Der erotische Fremde
erregt er war.
Lächelnd richtete Fred sich auf. „Ein andermal mehr", murmelte er und nahm ihre Hand, als sie beide aufstanden. Er blickte sich um. Die Leute um sie herum starrten sie neugierig an.
Fred zog die Tür zum nächsten Waggon auf. „Wir werden durch jeden Waggon laufen und so tun, als suchten wir Sitzplätze", flüs terte er Mariel zu. „Halt dabei Ausschau nach den Männern, die du gesehen hast. Wenn du sie gefunden hast, gib mir ein Zeichen." Er setzte seine Sonnenbrille auf. „Also los. Geh langsam und nimm dir Zeit."
Es ging auch gar nicht anders als langsam. Die Gänge waren berstend voll mit Leuten, die immer noch dabei waren, ihr Gepäck zu verstauen oder nach ihren Kindern zu suchen. Dies war keiner von den modernen Hochgeschwindigkeitszügen. Es herrschte eine lebendige, familiäre Atmosphäre.
Die meisten Passagiere freuten sich auf einen ausgiebigen Urlaub mit ihren Lie ben.
Rasch ein igten sie sich darauf, dass Fred jeweils nur auf eine Seite des Waggons schaute und Mariel auf die andere. Wann immer Fred auf einen bärtigen, dunkelhäutigen Mann stieß, berührte er Mariel kurz, und sie folgte seinem Blick.
Sie hatte ein bisschen Angst, dass sie die Männer vielleicht nicht wieder erkennen würde. Schließlich hatte sie sie nur kurz gesehen. Aber dann erkannte sie sie doch. Sie saßen am Ende eines Waggons, ganz steif und aufrecht, weil ihre Sitze sich wegen des Gepäcklagers dahinter nicht verstellen ließen.
Sie stieß Fred an. „Die letzte Sitzreihe links", murmelte sie.
„Geh weiter bis zum nächsten Waggon", sagte er leise.
Einen Augenblick mussten sie neben den beiden Männern stehen bleiben, bevor die Tür sich öffnete und sie die Plattform betreten konnten.
Mariel drehte sich zu Fred herum. „Hast du sie er... ?" Sie brach ab, als sie Freds Gesicht sah.
Haroun fühlte sich, als habe ihm jemand einen Fausthieb versetzt. Er lehnte sich an die Wand. Kalter Schweiß stand auf seiner Stirn.
Ramiz.
Er war viel dünner als früher, und sein Bart sollte ihn wohl unkenntlich machen, aber für Harry gab es keinen Zweifel. Er konnte es nicht fassen. Ramiz Bahrami, ein enger Freund Prinz Karims von Westbarakat. Spross einer adligen Familie, die den Königen von Barakat immer ergeben gewesen war.
Jetzt fiel es ihm ein: Ramiz Bahrami galt als vermisst. Er war eines Tages einfach verschwunden.
Man sagte, Prinz Karim sei deswegen untröstlich. Konnte das eine gezielte Fehlinformation sein? War es möglich, dass die Prinzen von Barakat heimlich mit Ghasib kooperierten? Gegen die AI Jawadi?
Nein, das konnte nicht sein. Genauso gut könnte er glauben, dass seine rechte Hand sich gegen ihn erheben würde. Doch genauso wenig war vorstellbar, dass Ramiz Prinz Karim verriet.
Hatte er das Gespräch zwischen den beiden Männern missverstanden? Aber sie saßen da, kerzengerade und angespannt, wie zwei Wächter. Die rote Umhängetasche lag zwischen ihnen auf dem Sitz. Was sollten sie mit solcher Anspannung bewachen, wenn nicht die Rose?
„Fred, was ist los? Was ist mit dir?"
Allah, und er hatte nicht einmal eine Waffe. Er würde einen Weg finden müssen, diese Tasche an sich zu bringen. Doch er hatte keinerlei Hilfsmittel außer seinem Verstand.
„Fred!"
Er blinzelte. „Emma", murmelte er, als fände er nur mühsam aus einer Art Trance zurück. Er legte die Hand auf ihren Arm. Wie warm sich ihre Haut anfühlte. Emma war da. Sie konnte ihm helfen.
Wenn er sich ihrer nur sicher sein könnte.
„Was ist los? Ist dir schlecht?"
„Alles in Ordnung." Er schüttelte den Kopf. „Lass uns versuchen, Sitzplätze zu finden."
Er führte sie in den nächsten Waggon, während seine Gedanken sich überschlugen. Wollten die Prinzen von Barakat die Rose womöglich selbst in Händen halten, für ihre eigenen Zwecke? Wollten sie damit von Ashraf irgendwelche Zugeständnisse erpressen?
Aber das wäre lächerlich! Ashraf wollte nichts anderes als die besten Beziehungen zu den Barakatischen Emiraten. Eine solche Intrige seitens der Prinzen von Barakat könnte deren historisch gewachsenes Band zu den AI Jawadi nur zerstören. Doch aus welchem anderen Grund könnten sie die Rose an sich reißen wollen?
Oder Ramiz war ein Agent Ghasibs. Dann hätten sie ihre undichte Stelle gefunden. Es war eigentlich unglaublich, wenn man Ramiz kannte. Aber es ergäbe wenigstens einen Sinn.
Ghasib war natürlich darauf aus, in den Besitz der Al-Jawadi-Rose zu gelangen. Wenn er dieses Symbol legitimer Macht vor
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