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Der erpresste Erpresser

Der erpresste Erpresser

Titel: Der erpresste Erpresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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VERBOTEN wurde Fußball gespielt.
    Der Froschteich, den ein Weg und
niedrige Büsche umgürten, liegt in einer der Ecken. Tim sah über die schattige
Park-Straße zu den Häusern. Stille dort drüben, Markisen, blühende Vorgärten,
Sonnenschirme, geparkte Wagen. Die Jogger liefen jetzt die Straße hinunter, und
die blonde Helena stieg soeben die breite Steintreppe hinauf zu einem der
Häuser. Es sah teuer aus, enthielt sicherlich Apartments. Die Fenster im
vierten Stock gehörten zu einer Atelier-Wohnung.
    Tim machte Gaby auf die Frau
aufmerksam.
    Sie schloß den Eingang auf und
verschwand.
    „Sie scheint dort zu wohnen.“ Tim
konnte die Hausnummer nicht erkennen, prägte sich statt dessen den Anblick ein:
ockergelb, Atelierfenster, Jasmin im Vorgarten.
    „Allmählich“, meinte Gaby, „kriegen wir
eine Menge Infos zusammen. Heh, wer ist das?“
    Tim folgte ihrem Blick.
    Hinten, im letzten Winkel des Parks,
stand ein Schuppen, halb verborgen von Büschen und eindeutig ein Fremdkörper in
dieser blühenden Grünoase.
    Eben trat Karl hinter dem Schuppen
hervor, polierte seine Brille am Ärmel und schlurfte zu einer weißen Ruhebank.
    Dort hatte Klößchen sich ausgestreckt,
rücklings. Die Drahtesel, aneinander gelehnt, standen neben der Bank.
    „Nicht zu fassen“, sagte Gaby. „Wir
schuften als Beschatter, und die aalen sich hier.“
    Sie machte Oskar los.
    Der hatte die andere Hälfte der
TKKG-Bande längst erspäht, sauste los und sprang dem dösenden Klößchen mit
einem Satz auf den Bauch.
    Ein Schrei! Klößchen stand auf der
Bank, entsetzt. Oskar war zu Boden gepurzelt, was ihm aber nichts ausmachte. Im
freudigen Begrüßungstaumel sprang er an Karl hoch.
    „Wo kommt ihr denn her?“ rief Klößchen.
„Ich bin fast gestorben vor Schreck.“
    „Stören wir dich bei deiner Siesta ( spanisch:
Ruhepause )?“ fragte Gaby.
    Klößchen schnaubte empört, und Karl kam
ihm zu Hilfe. „Wir haben hier nach Markus gesucht“, erklärte er, „weil Willi
einfiel, wie sehr Markus Frösche mag. Wäre ja immerhin möglich gewesen, daß er
sich dort im Schuppen verkriecht. Und — wenn niemand zuguckt — das Verhalten
der Frösche studiert. Leider ein Irrtum. Der Schuppen ist leer — und so
unwohnlich: Dort würde Markus nicht campieren. Den Schuppen haben Penner als
Klo benutzt.“
    Alle setzten sich auf die Bank.
    Oskar rannte zum Teich und schwamm. Den
Fröschen, die das Ufer bevölkerten, tat er nichts. Einer — offenbar der
Froschkönig — hatte eine beachtliche Größe und war Meister im Weitsprung.
    Tim berichtete, was sie erlebt hatten.
    Gaby zeigte das Foto. Es ging von Hand
zu Hand, zweimal.
    Klößchen, der es am längsten
betrachtete, gab es Gaby zurück, deutete zu dem Apartmenthaus und meinte: „Die
blonde Helena hat Ähnlichkeit mit der Frau dort drüben.“
    Tim blickte auf. „Wo?“
    Tatsächlich: Helena. Sie hatte sich
umgezogen, trug jetzt Jeans und einen leichten Sommerpullover, Sonnenbrille.
Ein Journal unterm Arm. Die blonde Helena kam vom Parkeingang vor ihrem Haus
und näherte sich auf dem Kiesweg.
    Ihr Lächeln verriet: Sie hatte Tim und
Gaby bemerkt.
    Oskar kam aus dem Wasser, tropfnaß und
happy.
    Die Frau lachte. „Hallo, Hund! Hast du
dich abgekühlt?“
    Tim stand auf. Kann nicht schaden,
dachte er, wenn wir ihr auf den Zahn fühlen. Viele Infos sind gut, noch mehr
sind besser.
    „Haben wir Ihre Bank belegt?“ fragte er
freundlich. Das war begründet, denn kein weiteres Ruhegerüst befand sich auf
dieser Seite des Teichs.
    „Die Bank gehört allen“, erwiderte
Helena. „Aber in gewisser Weise hast du recht: Ich sage mir immer, jetzt gehst
du zu deiner Bank.“
    „Wollen Sie sich zu uns setzen? Wir
rücken zusammen — außerdem bleiben wir nicht mehr lange.“
    Sie nahm das Angebot an und setzte sich
ans linke Ende neben Gaby.
    Oskar schüttelte sich, und die Tropfen
sprühten.
    „Wir vier sind Freunde“, sagte Tim.
„Gaby, Karl, Willi — ich bin Tim. 9. Klasse Internats-Gymnasium.“
    „Mein Name ist Helena Schrader. Der
Hund gehört Gaby?“ Tims Freundin bestätigte das, und Oskar lief nochmal zum
Teich.
    „Mir fällt ein“, sagte Tim, „daß der
Herr mit dem kränklichen Aussehen die Polizei nicht verständigt hat. Oder wurde
das inzwischen nachgeholt?“
    Helena schüttelte den Kopf. „Ich
glaube, mein Bekannter verzichtet darauf. Wahrscheinlich verspricht er sich
nichts davon. Oder kennt ihr die Täter?“
    Tim nickte. „Vom Sehen. Und die
Vornamen wissen

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