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Der erpresste Erpresser

Der erpresste Erpresser

Titel: Der erpresste Erpresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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was
gemerkt und auch ihn umgebracht.“
    „Entsetzlich! Sowas habe ich noch nie gesehen.
Tückl ist also Erpresser.“
    „Erpresser?“
    Tim luchste um die Hausecke. Der Zombie
hatte jetzt erheblichen Vorsprung, war aber noch zu sehen.
    Sie befanden sich auf der anderen Seite
des Güter-Bahnhofs. Schon jenseits der Unterführung.
    Tückl, noch etwas mitgenommen von den
Folgen des Überfalls, ging langsam, mit kleinen Schritten, rieb sich ab und zu
den Hinterkopf.
    Tim nickte. „Vermutlich hat er die
Fotos gemacht, Pfote. Und nun setzt er dem Mörder die Daumenschrauben an. Nach
dem Motto: Was kriege ich, wenn ich schweige — unter 100 000 läuft gar nichts!
Kennt man ja. Das setzt natürlich voraus, daß der Mörder auf freiem Fuß ist.“
    „Wir müssen sofort meinen Papi
verständigen.“
    „Verständigen — ja, aber nicht sofort. Erstmal
sehen wir, wohin Tückl jetzt eiert. Müßte mich sehr täuschen, wenn der nicht
schlankweg den Täter aufsucht. Weshalb sonst schleppt er, Tückl, die Fotos mit
sich rum? Der Fotograf Blendel ist natürlich Komplize. Das haben wir ja
festgestellt.“
    Gaby seufzte, machte große Augen, war
aufgeregt und knetete die Hände. Rund um ihr keckes Näschen wechselte die Farbe
— von pfirsichfarbener Juni-Frische zu sorgenvoller Blässe.
    Tim legte seiner Freundin den Arm um
die Schulter.
    „Keine Sorge! Auch wenn’s Mord ist —
wir sind der Sache gewachsen. Nur noch eine kurze Weile bleiben wir dran an dem
Fall — dann können wir deinem Vater das ganze Paket übergeben: Täter,
Erpresser, Beweise. Gebongt?“
    „Also gut.“
    Sie machten sich auf die Reifen, und
Oskar konnte seine Ungeduld in flotten Trab umsetzen.
    Es war höchste Zeit. Denn hinter dem
sogenannten WEISSEN HAUS — einem grauen Gebäude voller Firmen-Büros — schwenkte
Tückl in eine andere Richtung.
    Ohne Sichtverbindung hätte das Pärchen
ihn verloren.
    Wenig später waren sie in einer
angenehmen, quirligen Gegend; und Tückl überquerte den Mozart-Platz, hielt
geradewegs zu auf das gleichnamige Café — das Mozart-Café also.
    „Ich vermute“, sagte Tim, „dort hat er
sich mit dem Mörder verabredet. Bei Sahnetorte und indischem Tee. Diese
Gefühlskälte läßt einen schaudern, wie?“
    „Man könnte verzweifeln an der
Schlechtigkeit gewisser Menschen“, nickte Gaby.
    „Hunde dürfen rein.“
    „Du meinst…“
    „Klar! Auch wenn er uns sieht, muß er
sich nichts dabei denken. Vielleicht winkt er grüßend und spendiert uns einen
Eisbecher.“
    „Das wäre mir unglaublich peinlich,
Tim. Wir in der Öffentlichkeit mit Mördern und Erpressern... Vielleicht kommen
deren Fotos in die Zeitung, und die Serviererin erinnert sich dann: Da waren
zwei Kids. Mit denen tat der eine Verbrecher ganz freundlich.“
    „Verstehe deine Bedenken. Wir plazieren
uns eben so, daß Tückl uns nicht sieht. Das Café Mozart ist innen riesig.“
    Sie hatten den Platz überquert.
    Oskar hob witternd die Nase. Aus der
Mozart-Konditorei wehten angenehme Düfte.
    Die Drahtesel konnten am Bordstein
geparkt werden und blieben damit im Blickfeld.
    Das Café hatte eine lange Fensterfront.
Innen war’s sehr chic mit Sesselchen, dackelbeinigen Tischchen, wechselnden
Gemälde-Ausstellungen an den Wänden und einem Stammpublikum, das auf Eleganz
hielt.
    Das Pärchen — Oskar lief neben Gaby —
fand einen Tisch im Hintergrund, den zweit- oder drittletzten, der noch frei
war.
    Tim rückte seiner Freundin den Stuhl
zurecht. Oskar legte sich seufzend zu ihren Füßen. Unaufhörlich schweiften Tims
Blicke, aber er konnte Tückl nicht ausmachen. Wo...
    „Na, so ein Zufall!“ sagte in diesem
Augenblick eine Stimme hinter Gaby. „Meine Retter sind auch hier.“
    Tims Kopf zuckte herum.
    Am Nebentisch — immerhin so nahe, daß
man leicht drüber hinblickt — saßen sie: der zombie-hafte Erpresser namens
Tückl und eine weitere Person.
    Tim erstarrte. Er spürte, daß er in
diesem Moment ziemlich doof aus der Wäsche guckte — aus besonderem Grund. Rasch
den Mund zu! Lippen spreizen, damit’s wie Grinsen aussieht! Der Blick
flimmerte, aber Tim konnte ihn loslösen von der zweiten Person.
    „Ja“, sagte der TKKG-Häuptling, „so ein
Zufall, hahahah! Sie wollen sich stärken, wie? Wir auch.“
    Jetzt gelang ihm ein Lächeln, und er
setzte sich vorsichtig.
    Gaby drehte sich um. Sie war nur wenig
erschrocken, denn noch sah sie nicht, was Tim bereits wußte.
    Ganz kurz nur — dann wandte sie dem
anderen Tisch wieder den

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