicht unbekannt", unterbrach ihn Ashraf. „Dein Foto war im Lauf der
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