Der erotische Fremde
Herz.
„Ich kaufe Ihnen ein Sandwich, wenn Sie Hunger haben", sagte die Frau, nachdem sie ihr Anliegen vorgebracht hatte.
„Aber ich muss unbedingt telefonieren", wiederholte Mariel.
„Nun, ich werde Ihnen kein Geld geben. Tut mir Leid. Sie sehen aus wie jemand, der es nur für Drogen ausgeben würde."
Was sollte sie darauf erwidern? „Aber das werde ich nicht. Ich bitte Sie!" rief sie jetzt, mit dem Mut der Verzweiflung. „Würden Sie mir vielleicht eine Telefonkarte kaufen anstatt eines Sandwiches?
Bitte!"
Die Frau verzog nachdenklich den Mund. „Und Sie werden sie bestimmt benutzen und nicht weiterverkaufen?"
„Ja! Ich schwöre!"
„Na schön. Wo gibt es welche?"
Triumphierend kam Mariel schließlich mit der Telefonkarte auf Fred zugetänzelt. Schnell rannten sie zu den Telefonen und reihten sich in die Schlange ein. Da schrie Mariel entsetzt auf.
„Was ist?"
„Hals Handynummer war in der Tasche meines Minirocks! Und der ist weg!"
Fred brach in schallendes Gelächter aus, und Mariel konnte nicht anders, sie ließ sich davon anstecken.
„Allah! Und meine Telefonnummern waren alle in meinem Handy eingespeichert."
7. KAPITEL
„Warum ist es so wichtig, dass wir unbedingt diesen Zug nehmen?" fragte Mariel zum wiederholten Mal.
„Das habe ich dir doch schon erklärt: weil diese beiden Männer in dein Zug sein werden."
„Ach, alles klar."
Fred seufzte entnervt. „Und sie haben etwas, das mir gehört. Und wenn ich sie aus den Augen verliere, dann verliere ich mein Eigentum für immer."
„Oh." Sie blinzelte überrascht. „Ist es so wertvoll?"
„Es ist von unschätzbarem Wert, für mich, für meine Familie, und noch für einige andere Menschen.
Für den Rest der Welt nicht so sehr."
„Nun, wenn dein Freund nicht bald hier erscheint, dann ist die Sache wohl verloren."
Fred hatte einen Freund angerufen, dessen Telefonnummer er auswendig wusste. Der Freund hatte sich bereit erklärt, ihm etwas Geld zu bringen, ihn jedoch gleichzeitig gewarnt, dass es so gut wie unmöglich sei, an diesem Tag innerhalb einer Stunde quer durch Paris zu fahren. Das war vor einer halben Stunde gewesen.
Der Zug war kurz davor, abzufahren.
Fred hatte Mariel mit sich auf den Bahnsteig gezogen. Sie sollte mit ihm die Einsteigenden beobachten und ihm sagen, ob die beiden Männer dabei seien. Bis jetzt hatte sie sie nicht gesehen.
„Was wirst du tun, wenn dein Freund nicht kommt, bevor der Zug abfährt?"
„Einsteigen. Du auch."
„Ich?"
„Wenn du die Männer nicht siehst, musst du mit mir kommen. Ich kann dir das jetzt nicht erklären, aber eines Tages wirst du das verstehen."
Nun, es spielte für Mariel tatsächlich keine Rolle, wohin sie jetzt fuhr, solange sie nur aus Paris wegkam. Nizza war so gut wie irgendeine andere Stadt. Sie musste nur irgendwie die Zeit übers Wochenende totschlagen, bis Hal wieder in seinem Büro war, so dass sie ihn dort anrufen konnte.
Außerhalb von Paris wäre es in vieler Hinsicht einfacher, ohne Geld zurechtzukommen. Außerdem war da natürlich noch ihr insgeheimer Wunsch, bei Fred zu bleiben, egal, wohin er ging.
Aber es war enttäuschend, dass er sie nicht um ihrer selbst willen in seine Pläne mit einbezog, sondern weil er sie brauchte, um diese beiden Männer zu erkennen.
„Und darauf soll ich mich einlassen?" entgegnete sie deshalb.
„Pst!" zischte Fred. „Sieh mal, dort drüben."
Sie folgte seinem Blick und sah nichts als die wogende Menschenmasse.
„Der dunkelhäutige Mann dort, der sich mit dem Typ mit dem Rucksack unterhält", erklärte Fred.
Jetzt sah sie die beiden. Ein Araber gestikulierte wild mit einem Bündel Geldscheine und redete auf einen blonden jungen Mann ein, den Aufklebern auf dem Rucksack nach ein Australier.
„Er versucht, ihm das Ticket für den Zug abzukaufen", vermutete Fred.
Und er sollte Recht behalten. Der Blonde zog eine Zugfahrkarte aus seiner Brusttasche.
„Aber wir haben ja kein Geld", sagte Mariel achselzuckend.
Fred sah sie eindringlich an. „Er ist einer der Männer, die uns heute Morgen im ,Le Charlemagne'
abgepasst haben."
Mariel drückte sich an ihn. „Um Himmels willen, wirklich? Bist du sicher?"
Es war ihm unmöglich zu erkennen, ob ihr Entsetzen gespielt war.
„Allerdings. Jetzt pass auf. Wir müssen nicht nur, koste es, was es wolle, in diesen Zug einsteigen, sondern auch gleichzeitig die sen Kerl davon abhalten. Ich habe eine Idee."
„Exzellenz, verzeihen Sie, aber hier im Bahnhof kann man gar nichts
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